Einschnürungssatz
![](bilder/Sandwich_lemma.png)
Der Einschnürungssatz, Einschließungssatz, Dreifolgensatz oder Sandwichsatz (u.a.: Schachtelungssatz, Quetschlemma resp. Satz von den zwei Polizisten; englisch sandwich theorem) ist in der Analysis ein Satz über den Grenzwert einer Funktion. Gemäß dem Einschnürungssatz strebt eine Funktion, die von oben und unten durch zwei gegen denselben Wert strebenden Funktionen „eingezwängt“ wird, auch gegen diesen Wert.
Der Einschnürungssatz wird typischerweise dazu verwendet, einen Grenzwert einer Funktion nachzuweisen, indem man die Funktion mit zwei anderen vergleicht, deren Grenzwerte bekannt oder einfach zu bestimmen sind. Er wurde geometrisch schon von den Mathematikern Archimedes und Eudoxos verwendet, um die Kreiszahl π zu berechnen. Die moderne Formulierung des Satzes stammt ursprünglich von Carl Friedrich Gauß.
Der Satz gilt insbesondere auch für Grenzwerte von Folgen: eine Funktion, die von oben und unten durch zwei gegen denselben Wert strebenden Folgen beschränkt wird, konvergiert ebenfalls gegen diesen Wert.
Einschließungsregel für Folgen
Seien
und
zwei reelle Folgen
mit
,
und
für fast alle (alle bis auf endlich viele)
.
Ist
eine weitere Folge mit
für fast alle
,
so konvergiert
,
und zwar ebenfalls gegen
.
Beispiel
Sei
eine Folge. Da
für
ist der Nenner immer größer als
.
Daher gilt
.
Da sowohl
als auch
gegen
konvergieren, folgt aus der Einschließungsregel, dass
ebenfalls gegen
konvergiert.
Einschnürungssatz für Funktionen
Es sei
ein Intervall,
das einen Wert
enthält. Es seien
,
und
auf
definierte Funktionen. Wenn für jedes
aus
gilt
sowie
,
dann ist .
muss nicht inmitten von
liegen. Ist
Randpunkt von
,
so handelt es sich bei obigen Grenzwerten um links- bzw. rechtsseitige.
Ähnliches gilt auch für unendliche Intervalle: Ist beispielsweise
,
so gilt der Satz auch für die Grenzwertuntersuchung
.
Zum Beweis folgt aus den Annahmen direkt
,
so dass die Ungleichungen tatsächlich Gleichungen sind und
daher auch gegen
strebt.
Beispiele und Anwendungen
Die folgenden Beispiele zeigen, wie der Satz praktisch angewendet wird.
Beispiel 1
![](bilder/(x^2)sin(x^(-1)).png)
Man betrachte ,
das auf ganz
außer für
definiert ist. Den Grenzwert für
auf konventionelle Art zu berechnen fällt schwer: Eine direkte Substitution
schlägt fehl, weil die Funktion bei
nicht definiert ist (geschweige denn stetig),
und die Regel
von de l’Hospital kann auch nicht angewendet werden, da
überall oszilliert und keinen Grenzwert hat. Mit passenden oberen und unteren
Schrankenfunktionen lässt sich jedoch der Einschnürungssatz anwenden.
Da die Sinusfunktion
betragsmäßig durch 1 begrenzt ist, ist
betragsmäßig eine passende Schranke für
.
In anderen Worten gilt mit
und
:
und
sind Polynomfunktionen und deshalb
stetig, daher gilt
.
Aus dem Einschnürungssatz folgt nun
.
Beispiel 2
Das obige Beispiel ist eine spezielle Anwendung eines häufig auftretenden allgemeinen Falles. Angenommen, wir wollen zeigen, dass gilt:
.
Es ist dann ausreichend, eine Funktion
zu finden, die auf einem
enthaltenden Intervall
definiert ist (außer möglicherweise bei
),
für die gilt
,
und außerdem für alle
aus
gilt
.
In Worten gesprochen heißt das, dass der Fehler zwischen
und
beliebig klein gemacht werden kann, wählt man
nahe genug an
.
Diese Bedingungen sind ausreichend, da die Betragsfunktion überall nicht negativ
ist, so dass wir
für alle
wählen können und den Einschnürungssatz anwenden können. Da nun
- für
gilt
,
gilt auch
und damit
.
Beispiel 3
![](bilder/Limit_sin_x_x.png)
Durch elementargeometrische Überlegungen am Einheitskreis (siehe Zeichnung rechts) lässt sich zeigen, dass
.
Wegen
folgt mit dem Einschnürungssatz
.
Dieser Grenzwert ist bei der Bestimmung der Ableitungsfunktion des Sinus behilflich.
Beweis
Die Hauptidee dieses Beweises ist es, die relativen Unterschiede der
Funktionen ,
und
zu betrachten. Dies hat den Effekt, dass die untere Schrankenfunktion konstant
null ist, was den Beweis im Detail deutlich einfacher macht. Der allgemeine Fall
wird dann auf algebraischem Wege bewiesen. Im Spezialfall
und
gilt
.
Sei
ein fester Wert. Gemäß der Definition des Grenzwerts
einer Funktion existiert nun ein
,
sodass
- wenn gilt
, dann ist
.
Für alle
aus
gilt gemäß Annahme
,
also gilt
.
Daraus schließt man, dass
- wenn gilt
, dann ist
.
Damit ist bewiesen, dass
.
Für beliebige
und
gilt nun für jedes
aus
.
Nun subtrahiert man
von jedem Ausdruck:
.
Da für
sowohl
also auch
gegen
streben gilt
.
Mit dem oben bewiesenen Spezialfall folgt
für
und daraus dann
.
Verallgemeinerungen
Eine maßtheoretische Verallgemeinerung ist der Satz von Pratt, bei dem durch die Einschnürung mittels lokal nach Maß konvergenten Funktionenfolgen auf die Vertauschbarkeit von Grenzwertbildung und Integration der eingeschnürten Funktionenfolge sowie auf die Integrierbarkeit der Grenzfunktion geschlossen werden kann.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 15.06. 2020