Heliumatom
Ein Heliumatom ist ein Atom des chemischen Elements Helium. Es ist zusammengesetzt aus zwei Elektronen, die durch die elektromagnetische Kraft an den Atomkern gebunden sind, der aus zwei Protonen und (je nach Isotop) einem oder zwei Neutronen besteht, die durch die starke Kraft zusammengehalten werden.
Anders als für Wasserstoff gibt es bislang keine geschlossene Lösung der Schrödingergleichung für das Heliumatom, d.h. die Energieniveaus lassen sich nicht exakt berechnen. Es gibt jedoch zahlreiche Näherungen, wie die Hartree-Fock-Methode, zum Abschätzen der Energieniveaus und der Wellenfunktion.
Eigenschaften der Atomhülle
Helium ist im Periodensystem das zweite und letzte Element der ersten Periode. Da innerhalb einer Periode die Atomradien mit zunehmender Elektronenzahl abnehmen und Wasserstoff und Helium die einzigen Elemente sind, in denen nur die erste Elektronenschale besetzt ist, hat Helium von allen Elementen den kleinsten Atomradius und die höchste Ionisierungsenergie.
Zwischen Heliumatomen wirken nur Van-der-Waals-Kräfte. Aufgrund der Kleinheit der Atome können die Elektronenhüllen nur sehr geringfügig polarisiert werden. Daher sind die ohnehin sehr schwachen Van-der-Waals-Kräfte im Fall von Helium besonders klein. Dies erklärt den extrem niedrigen Siedepunkt von 4,2 K (−268,8 °C).
Elektronenzustände
Ortho- und Parahelium
Im Grundzustand befinden sich die Elektronen im Zustand 1s2, d.h. sie besetzen die beiden einzigen möglichen Zustände mit der Hauptquantenzahl 1 und dem Bahndrehimpuls 0. Die Spins der Elektronen sind antiparallel und addieren sich zum Gesamtspin S = 0 (Singulett-Zustand 1S0).
Der energetisch niedrigste Zustand mit S = 1 (Triplett-Zustand 3S1) hat die Elektronenstruktur 1s2s und liegt um 19,8 eV darüber.
Zustände mit S = 0 nennt man Parahelium, solche mit S = 1 Orthohelium. Übergänge zwischen Ortho- und Parahelium sind stark unterdrückt („verboten“). Der niedrigste Orthohelium-Zustand ist daher vergleichsweise langlebig.
Quantenmechanische Beschreibung
![](bilder/Helium-term-scheme.png)
Die quantenmechanische Beschreibung des Heliumatoms ist von besonderem Interesse, weil es das einfachste Mehrelektronenatom ist und auch zum Verständnis der Quantenverschränkung benutzt werden kann.
Der Hamiltonoperator für Helium, betrachtet als 3-Körper-System (bestehend aus zwei Elektronen und dem Kern), kann im Schwerpunktsystem geschrieben werden als
/DD>
wobei
die Elektronenmasse,
die Kernmasse,
die reduzierte
Masse eines Elektrons in Bezug auf den Kern,
die Elektron-Kern-Abstandsvektoren
sind und
ist. Die Kernladungszahl
von Helium beträgt 2. In der Näherung eines unendlich schweren Kerns
erhält man
,
und der Massen-Polarisations-Term
verschwindet. In atomaren
Einheiten vereinfacht sich der Hamiltonoperator zu
Es muss betont werden, dass der zugrundeliegende Raum nicht der gewöhnliche
Raum, sondern ein 6-dimensionsionaler Konfigurationsraum
ist. In dieser Näherung (Pauli-Approximation)
ist die Wellenfunktion ein Spinor
zweiter Stufe mit 4 Komponenten
,
wobei die Indizes
die Spin-Projektion der Elektronen im
gewählten Koordinatensystem darstellen (
-Richtung
up oder down).
Sie muss die übliche Normierungsbedingung
erfüllen. Dieser allgemeine Spinor kann als 2×2-Matrix
dargestellt werden und folglich auch als Linearkombination
einer beliebigen Basis
von vier (im Vektorraum
der 2×2-Matrizen) orthogonalen
konstanten Matrizen
mit skalaren
Koeffizientenfunktionen
als
.
Eine geeignete Basis wird gebildet aus einer antisymmetrischen
Matrix (mit Gesamtspin
,
entsprechend einem Singulett-Zustand)
und drei symmetrischen
Matrizen (mit Gesamtspin
,
entsprechend einem Triplett-Zustand)
,
Es ist leicht zu zeigen, dass der Singulett-Zustand invariant unter
allen Drehungen ist (eine skalare
Größe), während das Triplett auf einen gewöhnlichen Raumvektor
mit den drei Komponenten
,
und
abgebildet werden kann.
Da im obigen (skalaren) Hamiltonian alle Spinwechselwirkungsterme zwischen
den vier Komponenten von
vernachlässigt werden (z.B. ein externes Magnetfeld, oder relativistische
Effekte wie Spin-Bahn-Wechselwirkungen),
können die vier Schrödingergleichungen
unabhängig voneinander gelöst werden.
Der Spin kommt hier nur ins Spiel durch das Pauli-Prinzip, das für Fermionen (wie Elektronen) die Antisymmetrie bei simultaner Vertauschung von Spin und Koordinaten fordert, also:
Parahelium ist damit der Singulett-Zustand
mit einer symmetrischen Funktion
und Orthohelium ist der Triplett-Zustand
mit einer antisymmetrischen Funktion
.
Wenn der Elektron-Elektron-Wechselwirkungsterm ignoriert wird (als erste
Näherung), können beide Funktionen
als Linearkombinationen von zwei beliebigen (orthogonalen und
normierten) Ein-Elektron-Eigenfunktionen
geschrieben werden:
oder für die Sonderfälle
(beide Elektronen haben identische Quantenzahlen, nur für Parahelium):
.
Die Gesamtenergie (als Eigenwert
von
)
ist dann in allen Fällen gleich
(unabhängig von der Symmetrie).
Das erklärt das Fehlen des -Zustands
(mit
)
für Orthohelium, wo folglich
(mit
)
der metastabile
Grundzustand ist. (Ein Zustand mit den Quantenzahlen:
Hauptquantenzahl
,
Gesamtspin
,
Drehimpulsquantenzahl
und Gesamtdrehimpuls
wird mit
bezeichnet.)
Wenn der Elektron-Elektron-Wechselwirkungsterm
einbezogen wird, ist die Schrödingergleichung nicht separabel.
Aber auch dann, wenn er vernachlässigt wird, können alle oben beschriebenen
Zustände (sogar mit zwei identischen Quantenzahlen, wie
mit
)
nicht als Produkt von Ein-Elektron-Wellenfunktionen geschrieben werden:
–
die Wellenfunktion ist verschränkt.
Man kann nicht sagen, Teilchen 1 ist in Zustand 1 und das andere in
Zustand 2; und man kann keine Messungen an einem Teilchen ausführen,
ohne das andere zu beeinflussen.
Siehe auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 20.06. 2021