Steinitzscher Umordnungssatz
Der steinitzsche Umordnungssatz (nach Ernst
Steinitz) ist ein Satz aus der mathematischen
Analysis,
der sich mit der Umordnung von Reihen
befasst. Während beliebige Umordnungen innerhalb endlicher Summen auf Grund des
Kommutativgesetzes
und des Assoziativgesetzes
keinen Einfluss auf das Ergebnis der Summenbildung haben, ist dies bei
unendlichen Summen nicht mehr gewährleistet. Der hier behandelte steinitzsche
Umordnungssatz macht eine Aussage über die Struktur der Menge der Summen, die
man durch Umordnung bilden kann. Er verallgemeinert den riemannschen
Umordnungssatz, der für reelle Reihen gilt, auf Reihen im .
Konvergenzbegriffe für Reihen
Im
kann man wie in den reellen Zahlen von Konvergenz sprechen, denn durch die
übliche euklidische
Norm hat man einen Abstandsbegriff.
Es sei nun
eine Folge
von Vektoren im
.
Wenn der Grenzwert der Partialsummen
im
existiert, so schreibt man
für diesen Grenzwert und sagt, die Reihe
sei konvergent. Man beachte, dass für die Reihe und ihren Grenzwert
dieselbe Bezeichnung verwendet wird.
Jede Permutation
definiert eine Umordnung, indem man von der Folge
zur Folge
übergeht. Man nennt
eine konvergente Umordnung der Reihe, wenn die umgeordnete Reihe
konvergiert. Man sagt, die Reihe
sei unbedingt
konvergent, wenn jede Umordnung der Reihe konvergent ist.
Die Reihe
heißt bedingt konvergent, wenn sie konvergent, aber nicht unbedingt
konvergent ist. Schließlich heißt die Reihe absolut konvergent,
wenn
gilt.
Konvergenzfunktionale
Ein lineares Funktional
heißt ein Konvergenzfunktional für die Folge
,
falls
ist. So ist z.B. das Nullfunktional ein Konvergenzfunktional für jede
Folge. Leicht überlegt man sich, dass die Menge aller Konvergenzfunktionale ein
Untervektorraum im Dualraum,
d.h. im Raum der linearen Funktionale, ist. Dieser Unterraum der
Konvergenzfunktionale wird mit
bezeichnet, der Annihilator
von
mit
.
Satz von Steinitz
Es sei
eine konvergente Reihe. Dann stimmt
mit dem affinen
Unterraum
überein.
Zusatz: Besteht dieser affine Raum aus mehr als einem Punkt, so gibt es nicht-konvergente Umordnungen.
Bemerkungen
Ein Satz über konvergente Reihen
Mit Hilfe des Satzes von Steinitz kann man leicht zeigen, dass folgende
Aussagen über eine konvergente Reihe
im
äquivalent sind:
- Die Reihe ist absolut konvergent.
- Die Reihe ist unbedingt konvergent.
.
- Jedes lineare Funktional
ist ein Konvergenzfunktional für die Reihe.
Der riemannsche Umordnungssatz
Da jeder nicht-leere affine Unterraum von
entweder aus einem Punkt besteht oder mit
zusammenfällt, erhält man den riemannschen Umordnungssatz als Spezialfall des
steinitzschen Umordnungssatzes.
Der unendlich-dimensionale Fall
In unendlich-dimensionalen Räumen gelten die hier aufgestellten Konvergenzaussagen für Reihen nicht mehr. In unendlich-dimensionalen Banachräumen gibt es Reihen mit zweielementigen Summenmengen. Man muss zusätzliche Voraussetzungen über die Reihen machen, um zu einer Aussage wie im steinitzschen Umordnungssatz zu gelangen.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 24.12. 2020