Quecksilber(II)-oxid

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[3] ggf. erweitert[2]
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Gefahr
H- und P-Sätze H:
  • Lebensgefahr bei Verschlucken, bei Hautkontakt oder bei Einatmen.
  • Kann die Organe schädigen (alle betroffenen Organe nennen, sofern bekannt) bei längerer oder wiederholter Exposition (Expositionsweg angeben, wenn schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht).
  • Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.
P:
  • Nicht in die Augen, auf die Haut oder auf die Kleidung gelangen lassen.
  • Nach Gebrauch … gründlich waschen. (Die vom Gesetzgeber offen gelassene Einfügung ist vom Inverkehrbringer zu ergänzen)
  • Freisetzung in die Umwelt vermeiden.
  • Schutzhandschuhe/ Schutzkleidung/ Augenschutz/ Gesichtsschutz/ Gehörschutz/ … tragen.
  • Bei Berührung mit der Haut: Mit viel Wasser / … waschen. (Die vom Gesetzgeber offen gelassene Einfügung ist vom Inverkehrbringer zu ergänzen
  • Bei Einatmen: Die Person an die frische Luft bringen und für ungehinderte Atmung sorgen.
  • Sofort Giftinformationszentrum, Arzt oder … anrufen.
[2]
MAK 0,1 mg/m3[1]
Toxikologische Daten 18 mg/kg (LD50Ratteoral)[1]

Quecksilber(II)-oxid ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Oxide.

Kristallstruktur
Struktur von Quecksilber(II)-oxid
_ Hg2+ 0 _ O2−
Allgemeines
Name Quecksilber(II)-oxid
Andere Namen
  • Quecksilberoxid
  • Merkurioxid
  • rotes Präzipitat
  • gelbes Präzipitat
  • roter Leu
Verhältnisformel HgO
Kurzbeschreibung orange-roter, geruchloser Feststoff[1]
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer Extern 21908-53-2
EG-Nummer 244-654-7
ECHA-InfoCard Extern 100.040.580
PubChem Extern 30856
Eigenschaften
Molare Masse 216,59 g/mol−1
Aggregatzustand fest
Dichte 11,1 g/cm3 (20 °C)[1]
Schmelzpunkt > 400 °C (Zersetzung)[1]
Dampfdruck 0,12 Pa (20 °C)[1]
Löslichkeit praktisch unlöslich in Wasser (0,052 g/l bei 25 °C)[1]

Vorkommen

In natürlicher Form kommt Quecksilber(II)-oxid als sehr seltenes Mineral Montroydit vor.[4]

Gewinnung und Darstellung

Quecksilber(II)-oxid

Die rote Form von Quecksilber(II)-oxid kann durch Reaktion von Quecksilber mit Sauerstoff bei über 350 °C oder durch Pyrolyse von Quecksilber(II)-nitrat gewonnen werden, die gelbe Form durch Fällung von gelöstem Hg2+ mit Alkalien. Die unterschiedliche Farbe ist nur die Folge der unterschiedlichen Partikelgrößen, da beide Formen die gleiche Struktur mit Ketten aus linearen O-Hg-O-Einheiten und gewinkelten (108°) Hg-O-Hg-Einheiten aufweisen.

Seine trigonale Modifikation kann durch Reaktion von Kaliumtetraiodomercurat(II) mit Natron- oder Kalilauge bei 50 °C gewonnen werden.[5]

{\displaystyle \mathrm {K_{2}HgI_{4}+2\ KOH\longrightarrow HgO+4\ KI+H_{2}O} }

Eigenschaften

Quecksilber(II)-oxid ist ein Lichtempfindlicher orange-roter Feststoff, der in Wasser schlecht löslich ist. Wie Quecksilber selbst ist auch das Oxid sehr giftig. Erwärmt man Quecksilberoxid, so färbt es sich ab 400 °C fast schwarz und zerfällt dann ab 500 °C in Sauerstoff und Quecksilber:

{\displaystyle \mathrm {2\ HgO\rightarrow 2\ Hg+O_{2}} }

Die Verbindung kommt in zwei Modifikationen vor. Die trigonale Modifikation hat eine Kristallstruktur mit der Raumgruppe P3121 (Raumgruppen-Nr. 152) und den Gitterparametern a = 357,7 pm und c = 868,1 pm. Oberhalb von 200 °C wandelt sich diese in die orthorhombische Modifikation um, die die Raumgruppe Pnma (Nr. 62) und die Gitterparameter a = 661,2 pm, b = 552,0 pm und c = 352,1 pm besitzt.[5]

Verwendung

Quecksilber(II)-oxid kann zur Herstellung von reinem Quecksilber verwendet werden. Schon 1774 entdeckte Joseph Priestley, dass erhitztes Quecksilber(II)-oxid Sauerstoff abgibt und sich Quecksilber bildet, wobei er das entstehende Gas jedoch nicht als Sauerstoff erkannte. Es wurde bis zu dem Verbot von Quecksilberoxid-Zink-Batterien als Kathodenmaterial verwendet. Besonders gut lässt sich mit Quecksilber(II)-oxid Sauerstoff in gezielten Mengen im Labormaßstab herstellen. Das Abwiegen der benötigten Menge ist aufgrund der hohen Dichte von Quecksilber recht präzise. Außerdem führen die Quecksilber(II)-oxid-Kristalle kein Kristallwasser mit sich.

Vergiftung

Symptomatik

Bei einer inhalativen Aufnahme kommt es zu einem Husten. Der Stoff kann über die intakte Haut aufgenommen werden. Auf der Haut selbst ruft er eine Rötung hervor. Bei einer oralen Aufnahme kommt es zu Durchfall und abdominellen Schmerzen. Prinzipiell reizt die Substanz die Atemwege, die Augen und die Haut. Ein wiederholter oder chronischer Kontakt mit Quecksilberoxid kann eine Sensibilisierung verursachen. Es kann auch zur Entwicklung von Nierenschäden kommen.

Notfallmaßnahmen

Der Patient ist mit umluftunabhängigem Atemschutz aus der kontaminierten Umgebung zu retten. Kontaminierte Kleidung ist zu entfernen und die betroffene Haut ist ausgiebig mit Wasser zu spülen. Jeder Patient bekommt mindestens vier Liter Sauerstoff pro Minute. Bei einer Einwirkung auf das Auge ist dieses zu anästhesieren und sorgfältig zu spülen. Bei einer oralen Aufnahme erhält der Patient 1 Gramm medizinische Kohle pro Kilogramm Körpergewicht. Eine klinische Überwachung hat auf jeden Fall zu erfolgen. In der Klinik kann als spezifisches Antidot Dimercaptopropansulfonsäure eingesetzt werden.

Einzelnachweise

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  1. Hochspringen nach: a b c d e f g Datenblatt Extern Quecksilber(II)-oxid bei Merck.
  2. Hochspringen nach: a b Eintrag zu Extern Quecksilber(II)-oxid in der GESTIS-Stoffdatenbank des Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung">IFA. (JavaScript erforderlich)
  3. Nicht explizit in Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP) gelistet, fällt aber mit der angegebenen Kennzeichnung unter den Gruppeneintrag Extern inorganic compounds of mercury with the exception of mercuric sulphide and those specified elsewhere in this Annex im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung Extern erweitern.
  4. Mineralienatlas: Extern Montroydit
  5. Hochspringen nach: a b Georg Brauer (Hrsg.), unter Mitarbeit von Marianne Baudler u. a.: Handbuch der Präparativen Anorganischen Chemie. 3., umgearbeitete Auflage. Band I, Ferdinand Enke, Stuttgart 1975, ISBN 3-432-02328-6, S. 1053.
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Basierend auf einem Artikel in: Extern Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 21.02. 2025