Stefan-Boltzmann-Gesetz
Das Stefan-Boltzmann-Gesetz ist ein physikalisches Gesetz, das die thermisch abgestrahlte Leistung eines idealen Schwarzen Körpers in Abhängigkeit von seiner Temperatur angibt. Es ist benannt nach den Physikern Josef Stefan und Ludwig Boltzmann.
Stefan-Boltzmann-Gesetz
Jeder Körper, dessen Temperatur über dem absoluten
Nullpunkt liegt, gibt Wärmestrahlung
an seine Umgebung ab. Ein Schwarzer Körper ist ein idealisierter Körper, der
alle auf ihn treffende Strahlung vollständig absorbieren kann
(Absorptionsgrad = 1). Nach dem kirchhoffschen
Strahlungsgesetz erreicht daher auch sein Emissionsgrad ε
den Wert 1, und er sendet die bei der betreffenden Temperatur maximal
mögliche thermische Leistung aus. Das Stefan-Boltzmann-Gesetz gibt an, welche
Strahlungsleistung
ein Schwarzer Körper der Fläche
und der absoluten
Temperatur
aussendet. Es lautet
mit der Stefan-Boltzmann-Konstanten .
Die Strahlungsleistung eines Schwarzen Körpers ist also proportional zur vierten
Potenz
seiner absoluten Temperatur: Eine Verdopplung der Temperatur bewirkt, dass die
abgestrahlte Leistung um den Faktor 16 ansteigt. Dieses Gesetz wird deshalb
auch als „Boltzmannsches T-hoch-vier-Gesetz“ bezeichnet.
Der Wert dieser Naturkonstanten beträgt nach derzeitiger Messgenauigkeit
Kreiszahl | Mathematische Konstante | |
Boltzmann-Konstante | Naturkonstante,
nicht mit der Stefan-Boltzmann-Konstante | |
Plancksches Wirkungsquantum | Naturkonstante | |
Lichtgeschwindigkeit | Naturkonstante | |
Watt | SI-Einheit der Leistung | |
Meter | SI-Einheit der Länge | |
Kelvin | SI-Einheit der absoluten Temperatur |
Ein- und zweidimensionaler Fall
Das oben erwähnte Gesetz gilt für dreidimensionale Körper, d.h., alle
Längendimensionen
befinden sich im Bereich
,
d.h. sind sehr groß im Verhältnis zur betrachteten Wellenlänge
.
Falls eine Körperdimension
sehr klein ist im Vergleich zur Wellenlänge, wenn also
gilt, so handelt es sich um einen zweidimensionalen Körper (Fläche). Und falls
zwei Körperdimensionen
sehr klein sind im Vergleich zur Wellenlänge, also
handelt es sich um einen eindimensionalen Körper (Stab). In diesen Fällen können
sich die Wellen im Körper nicht in drei Dimensionen ausbreiten, und somit ist
die gesamte innere Energie
kleiner. Es gilt für eindimensionale Körper
mit
und für zweidimensionale Körper
mit
wobei
die Riemannsche
Zeta-Funktion bezeichnet und
auch als Apéry-Konstante
bezeichnet wird. Die abgestrahlte Energie eines Schwarzen Körpers ist im
Allgemeinen also proportional zur
-ten
Potenz seiner absoluten Temperatur, wobei
die Dimension des Körpers bezeichnet.
Herleitung aus der Thermodynamik
Das Stefan-Boltzmann-Gesetz wurde im Jahr 1879 von Josef Stefan experimentell entdeckt. Boltzmann leitete 1884 dieses Strahlungsgesetz aus Gesetzen der Thermodynamik und der klassischen Maxwellschen Elektrodynamik ab. Ausgehend von einer der thermodynamischen Grundgleichungen für ein abgeschlossenes System im thermodynamischen Gleichgewicht:
findet man unter Beachtung der Integrabilitätsbedingung den Ausdruck
mit
: Entropie
: innere Energie
: Volumen
: Druck
: Temperatur.
Maxwell zeigte bereits 1873, dass sich der Strahlungsdruck als
schreiben lässt.
ist hierbei die Energiedichte der elektromagnetischen Strahlung. Adolfo Bartoli konnte
ferner im Jahre 1876 die Existenz eines Strahlungsdruckes thermodynamisch
rechtfertigen, indem er darlegte, dass im Falle der Nichtexistenz der zweite
Hauptsatz der Thermodynamik verletzt würde. Der Vorfaktor 1/3 folgt
allerdings nur aus elektrodynamischen Betrachtungen.
Setzt man diesen Ausdruck für
in die vorhergehende Beziehung ein und berücksichtigt, dass die gesamte Energie in
einem Volumen sich als
schreiben lässt, so folgt nach Integration
bzw. für die gesamte Energie
Die Integrationskonstante
bleibt jedoch zunächst unbestimmt. Sie musste durch Experimente, wie zum
Beispiel jene von Joseph Stefan, bestimmt werden. Dass es sich dabei um eine aus
anderen Naturkonstanten zusammengesetzte Größe handelt, zeigte sich erst in der
Quantenmechanik. Im
Jahre 1900, also 21 Jahre nach dem Stefan-Boltzmann-Gesetz, entdeckte Max Planck das nach ihm
benannte plancksche
Strahlungsgesetz, aus dem das Stefan-Boltzmann-Gesetz einfach durch Integration über alle
Richtungen und Wellenlängen
folgt. Das plancksche Strahlungsgesetz konnte mit der Einführung des
Wirkungsquantums
auch erstmals die Stefan-Boltzmann-Konstante
auf fundamentale Naturkonstanten zurückführen.
In älterer Literatur wird die Größe
ebenfalls als Stefan-Boltzman-Konstante bezeichnet.
Mit der durch das CODATA
unter diesem Namen geführten Konstanten
steht
,
die sogenannte Strahlungskonstante, allerdings über
in Beziehung; in Zahlen ausgedrückt:
Herleitung aus der Quantenmechanik
Zur Herleitung geht man von der spektralen Strahlungsdichte eines Schwarzen Körpers aus und integriert diese sowohl über den gesamten Halbraum, in den das betrachtete Flächenelement abstrahlt, als auch über alle Frequenzen:
Gemäß dem Lambertschen
Gesetz berücksichtigt dabei der Kosinusfaktor den Umstand, dass bei
Abstrahlung in eine beliebige durch die Winkel
und
gegebene Richtung nur die auf dieser Richtung senkrecht stehende Projektion
der Fläche
als effektive Strahlfläche auftritt. Der Term
ist ein Raumwinkelelement.
Da der Schwarze Körper grundsätzlich ein diffuser Strahler und seine
spektrale Strahldichte daher richtungsunabhängig ist, ergibt das Integral,
ausgeführt über den Halbraum, den Wert .
Für die Integration über die Frequenzen ist
zu beachten. Integriert man die so erhaltene spezifische Ausstrahlung
noch über die abstrahlende Fläche, erhält man das Stefan-Boltzmann-Gesetz in der
oben angegebenen Form.
Für den ein- und zweidimensionalen Fall sind hier zwei andere Integrale zu lösen. Es gilt:
Somit folgt für
und daraus folgt für
Diese Integrale werden z.B. durch geschickte Umformung oder mit Hilfe der Funktionentheorie gelöst.
Nicht-Schwarze Strahler
Das Stefan-Boltzmann-Gesetz gilt in der obigen Form nur für Schwarze
Strahler. Ist ein Nicht-Schwarzer Strahler gegeben, der richtungsunabhängig
strahlt (sogenannter Lambert-Strahler)
und dessen Emissionsgrad
für alle Frequenzen denselben Wert hat (sogenannter Grauer Körper), dann ist
die von diesem abgegebene Strahlungsleistung. Dabei ist der Emissionsgrad
der gewichtete gemittelte Emissionsgrad über alle Wellenlängen und die
Wichtungsfunktion ist die Schwarzkörperenergieverteilung.
streut materialabhängig
zwischen 0,012 und 0,98. Ist der Emissionsgrad wellenlängenabhängig, so ändert
sich die Strahlungsverteilung nicht nur wegen der Änderung der
Planck-Verteilung. Durch diese zusätzliche Temperaturabhängigkeit ist die
gesamte Strahlungsleistung nicht mehr streng proportional zur vierten Potenz der
absoluten Temperatur.
Für einen Strahler, bei dem die Richtungsunabhängigkeit oder die Frequenzunabhängigkeit der Emission nicht gegeben ist, muss zur Bestimmung des hemisphärischen Gesamtemissionsgrads ε(T) das Integral individuell unter Zugrundelegung der betreffenden Gesetzmäßigkeiten berechnet werden. Viele Körper weichen nur wenig vom idealen Lambert-Strahler ab; wenn der Emissionsgrad in dem Frequenzbereich, in dem der Körper einen merklichen Anteil seiner Strahlungsleistung abgibt, nur wenig variiert, lässt sich das Stefan-Boltzmann-Gesetz zumindest näherungsweise anwenden.
Beispiel
![](bilder/EffectiveTemperature.png)
Außerhalb der Erdatmosphäre im Abstand Sonne-Erde empfängt eine zur Sonne
ausgerichtete Fläche eine Bestrahlungsstärke von
S = 1367 W/m² (Solarkonstante).
Man bestimme die Temperatur
der Sonnenoberfläche unter der Annahme, dass die Sonne in hinreichender Näherung
ein Schwarzer Körper sei. Der Sonnenradius beträgt
R = 6,963·108 m, der mittlere Abstand zwischen
Erde und Sonne ist D = 1,496·1011 m.
Die von der Sonnenoberfläche abgegebene Strahlungsleistung P durchdringt eine konzentrisch um die Sonne gelegte Kugelschale des Radius D mit der Bestrahlungsstärke S, beträgt also insgesamt P = 4πD²·S = 3,845·1026 W (Leuchtkraft der Sonne). Nach dem Stefan-Boltzmann-Gesetz beträgt die Temperatur der abstrahlenden Oberfläche
Die so bestimmte Temperatur der Sonnenoberfläche heißt Effektivtemperatur. Es ist die Temperatur, die ein gleich großer Schwarzer Körper haben müsste, um dieselbe Strahlungsleistung abzugeben wie die Sonne.
Siehe auch
Das Stefan-Boltzmann-Gesetz macht eine Aussage über die von einem Schwarzen Körper auf allen Frequenzen insgesamt abgegebene Strahlungsleistung. Die Aufteilung auf einzelne Frequenzen bzw. Wellenlängen wird vom planckschen Strahlungsgesetz beschrieben.
Das wiensche Verschiebungsgesetz verbindet die Temperatur eines Schwarzen Körpers mit der am stärksten abgestrahlten Wellenlänge.
![Trenner](/button/corpdivider.gif)
![Extern](/button/extern.png)
![Seitenende](/button/stonrul.gif)
© biancahoegel.de
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 03.01. 2024