Kaliumnitrat

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
03 – Brandfördernd
Achtung
H- und P-Sätze H: Kann Brand verstärken; Oxidationsmittel.
P:
  • Von Hitze, heißen Oberflächen, Funken, offenen Flammen und anderen Zündquellen fernhalten. Nicht rauchen.
  • Mischen mit brennbaren Stoffen / … unbedingt verhindern.

Kaliumnitrat, im allgemeinen Sprachgebrauch besser bekannt als Salpeter, im Speziellen als Kalisalpeter, ist das Salz aus Kalium und Salpetersäure.

Eigenschaften

Kaliumnitrat

Kaliumnitrat bildet farblose Kristalle, die sich in Wasser unter starker Abkühlung lösen. Es ist deshalb in warmem Wasser viel leichter löslich als in kaltem Wasser. In einem Liter Wasser von 0 °C können bis zu 130 g Kaliumnitrat gelöst werden, in 1 Liter Wasser von 100 °C sind es bis zu 2455 g Kaliumnitrat. Die Dichte der Lösung ist bei solch hohen Konzentrationen wesentlich höher als die des reinen Wassers.

Kaliumnitrat zersetzt sich beim Erhitzen zu Kaliumnitrit und Sauerstoff:

{\mathrm  {2\ KNO_{3}\ {\stackrel  {\Delta }{\rightarrow }}\ 2\ KNO_{2}+O_{2}}}

Es ist bei erhöhten Temperaturen ein hervorragendes Oxidationsmittel. Verkohlte Rückstände in Glasgeräten lösen sich in geschmolzenem Kaliumnitrat rasch auf.

Kaliumnitrat ist deutlich weniger hygroskopisch als viele andere Nitrate, z.B. Natriumnitrat.

Gewinnung

Natürliche Vorkommen

Kaliumnitrat (min. „Nitrokalit“) kommt als Ausblühung auf Böden vor. Von wirtschaftlicher Bedeutung waren die Vorkommen in China und Südostasien, wo in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Auslaugen solcher Böden mehr als 10.000 t Salpeter jährlich gewonnen wurden.

Bakterielle Nitrifikation stickstoffreicher organischer Abfälle

Von Ende des 14. bis in das 19. Jahrhundert wurde in Europa mit Hilfe von Bakterien und Luftsauerstoff die Erzeugung von Salpeter betrieben, um vom Import dieses für Kriegszwecke unentbehrlichen Rohstoffes unabhängig zu sein. (siehe „Geschichte“). Man vermengt stickstoffreiche organische Abfälle (Dung und Harn) mit Kalk und Holzasche (Pottasche) und lässt diese in lockeren, luftdurchlässigen Erdhaufen verwesen. Dabei werden die Stickstoffverbindungen durch Bakterien zu Nitraten umgesetzt. Nach zwei Jahren wird die Masse mit Wasser ausgelaugt. Der Rohlauge wird Pottasche zugesetzt und dadurch Calcium-und Magnesiumnitrat zu Kaliumnitrat und schwerlöslichem Erdalkali carbonat umgesetzt. Durch Eindampfen der filtrierten Lauge gewinnt man den Kalisalpeter, der durch Umkristallisation gereinigt wird.

Strukturformel
Struktur des K+-Ions Struktur des Nitrations
Allgemeines
Name Kaliumnitrat
Andere Namen
  • Salpeter
  • Kalisalpeter
  • E 252
Summenformel KNO3
CAS-Nummer 7757-79-1
PubChem 24434
Kurzbeschreibung farbloser bis weißer Feststoff
Eigenschaften
Molare Masse 101,11 g/mol
Aggregatzustand

fest

Dichte 2,11 g/cm3 (20 °C)
Schmelzpunkt 334 °C
Siedepunkt
  • Zersetzung > 400 °C (partiell)
  • > 750 °C (vollständig)
Löslichkeit gut löslich in Wasser: 316 g/l (20 °C)

Konversionssalpeter

Von Mitte des 19. Jahrhunderts bis etwa 1920 war die Konversion von Chilesalpeter mit Kaliumchlorid das wichtigste Verfahren zu Herstellung von Kaliumnitrat:

{\mathrm  {NaNO_{3}+KCl\longrightarrow KNO_{3}+NaCl}}

Dabei wird die geringe Zunahme der Löslichkeit von Natriumchlorid mit der Temperatur ausgenutzt: Die Mutterlauge der KNO3-Kristallisation im vorausgegangenen Zyklus wird erwärmt und mit reinem Natriumnitrat und Kaliumchlorid (in stöchiometrischen Mengen) versetzt. Das Gemisch wird unter Zusatz von etwas Soda bei 100 °C eingeengt, wobei Natriumchlorid und Verunreinigungen (Erdalkalicarbonate) ausfallen und abfiltriert werden. Das Filtrat wird mit dem Kondensat der Eindampfung wieder verdünnt, um beim Abkühlen ein Ausfällen von Natriumsalzen zu vermeiden, klarfiltriert und dann bis auf 5 °C zur Kristallisation des Kaliumnitrats abgekühlt und zentrifugiert. Das abgeschiedene Kaliumnitrat wird für technische Zwecke umkristallisiert.

Synthetisch aus Salpetersäure

Heute wird das Kaliumnitrat synthetisch hergestellt (siehe Darstellung).

Darstellung

Es gibt viele Möglichkeiten Kaliumnitrat darzustellen:

{\mathrm  {2\ K+2\ HNO_{3}\longrightarrow 2\ KNO_{3}+H_{2}}}
{\mathrm  {KCl+NaNO_{3}\longrightarrow KNO_{3}+NaCl}}
 
{\displaystyle \mathrm {KOH+NH_{4}NO_{3}*CaCO_{3}\longrightarrow NH_{3}+H_{2}O+KNO_{3}+CaCO_{3}} }
{\mathrm  {KCl+NH_{4}NO_{3}\longrightarrow KNO_{3}+NH_{4}Cl}}
{\mathrm  {K_{2}CO_{3}+2\ HNO_{3}\longrightarrow 2\ KNO_{3}+H_{2}O+CO_{2}}}
{\mathrm  {K_{2}CO_{3}+2\ NH_{4}NO_{3}\longrightarrow 2\ KNO_{3}+(NH_{4})_{2}CO_{3}}}
{\mathrm  {2\ KOH+N_{2}O_{5}\longrightarrow 2\ KNO_{3}+H_{2}O}}
{\mathrm  {KOH+HNO_{3}\longrightarrow KNO_{3}+H_{2}O}}
{\mathrm  {KOH+NH_{4}NO_{3}\longrightarrow KNO_{3}+NH_{3}+H_{2}O}}
{\mathrm  {K_{2}O+2\ HNO_{3}\longrightarrow 2\ KNO_{3}+H_{2}O}}
{\mathrm  {2\ NaNO_{3}+K_{2}CO_{3}\longrightarrow 2\ KNO_{3}+Na_{2}CO_{3}}}

Das gebildete Ammoniumcarbonat zerfällt ab etwa 60 °C zu Ammoniak, Kohlenstoffdioxid und Wasser.

Verwendung

Geschichte

Bereits im 11. Jahrhundert wird Salpeter im Buch des Marcus Graecus, das auch erstmals die Schwarzpulvermischung erwähnt, als neuer Stoff erwähnt, der von Erde und Steinen abgekratzt wird. Das vom Ende des 13. Jahrhunderts stammende Buch über den berittenen Kampf und den Einsatz von Kriegsmaschinen von Hassan ar-Rammah (Al-Furusiyya wa al-Manasib al-Harbiyya) enthält bereits mehrere Vorschriften zur Reinigung des Salpeters mit Holzasche sowie zur Anfertigung von Brandsätzen und Treibstoff für Raketen.

Salpeter wurde anfangs aus Indien importiert; Venedig zog aus dem Zwischenhandel hohe Gewinne. Mit steigender Nachfrage und aus Gründen der Unabhängigkeit förderten vom Ende des 14. Jahrhunderts an die Regierungen die eigene Gewinnung von Salpeter und sicherten sich durch ein „Salpeterregal“ alle Rechte der Herstellung, des Importes und der Verwendung mittels drakonischer Gesetze. Durch die schnelle Sauerstoffabgabe war der Salpeter die Grundlage für die plötzliche Verbrennung von Schwefel und Holzkohle im Schießpulver und daher als chronisch knappe Substanz der strategische Rohstoff über sechs Jahrhunderte.

In Thüringen gab es im 16. Jahrhundert neun Salpetersiedereien. Die Moldauufer bei Prag waren mit „Sanitärbänken“ bedeckt, die Stadt Halle erteilte eine Konzession zur Salpetergewinnung an den Müllhalden. Die steigende Nachfrage nach Salpeter wurde teilweise durch weitere Importe, vor allem aus Indien, und durch eigene Anlagen gedeckt.

Ab dem Ende des 14. Jahrhunderts fand ein systematischer Anbau von Salpetergärten statt. Tierische Abfälle (Dung, Kot, Urin und Blut) wurden mit kalkhaltigen Erden, Erde von Fried- bzw. Schlachthöfen oder aus Mooren und mit Kalk, Schutt sowie Asche in Gruben gefüllt oder zu Haufen geschichtet und ab und zu mit Jauche oder Urin begossen. Durch die Zersetzung bildete sich nach ein bis zwei Jahren so viel Salpeter, dass er aus der Erde ausgewaschen werden konnte. Die Ausbeute betrug etwa 6:1 : Aus 6 kg Salpetererde gewann man 1 kg Salpeter.

Salpetersieder als besonderer und sehr unbeliebter Berufsstand durften Grundstücke jederzeit betreten und dort nach Salpeter suchen. Das traf sogar für Kirchen im 17. und 18. Jahrhundert zu, wobei nur die Zeiten der Gottesdienste ausgenommen waren. In Schweden mussten die Bauern ihre Abgaben sogar teilweise in Salpeter entrichten.

Im 19. Jahrhundert kam es dann sogar zum Salpeterkrieg, den Chile gegen seine Nachbarländer führte, um in den alleinigen Besitz der riesigen Wüstenlagerstätten von Natronsalpeter („Caliche“) zu gelangen, der jetzt mit Kalisalzen sofort zum Kalisalpeter umgesetzt werden konnte. Dieses Verfahren der Konversion wurde ab 1916 vom Haber-Bosch-Verfahren, der Erzeugung von Ammoniak aus Luft und Wasser mit nachfolgender Umsetzung zur Salpetersäure, abgelöst.

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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 1012. 2022