Schauderbasis
In der Funktionalanalysis
wird eine Folge
eines Banachraums als
Schauderbasis bezeichnet, falls jeder Vektor bezüglich ihr eine
eindeutige Darstellung als (unendliche) Linearkombination hat. Sie ist zu
unterscheiden von der Hamelbasis,
von der verlangt wird, dass sich jeder Vektor als endliche
Linearkombination der Basiselemente darstellen lässt.
Benannt sind die Schauderbasen nach dem polnischen Mathematiker Juliusz Schauder (1899–1943), der sie 1927 beschrieb.
Definition
Sei
ein Banachraum über dem Grundkörper
oder
.
Eine Folge
in
heißt Schauderbasis, falls jedes
eindeutig als konvergente Reihe
,
dargestellt werden kann.
Beispiele
- Im Folgenraum
mit der ℓp-Norm
bilden für
die Einheitsvektoren
eine Schauderbasis.
- Setze
für alle
, und für
,
definiere
durch
-
- Bis auf einen konstanten Faktor ist jedes
eine auf
eingeschränkte Haar-Wavelet-Funktion. Die Folge
, die man nach Alfréd Haar auch das Haar-System nennt, ist eine Schauderbasis für den Raum Lp([0,1]) für
.
- Zur Konstruktion einer Schauderbasis des Raums
sei
eine dichte Folge in
ohne Wiederholungen und es sei
. Man nehme dazu zum Beispiel eine bijektive Abzählung der rationalen Punkte des Einheitsintervalls oder eine Folge der Art
und so weiter mittels fortgesetzter Halbierung der bisher von der gebildeten Folge gelassenen Lücken.
- Für jedes
sei
definiert durch
= konstant 1 und für alle weiteren
sei
,
für alle
und
sei affin-linear auf
. Dann ist die Folge
eine Schauderbasis von C([0,1]). Die Idee zur Konstruktion dieser Schauderbasis geht auf Juliusz Schauder zurück und man nennt eine solche Basis daher auch die Schauderbasis.
Eigenschaften
Allgemeine Eigenschaften
- Ein Banachraum mit Schauderbasis ist separabel,
denn die Menge der endlichen Linearkombinationen
mit Koeffizienten aus
bzw.
ist eine dichte, abzählbare Menge.
- Umgekehrt besitzt nicht jeder separable Banachraum eine Schauderbasis.
- Banachräume mit Schauderbasis haben die Approximationseigenschaft.
- In unendlichdimensionalen Banachräumen ist eine Schauderbasis nie Hamelbasis des Vektorraums, da eine solche in unendlichdimensionalen Banachräumen stets überabzählbar sein muss (siehe Satz von Baire).
Koeffizientenfunktionale
Die Darstellung eines Elements
bezüglich einer Schauderbasis ist nach Definition eindeutig. Die Zuordnungen
werden als Koeffizientenfunktionale bezeichnet; sie sind linear und
stetig und daher Elemente des Dualraums
von
.
Eigenschaften der Basis
Schauderbasen können weitergehende Eigenschaften haben. Die Existenz von Schauderbasen mit solchen Eigenschaften hat dann weitere Konsequenzen für den Banachraum.
Ist
eine Schauderbasis des Banachraums
,
so gibt es eine Konstante
,
so dass für
und jede Wahl von Skalaren
die Ungleichung
gilt. Das Infimum über die
,
die zu vorgegebener Basis diese Ungleichung erfüllen, nennt man die
Basiskonstante. Man spricht von einer monotonen Basis, wenn die
Basiskonstante gleich 1 ist.
Man nennt eine Basis
beschränkt vollständig (englisch: boundedly complete), wenn es zu jeder
Folge
von Skalaren mit
ein
gibt mit
.
Weiter sei
der von
erzeugte abgeschlossene
Untervektorraum, und
für
sei
die Norm des eingeschränkten Funktionals
.
Die Basis heißt schrumpfend (englisch: shrinking), wenn
für alle
.
Schließlich spricht man von einer unbedingten Basis (englisch:
unconditional), wenn alle Reihen
in den Entwicklungen bezüglich der Basis unbedingt
konvergieren. Die Standard-Basen der
-Räume
sind offenbar unbedingt. Der Raum
hat keine unbedingte Basis. Mittels der Eigenschaft
(u) von Pelczynski kann man sogar zeigen, dass er nicht einmal Unterraum
eines Banachraums mit unbedingter Basis ist. Weiter kann man zeigen, dass das
Haar-System in
für
eine unbedingte Basis ist, nicht aber für
.
Der Raum
besitzt keine unbedingte Basis.
Zwei Sätze von R. C. James
Die folgenden beiden Sätze von Robert C. James zeigen die Bedeutung der Basisbegriffe.
- R. C. James: Sei
ein Banachraum mit Schauderbasis.
ist genau dann reflexiv, wenn die Basis beschränkt vollständig und schrumpfend ist.
Für unbedingte Schauderbasen kann man das Vorhandensein gewisser Unterräume
charakterisieren. Sei
ein Banachraum mit unbedingter Schauderbasis. Dann gilt:
enthält keinen zu c0 isomorphen Unterraum.
Die Basis ist beschränkt vollständig.
enthält keinen zu
isomorphen Unterraum.
Die Basis ist schrumpfend.
Als Konsequenz ergibt sich daraus:
- R. C. James: Sei
ein Banachraum mit unbedingter Schauderbasis.
ist genau dann reflexiv, wenn
keinen zu
oder
isomorphen Unterraum enthält.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 16.02. 2020