Blau
Blau (vom althochdeutschen blao für schimmernd, glänzend) ist der Farbreiz, der wahrgenommen wird, wenn Licht mit einer spektralen Verteilung ins Auge fällt, bei der Wellenlängen im Intervall zwischen 460 und 490 nm dominieren. Licht mit dieser Eigenschaft kann als Körperfarbe remittiert sein.
Farblehre
Zwei Grundfarben
Es gibt zwei blaue Grundfarben: Violettblau (B) und Cyanblau (C). Die Farbempfindung Violettblau entsteht durch ein Spektrum mit kurzwelligerem Anteil. Der Farbreiz des Cyanblau enthält einen mehr mittelwelligen Anteil.
Violettblau
Violettblau
- ist eine der Grundfarben der additiven Farbmischung (neben Orangerot und Grün),
- entsteht durch die Mischung der Farben Magenta und Cyanblau in der subtraktiven Farbmischung,
- ist die Komplementärfarbe zu Gelb,
- kann in Webbrowsern im RGB-Farbraum über den Wert RGB = (0, 0, 255) dezimal und #0000FF hexadezimal dargestellt werden.
Cyanblau
Die Farbvalenz Cyanblau entsteht, wenn Licht wahrgenommen wird, dessen spektrale Verteilung im Maximum zwischen 475 und 500 nm liegt. Der Mensch nimmt diese als Farbton zwischen Grün und Blau wahr. Ein anderer Begriff für diesen Farbton ist Türkis.
Farbtöne
Farbtöne von Blau sind Mischungen wie Grünblau, Violettblau (mit Rot), Himmelblau (mit Weiß), Nachtblau (mit Schwarz) oder Taubenblau (mit Schwarz und Weiß).
Die blauen Farbtöne schließen zu Grün mit Türkis an. Im Lexikon deutscher Farbbezeichnungen wird erwähnt, dass es vor 1950 keinen Beleg für Türkis als Farbwort gibt (S. 2508), doch die Bedeutung dieses Farbnamens nimmt aktuell zu. Mit Bezug zum 24-teiligen Farbkreis von Wilhelm Ostwald stellte Seufert 1955 von Rot nach Grün die Reihenfolge Ultramarin (14), Preußischblau (15), Türkis (16), Eisblau (17), Blaugrün (18) auf, wobei Türkis als ein blauer Farbton eingeordnet war. Der türkise Farbton wurde früher bevorzugt mit himmelblau bezeichnet.
An die andere Seite des (psychologischen) Blau schließen sich die violetten Töne an, obzwar die spektrale Anschluss zum Rot am langwelligen Ende des sichtbaren Lichts liegt.
Dunkelblau
Dunkelblau ist als Navy eine der definierten Webfarben. Sie kann in Webbrowsern im RGB-Farbraum über den Wert RGB = (0, 0, 128) dezimal und #000080 hexadezimal dargestellt werden.
Farbvalenzen im Blau
Die menschlichen Sehzellen für Blau verarbeiten ein sehr enges Band des Lichtspektrums, daher reagiert das Auge sehr empfindlich auf Rotanteile in Blau. Ein Farbton ist sehr deutlich entweder Blau oder Violett, es gibt keinen ausgesprochenen Mischton. Rotstichige Blautöne werden als „warmes Blau“ bezeichnet. Das erwähnte Ultramarinblau ist ein Beispiel dafür. Blaustichige Rottöne werden als „kühles Rot“ angesehen.
Farbmittel
- Bekannte blaue Farbmittel sind Ultramarinblau, Fra Angelico-Blau (aus natürlichem Lapislazuli), Kobaltblau, Berliner Blau, Azurit, Indigo.
- Eine alte Technik des Textildrucks benutzte beständige blaue Farbstoffe, vor allem Färberwaid und seit dem 17. Jahrhundert Indigo, im Blaudruck.
- Im Webdesign (HTML, CSS, SVG) steht der Farbname „blue“ für ein reines Blau.
Farbphysik
Über die Entstehung des Blauen entwickelten Künstler und Gelehrte in historischen farbphysikalischen Abhandlungen seit dem Mittelalter unterschiedliche Theorien. So beschrieb Leonardo da Vinci im Buch von der Malerei Wesen und Wirkung des Blau als immateriell, keine Farbe der Luft, sondern eine metaphysische Mischung des Sonnenlichts mit der „Schwärze der Weltfinsternis“. Goethe, für den es mit Gelb und Blau nur zwei reine Farben gab, setzte das Blau ähnlich an die Grenze zur Dunkelheit und somit dem Gelb, das an der Grenze zum Licht stehe, diametral gegenüber. Die pantheistische Sicht seiner Farbenlehre verband somit die naturwissenschaftlichen mit den ästhetischen, mystischen und psychologischen Aspekten. Die von Goethe abgelehnten Entdeckungen Newtons weisen Blau im Spektrum Rot/Orange/Gelb/Grün/Blau/Violett als eine der Spektralfarben aus, die in der Mischung aller dieser das Weiß (durch additive Farbmischung) ergeben. Bestrahlungsversuche haben ergeben, dass der Farbeindruck „schwarz“ entsteht, wenn eine cyan(blaue) Fläche mit Rot beleuchtet wird.
Verwendung/Techniken
HTML, CSS und SVG: „blue“ | |
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Bestandteile | |
RGB (r, g, b) | (0, 0, 255) |
Hexadezimal-Triplet | 0000FF |
- Die blauen Cobaltsilikate sind häufig in der Keramikdekoration anzutreffen.
- Für die Bürgeler Keramik ist das dekorative Blau als Grundton im Einsatz.
- Indisch Blau ist ein Porzellandekor der Porzelline Triptis.
- Der Grundton des traditionellen Zwiebelmusters von Meißner Porzellan ist das blaue Silikat in der Musterung.
Wirkung und Symbolik
- Blau ist eine Farbe, die auf den Menschen meist kalt wirkt. Die blauen Schatten in sonnig bestrahltem Eis und Schnee bewirken – insbesondere im Eisblau – das Gefühl von Kälte. Blau gehört zu den kalten Farben.
- Begünstigt durch das Blau des Himmels und dessen Widerspiegelung im Wasser steht Blau in Literatur und Grafik für Ferne, Sehnsucht und Klarheit. Daraus folgend wird dem Blau eine emotional ausgleichende, beruhigende und mäßigende Wirkung zugeschrieben.
- Blau und Grün wurden und werden nicht in allen Kulturen so unterschieden wie bei uns, obwohl der Grenzfall, das Türkis, auch im deutschsprachigen Raum in seiner Zuordnung vom individuellen Empfinden abhängig ist.
- Blau hat im Gegensatz zu Rot im Allgemeinen eine beruhigend-angenehme Wirkung auf den Menschen. Es fördert angeblich die Konzentration und hält wach.
- Im Webdesign (HTML, CSS, SVG) steht der Farbname „blue“ für ein reines Blau.
Politik
- Blau ist traditionell die Farbe Europas. Die Europaflagge besitzt auf blauem Grund zwölf gelbe Sterne.
- Die Flagge der Vereinten Nationen zeigt auf einem himmelblauen Flaggentuch in weiß den Erdkreis umrahmt von zwei Olivenzweigen.
- Zahlreiche Länderflaggen haben blaue Anteile. Unterteilt man nicht zwischen verschiedenen Blautönen, handelt es sich um eine der international am häufigsten verwendeten Flaggenfarben. Bei Insel- und Küstenstaaten handelt es sich häufig um einen helleren Blauton und bezieht sich dies oft auf die Farbe des Meeres oder Himmels, während gerade in europäischen Flaggen der blaue Anteil häufig auf die Farbe der Könige verweist. Das Königsblau geht wiederum, wie auch das Blau der Europaflagge, auf die im Mittelalter als kirchliches Gütesiegel aus Rom versandten wertvollen Reliquienteile des tiefblauen angeblichen Mantel Mariens (in einigen Königreichen auch des heiligen Martin) zurück. Als ehemalige Großmacht und Herrscher über ein Drittel der Weltbevölkerung hielt der dunkle Blauton der britischen Flagge (ursprünglich der schottische Anteil des Union Jack) auch Einzug in die Flaggen vieler ehemaligen Kolonien weltweit. Als traditionelle Farbe der Mongolen findet sich Blau zudem bis heute in den Flaggen und Wappen zahlreicher Turkvölker.
- Die militärischen Luft- und Wasserstreitkräfte vieler Staaten haben blaue Siegel/Wappen/Flaggen/Uniformen.
- Parteien wählen eine Kennfarbe als Parteifarbe, auf internationaler Ebene verwenden Parteien mit ähnlichen Ideologien oft dieselben Farben. Die Wahl der Farbe kann symbolisch oder regional gewählt sein.
- Die Blaue Division spanischer Freiwilliger, die bei der Niederschlagung der Spanischen Republik 1936 bis 1939 wirkten, wählte diese Farbe in den Jahren 1941 bis 1943, als sie am Russlandfeldzug teilnahmen. Dieses Blau war der Parteifarbe der spanischen Faschisten (Falange) entnommen, die als traditionelles Symbol blaue Hemden trugen.
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Europaflagge
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Flagge der Vereinten Nationen
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Argentinische Flagge
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Griechische Flagge
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Finnische Flagge
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Israelische Flagge
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Neuseeländische Flagge
(mit britischer Union Flag) -
Schwedische Flagge
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Kambodschanische Flagge
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Mongolische Flagge
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FDP (DE)
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SSW (DE)
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FPÖ (AT)
Der blaue Winkel
In den nationalsozialistischen Konzentrationslagern wurden inhaftierte Emigranten mit einem blauen Winkel gekennzeichnet. Dieses auf der Spitze stehende blaue Dreieck diente der Wachmannschaft zur Unterscheidung von anderen Häftlingskategorien. Emigranten aus Deutschland oder den verbündeten Staaten wurden nach ihrer Wiederergreifung in den KZ in „Schutzhaft“ genommen.
Religion
- Die Farbe Blau des Himmels symbolisiert im Judentum Gott, Glauben und Offenbarung. Dementsprechend wird der Davidstern in der Flagge Israels blau gefärbt.
- In der römisch-katholischen Kirche ist Blau eine liturgische Farbe. Blau gilt auch als Farbe der Gottesmutter Maria als Himmelskönigin. Genaugenommen wird sie jedoch normalerweise mit rotem oder rosafarbenem Kleid und blauem Mantel gemalt; besonders bei Immaculata-Darstellungen auch in Weiß und Blau; seltener ganz in Rot. Dagegen wird die Madonna auf Ikonen der oströmischen und orthodoxen Kirche meist mit purpurfarbenem oder dunkelrotem Mantel über blauem Kleid gemalt – von dem Blau ist dabei aber oft nicht viel zu sehen.
Geschlechterdifferenzen
Blaustrumpf war die abwertende Bezeichnung für die ersten Angehörigen der Frauenbewegung. Heinrich VIII. wurde als Ritter Blaubart bekannt und steht im Ruf des Mordes an seinen Ehefrauen. Der Begriff „Blaubart“ wurde so für Frauenmörder übernommen.
Lange Zeit galt nicht das Blau als „männliche“ Farbe. Rot hat die Assoziationen Leidenschaft, Blut, aktiver Eros und Kampf. Blau dagegen ist in der christlichen Tradition die Farbe von Maria. Nach dem Ersten Weltkrieg, ab etwa 1920, fand ein Umbruch der Auffassungen statt, die Farbe Blau wurde zum Symbol für die Arbeits- und Männerwelt. Die Blautöne der Marineuniform, blaue Arbeitsanzüge, der Blaumann förderte die Symbolik. Jungen trugen die zu Anfang des 20. Jahrhunderts modischen (marineblauen) Matrosenanzüge. Diese Betrachtungen sind auch bei den „kleinen“, „kindlichen“ Farben Rosa und Hellblau anzutreffen, die beispielsweise für Strampelanzüge verwendet werden.
Verkehr und Signal
- Bei Verkehrszeichen wird Blau als Signalfarbe eingesetzt und steht hierbei für „vorgeschrieben“ und ist die Grundfarbe der Gebotsschilder.
- Blau soll auch Rettung verdeutlichen. Eine wichtige Signalflagge ist der Blaue Peter.
- Im Zuge der europäischen Vereinheitlichung werden seit den 2000er Jahren die Uniformen der Polizei sowie die Lackierungen der Fahrzeuge sukzessive von grün auf blau umgestellt.
- Die Blaue Zone ist der Innenstadtbereich mit blau markierten Parkflächen.
Die Signalwirkung geht auf die bewusste Abgrenzung zu den hellen Farben: Rot, Gelb, Grün.
- Blaulicht, das Signal von Einsatzfahrzeugen, insbesondere der Feuerwehr, der Polizei und des Rettungsdienstes.
- Blauhelm, die Friedenstruppen der Vereinten Nationen tragen blaue Helme in auffälliger und seltener Militärfarbe.
Alkohol
- Blau sein bedeutet „betrunken sein“, die Entstehung der Redewendung ist nicht sicher geklärt. Im Französischen ist von „grau sein“ (être gris) und bei schwerer Trunkenheit von „schwarz sein“ (être noir) die Rede.
- Im Blauen Kreuz ist diese Bedeutung für die Ablehnung von Alkohol gesetzt, eine christliche Organisation, die sich um Hilfe für Suchtkranke bemüht.
Kunst und Kultur
Die Menschen im Mittelalter liebten blaue Kleidung, weil Blau die Farbe des Himmels, Gottes und der Engel war. Stefan Lochners Tafelbild der Madonna im Rosenhag ist ein Beispiel hierfür. Der blaue Mantel und das blaue Kleid weisen die Madonna als Himmelskönigin aus. Ein weiteres Beispiel sind die beiden Versionen der Felsgrottenmadonna von Leonardo da Vinci, das blaue Kleid der Madonna und der blaue Himmel stehen in Beziehung zueinander. Heinrich II. trug einen blauen Sternenmantel, der Himmel war in der blauen Kleidung auf Erden anschaubar. Blau symbolisierte Geist und Ordnung, Gesetz und Macht von Adel und Klerus.
Literarische Bedeutung erlangte im 19. Jahrhundert das Motiv der blauen Blume. In Novalis’ Roman Heinrich von Ofterdingen steht sie für die Ferne, die Hoffnung. Sie wurde zum Sinnbild der Romantik und besonders der romantischen Sehnsucht. Eduard Mörike verwendete das Farbsymbol mehrfach. So lässt er in dem Gedicht Er ist’s das „blaue Band“ des Frühlings flattern und Die Historie von der Schönen Lau – ein Kunstmärchen um eine kinderlose Prinzessin – in Blaubeuren spielen.
Der Blaue Reiter war ein Zusammenschluss von Malern des Expressionismus. Für Pablo Picasso war seine blaue Periode (etwa von 1901 bis 1907) eine wichtige Episode im Schaffen.
Blauer Mond steht für einen zweiten Vollmond innerhalb eines Monats und steht im übertragenen Sinn für ein seltenes Ereignis.
Kampfsport
In vielen Kampfkünsten – wie Jiu Jitsu, Judo und Karate – wird ein Gürtel (jap. Obi) als Teil der Kampfsportkleidung (jap. Keikogi) getragen. Der blaue Gurt repräsentiert den Kenntnisstand des Budoka und ist den fortgeschrittenen Schülergraden (jap.Kyū-Grad) vorbehalten.
Heraldik
In der Heraldik gehört Blau zu den klassischen Tinkturen. Es gehört wie Grün, Rot und Schwarz zu den heraldischen Farben, im Gegensatz zu den Metallen Gold und Silber.
Literatur
- Margarete Bruns: Von Azurit, Indigo und Anilin. Zur Geschichte der blauen Farbe. In: Emil Ernst Ploß: Ein Buch von alten Farben. Technologie der Textifarben im Mittelalter mit einem Ausblick auf die festen Farben. 6. Aufl. München 1989, ISBN 978-3-89164-060-9, S. 14–20.
- Hannelore Dittmar-Ilgen: Wie das Salz ins Meerwasser kommt und warum es keine Eisblumen mehr gibt: noch mehr Physik für Neugierige. Hirzel, Stuttgart / Leipzig 2004, ISBN 978-3-7776-1315-4.
- Harald Küppers: Schnellkurs Farbenlehre. DuMont, Köln 2005, ISBN 3-8321-7640-3.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 19.10. 2024