Blattläuse
Blattläuse | ||||||||||||
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Sojabohnenblattlaus (Aphis glycines) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Aphidoidea | ||||||||||||
Latreille, 1802 |
Die Blattläuse oder Aphidoidea gehören zu den Pflanzenläusen (Sternorrhyncha). Von den 3.000 bekannten Arten leben in Mitteleuropa etwa 850. Alle Blattläuse ernähren sich von Pflanzensaft. Eine Reihe von Arten gelten als Schädlinge von Nutz- oder Zierpflanzen.
Merkmale
Blattläuse sind kleine Insekten von wenigen Millimetern Größe, einige Arten erreichen eine Körperlänge von bis zu 7 Millimetern. Als Pflanzensauger sind die Tiere mit einem Stechrüssel ausgestattet. Bei den meisten Arten überwiegen ungeflügelte Formen, es kommen aber im Generationswechsel auch geflügelte Formen vor, die dann vor allem der Verbreitung und dem Wirtswechsel dienen. Massenvermehrung durch Jungfernzeugung (Parthenogenese) ist weit verbreitet.
Ernährung
Da sich Blattläuse von den kohlenhydratreichen Pflanzensäften ernähren, die arm an Aminosäuren sind, scheiden sie typischerweise große Mengen für sie durch Eiweißmangel nicht verwertbarer, zuckerhaltiger Lösung, den sogenannten Honigtau, wieder aus. Er lockt oft andere Insekten und Wirbeltiere an oder dient auch als Nährmedium für Pilze wie Schwärze- und Rußtaupilze.
Fortpflanzung
Bei den meisten Arten wechselt sich eine geschlechtliche Generation (aus
Männchen und Weibchen) ab mit mehreren (bis zu vierzig) aufeinanderfolgenden
Generationen mittels Jungfernzeugung (Parthenogenese)
erzeugter Weibchen, was als Holozyklus bezeichnet wird. Bei vielen Arten ist
aber die geschlechtliche Fortpflanzung verloren gegangen (sog. Anholozyklus); es
werden nur parthenogenetische Weibchen gebildet. Die Geschlechtstiere legen Eier
ab, während die parthenogenetischen Generationen immer lebendgebärend (vivipar) sind. Nur bei zwei
Familien wird von dieser Regel abgewichen. Je nach Umweltbedingungen werden,
nach in der Regel vier Nymphenstadien, ungeflügelte oder geflügelte Nachkommen
produziert. Dies geschieht zum Beispiel bei Überbevölkerung an einem Ort. Etwa
zehn Prozent der Blattlausarten sind wirtswechselnd, d. h. verschiedene
Generationen leben auf unterschiedlichen Pflanzenarten. Bei diesen Arten erfolgt
der Wechsel ebenfalls durch geflügelte Tiere.
Forscher der Universität Jena und des dortigen Max-Planck-Institut für chemische Ökologie haben 2005 herausgefunden, dass die Produktion des geflügelten Nachwuchses auch durch einen Alarm-Duftstoff (Pheromon) ausgelöst werden kann, den die Blattläuse ausstoßen, wenn sie von Feinden wie beispielsweise Marienkäfern angegriffen werden. Der β-Farnesen genannte Alarm-Duftstoff bewirkt, dass in der Blattlauskolonie eine große Unruhe entsteht und alle Tiere sich deutlich mehr bewegen oder sich sogar vom Blatt fallen lassen. Diese gesteigerte Unruhe bewirkt nun wie bei einer Überpopulation die sofortige Erzeugung geflügelter Nachkommen.
Schädlinge
Neben den immensen wirtschaftlichen Schäden, die Blattläuse in allen landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Kulturen anrichten können, stellen sie auch für den Hobbygärtner ein erhebliches Problem dar. Ihre Saugtätigkeit an den Pflanzen führt zu Ertrags- und Qualitätsverlusten bis hin zu vollständigem Ernteausfall. Blattläuse sind zudem die wichtigsten tierischen Überträger von Pflanzenviren. Größer als die von den Läusen direkt verursachten Schäden sind oftmals die von ihnen hervorgerufenen Viruserkrankungen der Pflanzen.
Daneben führen die klebrigen Ablagerungen durch den von den Läusen ausgeschiedenen Honigtau oft sekundär zur Ansiedelung von Schwärzepilzen, was auch ein ästhetisches Problem darstellen kann. Ameisen, Wespen, Honigbienen, andere Insekten und selbst einige Wirbeltiere nutzen den von den Blattläusen ausgeschiedenen Honigtau als Nahrungsquelle. Ameisen unterstützen Blattläuse sogar bei deren Verbreitung (Phoresie, eine Form der Symbiose zwischen Blattlaus und Ameise).
Der Blattlausbefall beginnt meist unbemerkt, es folgt unter optimalen Voraussetzungen für den Schädling eine explosionsartige Vermehrung. Befallen werden praktisch alle Pflanzenarten. Meist findet man die Läuse in beschatteten Bereichen auf Blattunterseiten und in der Nähe von Blüten- und Blatt-Ansätzen.
Bekämpft werden können Blattläuse durch:
- diverse Pflanzenschutzmittel
- natürliche Feinde – Blattläuse werden gefressen von: Marienkäfern und deren Larven, Schwebfliegenlarven, Florfliegenlarven, Schlupfwespenlarven, Raupenfliegen, Raubwanzen, Laufkäfern, Weichkäfern, Spinnen und Vögeln. Sowohl Marienkäfer als auch Florfliegenlarven sind dabei so populär als Blattlausfresser, dass sie gezüchtet und als Larven oder Eier verkauft werden.
- Hausmittel: Als Hausmittel soll insbesondere das Besprühen mit seifigen Lösungen sowie Brennnesselsud oder Tabaksud einen besonders schnellen und guten Erfolg erzielen. verg.: Jauchen und Tee
Einige Arten der Baumläuse gelten nicht nur als Schädlinge, sondern sind als Honigtau-Erzeuger für die Imkerei sehr wichtig.
Systematik
Blattläuse stellen eine sehr diverse Gruppe dar, die auch in Mitteleuropa durch eine Reihe von Taxa mit Familienrang vertreten ist.
- echte Blattläuse (Aphidoidea i.e.S.)
- Röhrenblattläuse
– Aphididae
- Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus persicae)
- Schwarze Bohnenlaus (Aphis fabae)
- Erbsenlaus (Acyrthosiphon pisum)
- Große Rosenblattlaus (Macrosiphum rosae)
- Johannisbeerblasenlaus (Cryptomyzus ribis)
- Sitkalaus, Fichtenröhrenlaus (Elatobium abietinum = Liosomaphis abietina)
- Hormaphididae
- Baumläuse – Lachnidae
- Buchenkrebs-Baumlaus (Schizodryobius pallipes)
- Eichenrindenlaus (Lachnus roboris)
- Kiefernrindenlaus (Cinara pini)
- Blasenläuse
– Pemphigidae
- Spiralgallenlaus (Pemphigus spirothecae)
- Salatwurzellaus (Pemphigus bursarius)
- Mindaridae
- Maskenläuse – Thelaxidae
- Anoeciidae
- Borstenläuse (vormals zusammen mit Zierläusen) – Drepanosiphiodae
- Zierläuse
– Callaphididae
- Buchenblatt(baum)laus (Phyllaphis fagi)
- Phloemyzidae
- Röhrenblattläuse
– Aphididae
- Adelgoidea
- Adelgidae
- Tannenläuse (Dreyfusia spp.)
- Kiefernläuse (Pineus pini u.a.)
- Grüne Fichtengallenlaus (Sacchiphantes viridis)
- Gelbe Fichtengallenlaus (Sacchiphantes abietis)
- Kleine Fichtengallenlaus (Adelges laricis)
- Douglasienwolllaus (Gilletteella cooleyi)
- Adelgidae
- Phylloxeroidea
- Zwergläuse
– Phylloxeridae
- Reblaus (Viteus vitifoliae)
- Zwergläuse
– Phylloxeridae
Fossile Belege
Der älteste fossile Beleg einer Blattlaus, Triassoaphis cubitus, wurde auf einer triassischen Lagerstätte in Australien gefunden. Darüber hinaus sind Vertreter zahlreicher Familien der Blattläuse als Inklusen in kreidezeitlichem und tertiärem Bernstein, insbesondere in Baltischem Bernstein, recht häufig erhalten. Von der in Baltischem Bernstein weitaus häufigsten Art, der Germaraphis dryoides, wurden seltsamerweise nur Larven, flügellose Imagines und weibliche Tiere gefunden. Aus verschiedenen Funden von Blattläusen (nicht Germaraphis, da diese Gattung nur Wachs absondert und daher von Ameisen nicht gemolken wird) zusammen mit Iridomyrmex in einem Stück Baltischen Bernsteins lässt sich herleiten, dass zwischen Blattläusen und Ameisen bereits im Eozän eine symbiotische Beziehung bestand, wie sie in heutiger Zeit existiert.
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Datum der letzten Änderung : Jena, den: 13.09. 2024