Cantorsche Normalform
Die cantorsche Normalform wird im mathematischen Teilgebiet der Mengenlehre behandelt, sie verallgemeinert die Darstellung von Zahlen im Stellenwertsystem bzgl. einer festen Basis auf Ordinalzahlen.
Cantorsche Normalform zur Basis β
Es sei
eine Ordinalzahl. Dann gibt es zu jeder Ordinalzahl
eine eindeutig bestimmte natürliche Zahl
und eindeutig bestimmte Ordinalzahlen
und
,
so dass
und
und
für
.
Zum Beweis
Der Beweis wird mittels transfiniter
Induktion geführt. Mittels einfacher Lemmata über Ordinalzahlenarithmetik
verschafft man sich die kleinste Ordinalzahl
mit
.
Dann gibt es Ordinalzahlen
und
mit
.
Schließlich ist
oder man kann auf
die Induktionsvoraussetzung anwenden, was ebenfalls den Beweis beendet.
Bemerkungen
Stellung der Koeffizienten
In obiger Darstellung der Ordinalzahl
bzgl. der Basis
stehen die Koeffizienten
rechts von den Potenzen
.
Das weicht von der üblichen Schreibweise beim Stellenwertsystem in der Zahlentheorie ab, dort
schreibt man die Koeffizienten gerne vor die Potenzen. Das ist dort kein
Problem, da die Multiplikation in den natürlichen Zahlen kommutativ ist, was
aber für die Ordinalzahlenmultiplikation nicht der Fall ist. So ist zum Beispiel
,
wobei
die kleinste unendliche Ordinalzahl sei. Obiger Satz wird sogar falsch, wenn man
die Koeffizienten vor die Potenzen setzt.
Basis ω
Ist speziell ,
so nimmt obiger Satz folgende Form an:
Zu jeder Ordinalzahl
gibt es eindeutig bestimmte natürliche Zahlen
und Ordinalzahlen
,
so dass
.
Dazu beachte man, dass Ordinalzahlen
natürliche Zahlen sein müssen, die in dieser Formulierung mit
bezeichnet sind. Diesen Satz nennt man auch den cantorschen
Normalformsatz. Er wurde erstmals 1897 von Cantor für gewisse Ordinalzahlen
bewiesen,
der Beweis ließ sich aber auf beliebige Ordinalzahlen erweitern.
Basis 10
Verwendet man die Basis ,
so erhält man für
,
also für natürliche Zahlen, genau die übliche Dezimaldarstellung
im Stellenwertsystem zur Basis 10. Darüber hinaus liefert der Satz aber auch
Darstellungen für größere Ordinalzahlen, zum Beispiel
oder
.
Anwendungen
Die Darstellungen von Ordinalzahlen zur Basis
werden zur Definition der sogenannten hessenbergschen
natürlichen Operationen verwendet.
Des Weiteren ermöglichen sie einen Beweis des Satzes von Goodstein.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 11.06. 2020