Pauli-Gleichung
Die Pauli-Gleichung geht auf den österreichischen Physiker Wolfgang Pauli zurück. Sie beschreibt die zeitliche Entwicklung eines geladenen Spin-1/2-Teilchens, etwa eines Elektrons, das sich so langsam im elektromagnetischen Feld bewegt, dass die Feldenergie und die kinetische Energie klein gegen die Ruheenergie ist, also keine relativistischen Effekte auftreten. Zusätzlich zu den Termen in der Schrödinger-Gleichung für spinlose Teilchen enthält die Pauli-Gleichung einen Term, der den Spin mit dem Magnetfeld koppelt und der in der klassischen Physik keine Entsprechung hat. Mit diesem Term kann man das Verhalten der Silberatome beim Stern-Gerlach-Versuch verstehen. Fliegen sie durch ein inhomogenes Magnetfeld, so werden sie je nach Spin-Richtung in zwei Teilstrahlen aufgespalten.
Die Pauli-Gleichung lautet:
Hier bezeichnet
die zweikomponentige Ortswellenfunktion,
die
-te Komponente des Impulses,
die elektrische Ladung und
die Masse des Teilchens,
das skalare elektrische Potential und
das Vektorpotential,
den gyromagnetischen Faktor,
die Pauli-Matrizen (mit dem Spin-Operator
),
das Magnetfeld.
In einem schwachen, homogenen Magnetfeld
koppelt nach der Pauli-Gleichung der Spin um den gyromagnetischen Faktor
stärker an das Magnetfeld als ein gleich großer Bahndrehimpuls
Man erhält die Pauli-Gleichung auch als nichtrelativistischen Grenzfall aus
der Dirac-Gleichung,
die das Verhalten von elementaren Spin-1/2-Teilchen mit oder ohne Ladung
beschreibt. Dabei sagt die Diracgleichung den Wert
für den gyromagnetischen Faktor von Elektronen
voraus. Dieser Wert kann auch ohne Einbeziehung relativistischer Annahmen aus
der Linearisierung
der Schrödingergleichung berechnet werden.
Die Quantenelektrodynamik korrigiert diesen Wert zu
Der theoretische Wert stimmt beim Elektron mit dem gemessenen Wert in den ersten 10 Dezimalen überein.
Herleitung aus der Dirac-Gleichung
Ausgehend von der Dirac-Gleichung für ein Teilchen im elektromagnetischen Feld, aufgespalten in zwei Zweierspinoren,
mit
unterstellt man, dass nach Abspalten der schnellen Zeitentwicklung, die von der Ruhenergie herrührt,
die Zeitableitung der Zweierspinoren
und
klein ist.
In der Zeile
ist nach Annahme die Zeitableitung klein und die kinetischen Energien und die
elektrostatische Energie klein gegen die Ruheenenergie
Daher ist
klein gegen
und ungefähr gleich
In die erste Zeile eingesetzt ergibt sich
Für das Produkt der Pauli-Matrizen erhält man
Der Spinor
genügt daher der Pauli-Gleichung mit
,
Im homogenen Magnetfeld gilt
und unter Zuhilfenahme der Vertauschungsregeln des Spatproduktes folgt
wenn man Terme vernachlässigt, die quadratisch in
sind. Dann besagt die Pauli-Gleichung
Das Magnetfeld koppelt folglich nicht nur an den Bahndrehimpuls
und trägt nicht nur
zur Energie bei. Der Faktor
wird Magneton des Teilchens genannt. Im Spezialfall des Elektrons spricht
man auch vom bohrschen
Magneton.
In Drehimpulseigenzuständen ist
ein ganzzahliges Vielfaches der Magnetfeldstärke
Dagegen ergibt
ein halbzahliges Vielfaches, das erst nach Multiplikation mit g
ganzzahlig wird. Bei isolierten Atomen oder Ionen muss man den
Gesamt-Bahndrehimpuls und den Gesamt-Spindrehimpuls des Atoms bzw. Ions zu einem
Gesamtdrehimpuls J (= L+S ) addieren und erhält den
sog. Landé-Faktor
g(L, S, J). Dieser ist 1 bei reinem
Gesamt-Bahndrehimpuls und 2 bei reinem Gesamt-Spindrehimpuls, und hat sonst von
1 und 2 verschiedene Werte. Wenn ferner die betroffenen Atome in einen
Festkörper eingebaut sind, erhält man Zusatzbeiträge, die g wesentlich
verändern können.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 14.08. 2023