Iodwasserstoff

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP)
04 – Gasflasche 05 – Ätzend
Gefahr
H- und P-Sätze H: Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden.
P:
  • Staub / Rauch / Gas / Nebel / Dampf / Aerosol nicht einatmen.
  • Schutzhandschuhe / Schutzkleidung / Augenschutz / Gesichtsschutz tragen.
  • Bei Kontakt mit der Haut (oder dem Haar): Alle beschmutzten, getränkten Kleidungsstücke sofort ausziehen. Haut mit Wasser abwaschen/duschen.
  • Bei Einatmen: Die Person an die frische Luft bringen und für ungehinderte Atmung sorgen. Sofort Giftinformationszentrum, Arzt oder … anrufen.
  • Bei Kontakt mit den Augen: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser spülen. Vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter spülen.
EU-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP)
Ätzend
Ätzend
(C)
R- und S-Sätze R: Verursacht schwere Verätzungen.
S:
  • Unter Verschluss und für Kinder unzugänglich aufbewahren. (Text nur erforderlich bei Abgabe an nichtgewerbliche Endverbraucher)
  • Behälter an einem gut gelüfteten Ort aufbewahren.
  • Bei Berührung mit den Augen gründlich mit Wasser abspülen und Arzt konsultieren.
  • Bei der Arbeit geeignete Schutzkleidung, Schutzhandschuhe und Schutzbrille/Gesichtsschutz tragen.
  • Bei Unfall oder Unwohlsein sofort Arzt hinzuziehen (wenn möglich, Etikett vorzeigen).

Iodwasserstoff (Summenformel HI), auch als Wasserstoffiodid oder Hydrogeniodid bezeichnet, ist ein farbloses, stechend riechendes, ätzendes Gas, das sich sehr gut in Wasser unter Bildung der sehr starken Iodwasserstoffsäure löst. Die Bindungslänge zwischen dem Iod- und Wasserstoffatom beträgt 160,9 pm.

Strukturformel
Strukturformel von Iodwasserstoff
Allgemeines
Name Iodwasserstoff
Andere Namen
  • Jodwasserstoff
  • Hydrogeniodid
  • Wasserstoffiodid
  • Iodan
Summenformel HI
CAS-Nummer 10034-85-2
PubChem 24841
Kurzbeschreibung farbloses, stechend riechendes Gas
Eigenschaften
Molare Masse 127,91 g/mol
Aggregatzustand gasförmig
Dichte 5,79 kg/m3 (0 °C)
Schmelzpunkt −51 °C
Siedepunkt −35,4 °C
Dampfdruck 0,73 MPa (20 °C)
pKs-Wert −10 (bei 25 °C)
Löslichkeit leicht in Wasser (425 g/l bei 20 °C)
Dipolmoment 0,448(1) D (1,49 · 10−30 C · m)

Geschichte

Die Bildungs- und Zersetzungsreaktion:

{\displaystyle \mathrm {H_{2}+I_{2}\ \leftrightharpoons \ 2\,HI} }

wurde bereits 1894 von dem Physiko-Chemiker Max Bodenstein eingehend und mit hoher Genauigkeit untersucht. Sie war Ende des 19. Jahrhunderts ins Blickfeld der Forscher geraten, weil sie eine Beobachtung molekularer Gleichgewichtsreaktionen ermöglichte. Neben der Knallgasreaktion und Bildung von Schwefeltrioxid bildete die Iodwasserstoffreaktion eine experimentelle Grundlage zu einer Theorie der Kinetik der Gasreaktionen.

Gewinnung und Darstellung

Industriell erfolgt die Herstellung durch katalytische Reaktion der gasförmigen Elemente über einen auf 500 °C erwärmten Platin-Schwamm als Katalysator:

{\displaystyle \mathrm {H_{2}+I_{2}\longrightarrow 2\ HI} }
Wasserstoff und Iod reagieren zu Iodwasserstoff.

Vereinzelt wird auch die Reaktion von Iod mit Hydrazin genutzt:

{\displaystyle \mathrm {N_{2}H_{4}+2\ I_{2}\longrightarrow 4\ HI+N_{2}} }
Hydrazin und Iod reagieren zu Iodwasserstoff und Stickstoff.

Darüber hinaus vermag Wasser aus Phosphortriiodid Iodwasserstoff freizusetzen:

{\displaystyle \mathrm {PI_{3}+3\ H_{2}O\longrightarrow H_{3}PO_{3}+3\ HI} }

Diese Reaktion ist jedoch ungeeignet, um wirklich trockenen Iodwasserstoff auszutreiben.

Als Laborsynthese für Iodwasserstoff bietet sich folgende Möglichkeit an:

{\displaystyle \mathrm {C_{10}H_{18}+3\ I_{2}\longrightarrow 6\ HI\uparrow +C_{10}H_{12}} }
Decalin und Iod reagieren zu Iodwasserstoff und Tetralin.

Des Weiteren bietet es sich im Labor an, Iodwasserstoff aus konz. Iodwasserstoffsäure zu gewinnen, obwohl dies keine Darstellung im eigentlichen Sinne darstellt.

{\displaystyle \mathrm {HI(aq)+\ P_{2}O_{5}\longrightarrow \ HI(g)\uparrow +2\ H_{3}PO_{4}} }

Eigenschaften

Iodwasserstoff ist mit einem pKS-Wert von −10 eine der stärksten bekannten Säuren. Unter Luftabschluss ist es beständig. An Luft tritt Oxidation zu Iod ein:

{\displaystyle \mathrm {4\,HI+O_{2}\longrightarrow 2\,H_{2}O+2\,I_{2}} }

Oxidationsmittel wie Brom und Chlor oxidieren Iodwasserstoff unter Bildung des entsprechenden Halogenwasserstoffes zum elementaren Iod. Beim Erhitzen spaltet sich Iodwasserstoff in die Elemente Wasserstoff und Iod auf (Rückreaktion der Bildungsreaktion).

Verwendung

Iodwasserstoff findet Verwendung zur Herstellung von Iodiden, organischen Iodverbindungen und als Katalysator. In der Analytik durch chemischen Abbau spielte er als Reduktionsmittel eine nicht unwesentliche Rolle.

Sicherheitshinweise

Aufgrund seiner Säureeigenschaft reizt Iodwasserstoff Augen und Atemwege, in hoher Konzentration ist es aufgrund der Abgabe von Iod-Ionen im Körper und der Ätzwirkung auf die Atemwege sogar giftig. Aufgrund seiner hohen Wasserlöslichkeit bildet es an Luft jedoch Nebel und schlägt sich nieder, zudem wird es durch den Luftsauerstoff langsam zersetzt. Vergiftungen mit dem Gas sind deshalb sehr selten. Die Gefährlichkeit entspricht daher etwa der der Iodwasserstoffsäure.

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Basierend auf einem Artikel in: Extern Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 29.03. 2024