Strikt konvexer Raum
Strikt konvexe Räume werden im mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis betrachtet. Es handelt sich um normierte Räume, deren Norm bestimmte geometrische Eigenschaften hat, die für die Optimierungstheorie wichtig sind.
Definitionen
Ist
ein reeller normierter Raum, so sei
die Einheitskugel, das heißt die Menge aller Elemente
mit
,
sei der Dualraum, das heißt der
Banachraum der stetigen
linearen
Funktionale
mit der Dualraumnorm
.
Ein reeller normierter Raum
heißt strikt konvex, wenn er eine der folgenden untereinander
äquivalenten Bedingungen erfüllt:
- Ist
für
, so gibt es eine reelle Zahl
mit
.
- Ist
für zwei verschiedene
, so gilt
für alle reellen Zahlen
.
- Ist
für zwei verschiedene
, so gilt
.
- Die Funktion
ist strikt konvex.
- Jedes
nimmt das Supremum auf
in höchstens einem Punkt an.
Aus der zweiten Eigenschaft ergibt sich direkt, dass die Menge der Extremalpunkte von
mit dem Rand der Einheitskugel
zusammenfällt.
Aus der vierten Eigenschaft folgt die für die Optimierungstheorie wichtige Aussage, dass eine konvexe Menge in einem strikt konvexen Raum höchstens einen Vektor minimaler Länge hat.
Beispiele
- Gleichmäßig
konvexe Räume sind strikt konvex, insbesondere also prä-Hilberträume
und die Lp-Räume für
.
ist nicht strikt konvex, denn ist
und
, so ist
.
- Jeder endlichdimensionale strikt konvexe Raum ist gleichmäßig konvex. Es gibt strikt konvexe Räume, die nicht gleichmäßig konvex sind; diese müssen dann unendlichdimensional sein. Siehe auch Renormierungssatz.
Glattheit
Die hier vorgestellte Eigenschaft Glattheit
(engl.: smoothness) ist die zur strikten Konvexität duale Eigenschaft.
Es sei
die Korrespondenz,
die jedem
die Menge derjenigen Funktionale
mit
zuordnet. Man nennt
auch die Dualitätsabbildung. Nach dem Satz von
Hahn-Banach ist
für alle
.
Man nennt einen normierten Raum glatt, wenn
für jedes
einelementig ist. Es gilt nun folgender Satz:
- Sei
ein normierter Raum.
- Ist
strikt konvex, so ist
glatt.
- Ist
glatt, so ist
strikt konvex.
Für reflexive Räume erhält man dann perfekte Dualität:
- Sei
ein reflexiver Banachraum.
ist genau dann strikt konvex, wenn
glatt ist.
ist genau dann glatt, wenn
strikt konvex ist.
Da die Dualitätsabbildung
für glatte Räume nur einelementige Bilder hat, kann man sie auch als Funktion
betrachten. Man kann zeigen, dass diese Abbildung stetig ist, wenn man auf
die Normtopologie und auf
die schwach-*-Topologie
betrachtet.
Ein Renormierungssatz
In vielen Fällen kann man sich durch Übergang zu einer äquivalenten Norm die hier vorgestellten Normeigenschaften verschaffen, denn es gilt:
- Jeder separable Banachraum hat eine äquivalente Norm, die sowohl strikt konvex als auch glatt ist.
Insbesondere kann man auf diese Weise nicht-reflexive, strikt konvexe Banachräume konstruieren. Damit hat man Beispiele für strikt konvexe aber nicht gleichmäßig konvexe Banachräume, denn letztere sind nach einem Satz von Milman stets reflexiv.
Siehe auch
- Konvexitätsbedingung: für verwandte Klassen normierter Räume



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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 01.11. 2020