Satz von Montel
Der Satz von Montel (nach Paul Montel) ist ein Satz aus der Funktionentheorie. Er beschäftigt sich mit der Fragestellung, wann eine Funktionenfolge holomorpher Funktionen eine kompakt konvergente Teilfolge besitzt. In diesem Sinne ist er das Analogon zum Satz von Bolzano-Weierstraß für Zahlenfolgen. Er wurde von Paul Montel im Jahre 1916 gefunden.
Aussage des Satzes
Grundlegend für die Formulierung ist das von Montel eingeführte Konzept der
normalen Familie: Eine
Familie
holomorpher Funktionen heißt normal, wenn jede Folge in
eine kompakt
konvergente Teilfolge besitzt. Dabei wird Konvergenz bezüglich der
sphärischen Metrik betrachtet, insbesondere ist Konvergenz gegen
zugelassen.
Kleiner Satz von Montel
Eine lokal gleichmäßig beschränkte Familie holomorpher Funktionen ist normal.
Großer Satz von Montel
Sei
eine Familie von in einem Gebiet
holomorphen Funktionen und seien
,
.
Für alle
und
gelte
.
Dann ist
normal.
Beweis des kleinen Satzes von Montel
Für den Beweis des kleinen Satzes von Montel benötigt man zunächst folgendes Lemma:
Lemma
sei eine auf einem Gebiet
holomorphe und lokal gleichmäßig beschränkte Funktionenfolge. Die Menge
liege dicht in
.
Dann ist
kompakt konvergent.
Beweis (Lemma)
Wir wollen zeigen:
wobei
die offene Kreisscheibe mit Mittelpunkt
und Radius
bezeichnet.
Da die Funktionenfolge lokal gleichmäßig beschränkt ist, gilt:
Wähle .
Seien nun .
Dann gilt (Cauchysche
Integralformel):
Nun schätzt man das Integral durch die Länge der Kurve und das Maximum des Integranden ab (genaugenommen einer Abschätzung des Maximums):
Also gilt:
Nun liegt P dicht in G. Man kann also für jedes vorgegebene ε endlich viele
aus P wählen, sodass die ε Umgebungen ganz
überdecken. (Da
kompakt ist, reichen endlich viele.) Hier wählen wir unser ε genau so, dass wir
dann in Kombination mit der oberen Abschätzung genau
erhalten.
sei das zu z nächstgelegene
.
Dann kann man mittels der oberen zwei Abschätzungen den ersten und letzten
Summanden jeweils mit
abschätzen. Da die
ja auf den
punktweise konvergieren, ist auch der mittlere Term (für hinreichend großes n)
kleiner als
.
So erhalten wir:
Beweis (Satz von Montel)
Um das obere Lemma verwenden zu können, wählen wir zunächst eine abzählbare
dichte Teilmenge
des Gebietes
.
(z.B.: Nur jene
mit rationalen Real- und Imaginärteil)
Nun betrachten wir die Folge
an der Stelle
.
Da die Folge lokal gleichmäßig beschränkt ist, folgt mit dem Satz von
Bolzano-Weierstraß, dass eine Teilfolge
existiert, sodass
konvergiert. Wir bezeichnen diese Folge mit
.
Nun kann man diese Funktionenfolge im Punkt
betrachten. Mit dem gleichen Argument wie oben erhält man, dass es eine im Punkt
konvergente Teilfolge
gibt.
So definiert man induktiv die Funktionenfolgen .
Nun betrachtet man die Diagonalfolge .
Diese konvergiert für alle
nach dem Cantor'schem
Diagonalfolge-Verfahren und ist daher nach dem Lemma auch kompakt konvergent auf
dem Gebiet
.
Literatur
- E. Freitag, R. Busam: Funktionentheorie 1. Springer-Verlag, ISBN 3-540-31764-3.
Siehe auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 23.11. 2020