Reaktivitätskoeffizient
Ein Reaktivitätskoeffizient
beschreibt in der Kerntechnik
die Änderung der Reaktivität
eines Reaktors, die durch Änderung einer anderen Größe
hervorgerufen wird. Es handelt sich also um einen Differentialquotienten
.
Ist
das im Kühlmittel fehlende Volumen, so spricht man vom Dampfblasenkoeffizienten
(allgemeiner: Kühlmittelverlustkoeffizient oder Voidkoeffizient).
Ist
die Temperatur, so heißt
Temperaturkoeffizient; dieser wird meist Dopplerkoeffizient
genannt, weil der Effekt im Wesentlichen durch die
Dopplerverbreiterung
der Resonanzen
im Wirkungsquerschnitt des Neutroneneinfangs
im 238U zustande
kommt. In dieser Art können noch weitere Reaktivitätskoeffizienten definiert
werden.
Ein Reaktivitätskoeffizient ist im Allgemeinen keine Konstante, denn die
Funktion
ist meist nicht linear. Der Reaktivitätskoeffizient hängt vielmehr selbst vom
Wert der jeweiligen Einflussgröße (und meist noch von weiteren Parametern) ab.
Wird für einen Reaktor nur ein einzelner Wert des jeweiligen Koeffizienten
genannt, bezieht er sich meist auf den normalen Betriebszustand. Oft
interessiert vor allem das Vorzeichen des Reaktivitätskoeffizienten, d.h.
ob eine Zunahme der Einflussgröße die Reaktivität vermindert oder erhöht. Im
Sinne der Reaktorsicherheit wird bei den beiden oben beschriebenen
Reaktivitätskoeffizienten angestrebt oder verlangt, dass sie in allen
Betriebszuständen des Reaktors negativ sind.
Durch einen genügend großen negativen Temperaturkoeffizienten stellt man z.B. sicher, dass beim (ggf. unbeabsichtigten) Temperaturanstieg der Temperatur die Reaktivität sinkt und der möglicherweise überkritische Reaktor dadurch zur Kritikalität zurückkehrt.
Dies machen sich manche gepulsten Forschungsreaktoren wie der Reaktortyp TRIGA zunutze. Sie dürfen als einzige Reaktoren sogar zur prompten Überkritikalität gebracht werden, da ihr großer negativer Temperaturkoeffizient zuverlässig nach Millisekunden die Rückkehr zur Unterkritikalität bewirkt. Auch beim Forschungsreaktor Haigerloch, der praktisch keine Regelmöglichkeiten hatte, verließ man sich für den Fall, dass er Kritikalität erreicht hätte, auf die Reaktivitätsbegrenzung durch den nuklearen Dopplereffekt.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 12.09. 2022