H-Theorem
Das Boltzmannsche H-Theorem erlaubt es, in der kinetischen Gastheorie die Maxwell-Boltzmann-Verteilung zu finden und die Entropie zu definieren. Es handelt sich damit um eine zentrale Aussage in der kinetischen Gastheorie.
Das H-Theorem wird auch Eta-Theorem genannt, weil mit dem Symbol H statt des lateinischen Buchstabens H, der hier auf jeden Fall nicht für die Enthalpie steht, auch der oft gleich aussehende, griechische Buchstabe Eta gemeint sein könnte. Wie das Symbol zu verstehen ist, wird seit langem diskutiert und bleibt mangels schriftlicher Belege aus der Entstehungszeit des Theorems ungeklärt. Einige Hinweise sprechen aber für die Interpretation als Eta.
Aussage
Der Inhalt des H-Theorems besteht in einer Aussage über die Größe ,
,
wo
die Boltzmann-Verteilungsfunktion
ist, die die Teilchenzahl
in einem Volumenelement
des Phasenraums
bei
angibt. Dabei werden als Konsequenz des thermodynamischen
Limes Effekte an der Oberfläche des betrachteten Volumens vernachlässigt
sowie Freiheit von äußeren Kräften angenommen und damit eine
-Unabhängigkeit
von
begründet.
Der Ansatz für
kann je nach Problemstellung variiert werden; für ein Gemisch
aus zwei Gasen A und B ist etwa der Ansatz
sinnvoll, wo
und
das oben definierte
mit den Verteilungsfunktionen
für A und B ist.
Mit Hilfe der Boltzmann-Gleichung
und der Annahme verschwindender äußerer Kräfte berechnet sich die zeitliche Ableitung
von
als
.
mit
und
bezeichnen die Geschwindigkeiten zweier Stoßteilchen vor dem Stoß,
- die gestrichenen Varianten ihre Geschwindigkeiten nach dem Stoß
ist der differenzielle Wirkungsquerschnitt der Stoßteilchen.
Aus der Form von
sehen wir die Aussage des H-Theorems:
Folgerungen
Gleichgewichtsverteilung
Im Gleichgewichtsfall
muss offensichtlich
gelten. Aus der Form von
erkennt man, dass
dann eine Erhaltungsgröße
in den auftretenden Stößen sein muss. Nimmt man an, dass es sich dabei um eine
Linearkombination
der folgenden bekannten Erhaltungsgrößen des Stoßes handelt:
so erhält man daraus die Maxwell-Boltzmann-Verteilung
mit den Konstanten ,
und
.
Entropie
Aus dem H-Theorem folgt, dass H eine monoton wachsende Größe ist, wie dies für eine Entropie vonnöten ist. Definiert man
mit
die Boltzmannkonstante
die Größe
für die Gleichgewichtsverteilung und
das Volumen des Gases,
so erhält man eine extensive Zustandsgröße, die mit der Zeit monoton wächst: eine Entropie.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 31.07. 2020