Bochner-Integral
Das Bochner-Integral, benannt nach Salomon Bochner, ist eine Verallgemeinerung des Lebesgue-Integrals auf Banachraum-wertige Funktionen.
Definition
Es seien
ein
-endlicher,
vollständiger
Maßraum und
ein Banachraum.
Das Bochner-Integral
einer Funktion
ist nun folgendermaßen definiert:
Als einfache Funktion bezeichnen wir Funktionen der Gestalt
mit Faktoren
und messbaren Mengen
,
wobei
deren Indikatorfunktion
bezeichnet. Das Integral einer einfachen Funktion ist nun auf naheliegende Weise
definiert:
,
wobei dies wohldefiniert, also unabhängig von der konkreten Zerlegung von
ist.
Eine Funktion
heißt
-messbar,
wenn es eine Folge
einfacher Funktionen gibt, so dass
für
-fast
alle
gilt.
Eine -messbare
Funktion
heißt Bochner-integrierbar,
falls es eine Folge
einfacher Funktionen gibt, so dass
für
-fast alle
gilt und
- zu jedem
ein
existiert mit
-
für alle
>.
In diesem Fall ist
wohldefiniert, das heißt unabhängig von der Wahl der konkreten Folge
mit obigen Eigenschaften.
Falls
und
,
so schreibt man
mit
sofern
Bochner-integrierbar ist.
Messbarkeitssatz von Pettis
Der folgende auf Billy
James Pettis zurückgehende Satz charakterisiert die -Messbarkeit:
Die Funktion
ist genau dann
-messbar,
wenn die folgenden beiden Bedingungen erfüllt sind:
- Für jedes stetige lineare
Funktional
ist
-messbar.
- Es gibt eine
-Nullmenge
, so dass
separabel bzgl. der Normtopologie ist.
Ist
ein separabler Banachraum, so ist die zweite Bedingung automatisch erfüllt und
damit entbehrlich. Insgesamt ist die
-Messbarkeit
-wertiger
Funktionen mit diesem Satz auf die
-Messbarkeit
skalarer Funktionen zurückgeführt.
Bochner-Integrierbarkeit
Die folgende von Bochner gefundene äquivalente Charakterisierung Bochner-integrierbarer Funktionen erlaubt es, einige klassische Resultate der lebesgueschen Integrationstheorie wie z.B. den Satz von der majorisierten Konvergenz auf das Bochner-Integral zu übertragen:
Eine -messbare
Funktion
ist genau dann Bochner-integrierbar, wenn
Lebesgue-integrierbar ist.
Eigenschaften
In diesem Abschnitt ist
ein Banachraum und
sind integrierbare Funktionen.
Linearität
Das Bochner-Integral ist linear,
das heißt, für Bochner-integrierbare Funktionen
und beliebige
ist auch
integrierbar, und es gilt:
.
Verkettung mit einem stetigen Operator
Es sei
ein Banachraum und
ein stetiger
linearer Operator. Dann ist
eine integrierbare Funktion und es gilt
.
Radon–Nikodym-Eigenschaft
Der Satz von Radon-Nikodým gilt für das Bochner-Integral im Allgemeinen nicht. Banachräume, für die dieser Satz gilt, bezeichnet man als Banachräume mit der Radon-Nikodym-Eigenschaft. Reflexive Räume besitzen stets die Radon-Nikodym-Eigenschaft.
Bochner-Lebesgue-Räume
Ist
ein
-endlicher,
vollständiger Maßraum und
ein Banachraum, so nennt man den Raum
der Bochner-integrierbaren Funktionen
einen Bochner-Lebesgue-Raum, wobei wie üblich
-fast
gleiche Funktionen identifiziert werden. Man erhält mit der Norm
einen Banachraum. Dieser lässt sich wie folgt als Tensorprodukt beschreiben. Man rechnet nach, dass durch
eine bilineare Abbildung gegeben ist, die einen isometrischen Isomorphismus
definiert, wobei
das projektive
Tensorprodukt bezeichne.
Siehe auch
Literatur
- Herbert Amann, Joachim Escher: Analysis. Band 3. Birkhäuser, Basel u. a. 2001, ISBN 3-7643-6613-3.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 28.03. 2021