Lokal-Global-Prinzip (Zahlentheorie)
Als Lokal-Global-Prinzip bezeichnet man in der Zahlentheorie verschiedene Prinzipien, mit denen in manchen Fällen aus der Lösbarkeit diophantischer Gleichungen modulo aller Primzahlen auf die Lösbarkeit der ursprünglichen Gleichung geschlossen werden kann.
Reduktion diophantischer Gleichungen und chinesischer Restsatz
Eine diophantische Gleichung ist eine Gleichung der Form
,
wobei
eine gegebene Polynomfunktion mit ganzzahligen Koeffizienten ist und nur
ganzzahlige Lösungen
gesucht werden.
Wenn
eine ganzzahlige Lösung ist, dann sind offensichtlich auch für jede ganze Zahl
die Restklassen modulo
Lösungen der modulo
"reduzierten" Gleichung
Es ist
sogar genau dann eine ganzzahlige Lösung, wenn für alle Primzahlen
die reduzierte Gleichung modulo
gilt. Mithilfe des chinesischen
Restsatzes erhält man außerdem, dass
genau dann für jede natürliche Zahl
lösbar ist, falls
für jede Primzahl
und jede natürliche Zahl
eine Lösung besitzt.
Es trifft aber im Allgemeinen nicht zu, dass aus der Lösbarkeit der Gleichungen modulo jeder Primzahl oder sogar Primpotenz auch die Lösbarkeit in ganzen Zahlen folgt. Zum Beispiel hat die Gleichung
keine ganzzahlige Lösung, sie ist aber modulo jeder Primzahl
lösbar, weil stets mindestens eine der Zahlen
ein quadratischer
Rest ist.
Lokal-Global-Prinzipien werden heute in der Regel mittels der
Vervollständigungen der rationalen
Zahlen
formuliert, also der p-adischen
Zahlen
(für alle Primzahlen
)
und der reellen Zahlen
.
Man sagt dann, dass eine Gleichung
,
wobei
eine Polynomfunktion mit rationalen Koeffizienten ist, dem Lokal-Global-Prinzip
genügt, wenn aus der Lösbarkeit in
und in
für alle Primzahlen
die Lösbarkeit der ursprünglichen Gleichung in
folgt. Poonen und Voloch haben bewiesen, dass die Brauer-Manin-Obstruktion
die einzige Obstruktion für das Lokal-Global-Prinzip ist.
Lokal-Global-Prinzip für quadratische Formen (Satz von Hasse-Minkowski)
Der Satz von Hasse-Minkowski besagt, dass das Lokal-Global-Prinzip für das Problem der Darstellung der Null durch eine gegebene quadratische Form über dem Körper der rationalen Zahlen (das ist der ursprüngliche Satz von Hermann Minkowski) oder allgemeiner über einem Zahlkörper (das bewies Helmut Hasse 1921 in seiner Dissertation) gilt.
Wenn also
eine quadratische
Form mit Koeffizienten
in einem Zahlkörper (zum Beispiel dem Körper der rationalen Zahlen
)
ist, dann folgt aus der Existenz von nichttrivialen Nullstellen in
und in allen p-adischen Vervollständigungen bereits die Existenz einer
nichttrivialen Nullstelle im Zahlkörper.
Dieses Prinzip lässt sich nicht auf kubische Polynome
verallgemeinern. Die Gleichung
hat nichttriviale Lösungen in
und in allen
,
aber nicht in
(Ernst Sejersted Selmer). Auch die Fermat-Gleichung
hat Lösungen in allen
und
,
aber nicht in den rationalen Zahlen.
Eng mit dem Lokal-Global-Prinzip für quadratische Formen hängt das
Hasse-Prinzip für algebraische Gruppen zusammen. Dieses besagt, dass man für
eine einfach
zusammenhängende algebraische
Gruppe über einem Zahlkörper
einen Isomorphismus
der Galois-Kohomologie
hat, wobei
alle Vervollständigungen von
durchläuft.
Dieses Prinzip wurde beim Beweis der Weil-Vermutung für Tamagawa-Zahlen
und des starken Approximationssatzes in algebraischen Gruppen verwandt.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 24.09. 2022