Rayleigh-Quotient
Der Rayleigh-Quotient, auch Rayleigh-Koeffizient genannt, ist
ein Objekt aus der linearen
Algebra, das nach dem Physiker John William Strutt, 3. Baron Rayleigh benannt ist. Der Rayleigh-Quotient wird
insbesondere zur numerischen
Berechnung von Eigenwerten
einer quadratischen Matrix
verwendet.
Definition
Sei
eine reelle symmetrische
oder komplexe hermitesche
Matrix und
mit
ein Vektor,
dann ist der Rayleigh-Quotient von
zum Vektor
definiert durch
Hierbei bezeichnet
den adjungierten
Vektor von
.
Der Bildbereich
des Rayleigh-Quotient ist genau der numerische
Wertebereich von
.
Eigenschaften
Bei einer Multiplikation
des Vektors
mit einem Skalar
ändert sich der Rayleigh-Quotient nicht:
,
er ist also eine homogene
Funktion vom Grad 0.
Der Rayleigh-Quotient hat eine enge Beziehung zu den Eigenwerten von .
Ist
ein Eigenvektor
der Matrix
und
der zugehörige Eigenwert, dann gilt:
Durch den Rayleigh-Quotient wird also jeder Eigenvektor von
auf den dazugehörigen Eigenwert
abgebildet. Diese Eigenschaft wird unter anderem in der numerischen Berechnung
von Eigenwerten benutzt. Insbesondere gilt für eine symmetrische oder
hermitesche
Matrix
mit dem kleinsten Eigenwert
und dem größten Eigenwert
nach dem Satz
von Courant-Fischer:
Die Berechnung des kleinsten bzw. größten Eigenwerts ist damit äquivalent zum Auffinden des Minimums bzw. Maximums des Rayleigh-Quotienten. Das lässt sich unter geeigneten Voraussetzungen auch noch auf den unendlichdimensionalen Fall verallgemeinern und ist als Rayleigh-Ritz-Prinzip bekannt.
Die Eigenvektoren hermitescher
bilden die stationären
Punkte des Rayleigh-Quotienten. Dies gilt nicht für asymmetrische Matrizen.
Deswegen führte Alexander Markowitsch Ostrowski
1958/59 den sogenannten 2-seitigen Rayleigh-Quotienten
ein, wobei ,
der wiederum stationär an den Rechts- und Linkseigenvektoren
und
ist. Da für normale
Matrizen Rechts- und Linkseigenvektoren übereinstimmen, fällt der 2-seitige
mit dem (einseitigen) Rayleigh-Quotienten in diesem Fall zusammen.
Verwendung in der Numerischen Mathematik
Bei numerischen Verfahren zur Lösung von Eigenwertproblemen, die, wie
beispielsweise die Vektoriteration
oder die inverse
Iteration, primär Eigenvektornäherungen berechnen, lassen sich mit Hilfe des
Rayleigh-Quotienten zusätzlich auch Eigenwertnäherungen bestimmen. Bei der
inversen Iteration wird ein Parameter ,
der Shift, benötigt. Wird
in jedem Iterationsschritt als Rayleigh-Quotient der aktuellen
Eigenvektornäherung gewählt, ergibt dies das sogenannte Rayleigh-Quotienten-Verfahren.
![Trenner](/button/corpdivider.gif)
![Extern](/button/extern.png)
![Seitenende](/button/stonrul.gif)
© biancahoegel.de
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 25.03. 2024