Austenit
Austenit ist
- die metallographische Bezeichnung für die kubisch-flächenzentrierte Modifikation (Phase) des reinen Eisens und seiner Mischkristalle.
- der Gefügebestandteil Austenit ist der Hauptgefügebestandteil vieler nichtrostender Stähle und der wichtigste Gefügebestandteil der austenitischen Stähle. In der Regel liegt er in metastabilem Zustand vor. Er besteht aus der austenitischen Phase des Eisens und ist im Auflichtmikroskop wegen seiner geringeren Stapelfehlerenergie an seinen charakteristischen Zwillingsgrenzen erkennbar.
Als Phase
Struktur und Eigenschaften
Die austenitische Phase (definiert durch die kubisch-flächenzentrierte Gitterstruktur) kommt zwischen den Temperaturen 1392 °C und 911 °C als γ-Eisen bei reinem Eisen vor. Bei der Abkühlung bildet sie sich aus dem δ-Ferrit durch eine polymorphe Umwandlung.
Kommt Kohlenstoff als Legierungselement hinzu, liegt der Austenit als Einlagerungsmischkristall vor.
Das kubisch-flächenzentrierte Austenitgitter verfügt über Oktaederlücken mit einem Radius von 0,41 R. Trotz der größeren Packungsdichte vermag Austenit daher deutlich mehr Kohlenstoffatome zu lösen als das krz-Ferritgitter.
Die Kohlenstofflöslichkeit des Austenits liegt bei einer Temperatur von 723 °C bei 0,8 %. Die maximale Löslichkeit liegt bei 1147 °C mit 2,06 % Kohlenstoff, siehe Eisen-Kohlenstoff-Diagramm.
Die Diffusionsgeschwindigkeit im Austenit ist kleiner als im Ferrit.
Die austenitische Phase hat paramagnetische Eigenschaften (nicht magnetisierbar).
Stabilität und Einflüsse von Legierungselementen
Binäre Fe-C-Legierungen wandeln sich beim Abschrecken auf Raumtemperatur bei geringen Kohlenstoffgehalten vollständig in Martensit um. Bei höheren Kohlenstoffgehalten bleibt ein mit dem Kohlenstoffgehalt zunehmender Anteil Austenit als Restaustenit neben Martensit erhalten. Bei langsamer Abkühlung aus dem Austenit-Gebiet kommt es zur Ausscheidung von Perlit, einem lammellenartig strukturierten Gemisch aus Ferrit und Zementit.
Die Bildung der austenitischen Phase kann durch austenit- oder ferritstabilisierende Elemente beeinflusst werden.
Austenitstabilisierende Legierungselemente sind Nickel, Kohlenstoff, Mangan, Stickstoff und Kobalt. Sie stabilisieren oder erweitern den Existenzbereich des γ-Einphasenraums zu höheren und/oder niedrigeren Temperaturen. Ist der Gehalt dieser Legierungselemente ausreichend hoch, verbleibt das gesamte Stahlgefüge bei Raumtemperatur metastabil im Austenitzustand, wenn die Martensitstarttemperatur unterhalb der Raumtemperatur liegt (austenitische Stähle).
Ferritstabilisierende Legierungselemente sind unter anderem Chrom, Aluminium, Titan, Silicium, Vanadium und Molybdän. Sie bewirken ein abgeschlossenes γ-Feld. Bei genügendem Gehalt an diesen Legierungselementen ist das γ-Feld so stark abgeschnürt, dass sich der Stahl beim Erwärmen nicht in Austenit umwandelt (ferritischer Stahl).
Die Löslichkeit des Kohlenstoffs im Austenit wird durch Legierungselemente verringert, wodurch sich die eutektoide Konzentration verschiebt.
Als Gefügebestandteil
Dem austenitischen Gefügebestandteil werden folgende Eigenschaften zugeschrieben:
- niedrigere Festigkeitswerte (bei Raumtemperatur liegen die Werte der 0,2-%-Dehngrenze von austenitischen Standardstählen bei rund 200–205 N/mm² und die Zugfestigkeitswerte bei rund 600 N/mm²)
- hohe Zähigkeitswerte (typische Bruchdehnungswerte (A5) liegen bei rund 40–50 % und damit doppelt so hoch wie bei ferritischen Stählen)
- geringe Wärmeleitfähigkeit
- relativ hoher Wärmeausdehnungskoeffizient
- Ein Einfluss der Gitterstruktur auf den spezifischen elektrischen Widerstand wurde nicht beobachtet.
- Die Festigkeit kann durch Kaltverformung enorm gesteigert werden; daher sind austenitische Stähle im Allgemeinen schlecht zerspanbar.
- hochwarmfest aufgrund der niedrigen Stapelfehlerenergie
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 14.01. 2024