Quasikonvexe Funktion


Eine quasikonvexe Funktion ist eine reellwertige Funktion, die auf einer konvexen Teilmenge eines reellen Vektorraums definiert ist und die Eigenschaft konvexer Funktionen verallgemeinert, dass alle ihre Subniveaumengen konvex sind. Ähnlich wie bei den konvexen Funktionen definiert man als Gegenstück die quasikonkave Funktion. Ist eine Funktion quasikonvex und quasikonkav, so heißt sie eine quasilineare Funktion. Quasikonvexe Funktionen sind von Bedeutung bei verschiedenen Anwendungen in der Wirtschaftstheorie. Optimierungsmethoden, die auf die Klasse der quasikonvexen Funktionen zugeschnitten sind, gehören zur quasikonvexen Optimierung und sind Verallgemeinerungen der konvexen Optimierung.
Definition
Quasikonvexe Funktionen können auf zwei Arten definiert werden. Je nach Wahl der Definition wird die andere Definition dann als Eigenschaft aufgeführt.
Über Niveaumengen

Eine Funktion ,
die auf einer konvexen Teilmenge S eines reellen Vektorraums definiert
ist, heißt
- quasikonvex, wenn jede Subniveaumenge
- für beliebiges
konvex ist.
- quasikonkav, wenn jede Superniveaumenge
- für beliebiges
konvex ist. Äquivalent dazu ist, dass
quasikonvex ist.
- quasilinear, wenn sie sowohl quasikonvex als auch quasikonkav ist.
Über Ungleichungen
Eine Funktion ,
die auf einer konvexen Teilmenge S eines reellen Vektorraums definiert
ist, heißt
- quasikonvex, wenn aus
und
folgt, dass
- strikt quasikonvex, wenn
- für alle
und
gilt.
- quasikonkav, wenn aus
und
folgt, dass
- strikt quasikonkav, wenn
- für alle
und
gilt.
Äquivalent zur (strikten) Quasikonkavität von
ist, dass
(strikt) quasikonvex ist. Die Quasilinearität wird wie oben definiert: Eine
Funktion heißt quasilinear, wenn sie quasikonvex und quasikonkav ist.
Beispiele

- Jede konvexe Funktion ist quasikonvex, da die Subniveaumengen von konvexen Funktionen konvex sind.
- Analog sind alle konkaven Funktionen quasikonkav.
- Jede monotone Funktion ist sowohl quasikonvex als auch quasikonkav, also quasilinear.
- Die Abrundungsfunktion
ist das Beispiel einer quasikonvexen Funktion, die weder konvex noch stetig ist.
- Lineare Funktionen sind quasilinear.
ist nicht linear, aber quasilinear.
Eigenschaften
- Stetige quasikonvexe Funktionen auf einem normierten Vektorraum sind immer schwach unterhalbstetige Funktionen.
- Daher nehmen stetige quasikonvexe Funktionen auf schwach folgenkompakten Mengen ein Minimum an.
- Speziell nehmen demnach stetige quasikonvexe Funktionen auf einer konvexen, abgeschlossenen, beschränkten und nichtleeren Teilmenge eines reflexiven Banachraumes ein Minimum an.
- Eine stetige Funktion
mit
konvex ist genau dann quasikonvex, wenn mindestens eine der drei folgenden Bedingungen gilt:
ist monoton wachsend auf
.
ist monoton fallend auf
.
- Es gibt ein
, so dass für
für alle
monoton fallend ist und für alle
monoton wachsend ist.
- Der Definitionsbereich und jede Niveaumenge einer quasilinearen Funktion sind konvex.
- Wie bei konvexen Funktionen gilt, dass eine Funktion
, wobei
eine konvexe Menge ist, genau dann quasikonvex ist, wenn die Funktion
definiert durch
quasikonvex ist für alle
und alle Richtungen
.
Rechenregeln
Punktweise positiv gewichtete Maxima
Sind
quasikonvexe Funktionen und
positive reelle Zahlen für
,
dann ist auch
eine quasikonvexe Funktion. Dies folgt aus der der Tatsachen, dass die
Subniveaumenge der Funktion
genau der Schnitt aller Subniveaumengen der Funktionen
ist. Diese sind aber per Definition konvex und damit ist die Niveaumenge von
als Schnitt konvexer Mengen auch konvex.
Punktweises Supremum
Ist
eine quasikonvexe Funktion in
für alle
und ist
für alle
,
so ist auch
eine quasikonvexe Funktion. Dies lässt sich analog zeigen wie der Fall mit Maxima.
Punktweises Infimum
Ist
quasikonvex sowohl in
als auch in
und ist
wobei
eine konvexe Menge ist, so ist
die Funktion
quasikonvex.
Komposition
Ist
quasikonvex und ist
eine monoton
fallende Funktion, so ist
eine quasikonvexe Funktion.
Quasikonvexität und Differenzierbarkeit
Unter Verwendung der ersten Ableitung
Gegeben sei die differenzierbare Funktion
mit
konvex. Dann ist die
genau dann quasikonvex, wenn für alle
gilt, dass
.
Im Falle einer Funktion auf den reellen Zahlen vereinfacht sich dies zu
.
Aufgrund der Äquivalenz wird dieses auch gelegentlich zur Charakterisierung von Quasikonvexität genutzt.
Im Gegensatz zu konvexen Funktionen folgt bei quasikonvexen Funktionen aus
bzw.
im Allgemeinen nicht, dass
ein Minimum ist. Beispiel dafür
ist die Funktion
.
Sie ist quasikonvex, da monoton wachsend. Ihre Ableitung verschwindet unendlich oft, aber sie besitzt kein Minimum.
Unter Verwendung der zweiten Ableitung
Ist die Funktion
zweimal differenzierbar und quasikonvex, so gilt für alle
und
,
dass aus
folgt, dass
.
Im Falle einer Funktion auf
vereinfacht sich dies zu
Darstellung durch Familien von konvexen Funktionen
In der Anwendung ist man oftmals interessiert, Niveaumengen von quasikonvexen
Funktionen durch eine Familie von konvexen Funktionen zu modellieren. Dieser
Fall taucht beispielsweise bei Optimierungsproblemen mit quasikonvexen
Restriktionsfunktionen auf. Die Niveaumengen sind zwar konvex, aber konvexe
Funktionen sind einfacher zu Handhaben als quasikonvexe. Gesucht wird also eine
Familie von konvexen Funktionen
für
,
so dass
für eine quasikonvexe Funktion
gilt. Die quasikonvexe Restriktion
lässt sich dann durch die konvexe Restriktion
ersetzen. Das quasikonvexe Optimierungsproblem ist dann ein konvexes
Optimierungsproblem.
ist immer eine monoton
wachsende Funktion in
,
es gilt also
.
Eine Darstellung der Niveaumengen existiert immer, zum Beispiel durch die erweiterte Funktion
.
Sie ist aber nicht eindeutig. Meist ist man an differenzierbaren Funktionen, die die Niveaumengen beschreiben interessiert.
Anwendungen in der Wirtschaftstheorie
- In der Theorie des Haushaltsoptimums treten quasikonkave Nutzenfunktionen auf.
- In der Theorie des Nash-Gleichgewichtes betrachtet man quasikonkave Auszahlungsfunktionen.



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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 17.12. 2021