Karotte

Wildform der Möhre (Daucus carota), Illustration

Vitaminreiches, vielseitig verwendbares, aromatisches Wurzelgemüse.
 
Standort: Sonnig, in humosen, sandigen Lehmböden.
Vermehrung: Durch Aussaat.

Die Möhre hat als Nutzpflanze eine lange Vergangenheit. So ist bekannt, daß sie bereits bei den prähistorischen Pfahlbauten am Bodensee angebaut wurde. Ihre heutigen Formen werden etwa seit dem 12. Jahrhundert in Spanien und seit dem 15. Jahrhundert auch bei uns angebaut.
Die Möhre (Daucus carota) kommt als Wildpflanze auch natürlicherweise in Mitteleuropa vor. Sie bildet aber im Gegensatz zu der Kulturform nur eine dünne, weißliche, verholzende Pfahlwurzel aus. Bislang sind alle Versuche fehlgeschlagen, aus dieser Wildform die Kulturform zu gewinnen. Daher ist man zu der Ansicht gelangt, daß die Gartenmöhre aus einer Kreuzung der wilden Möhre mit der im Mittelmeergebiet anzutreffenden Riesenmöhre (D. maximus) hervorgegangen ist.

Auf diese Weise entstand die typische, fleischig verdickte, gelb-orangerote Rübe. Die Ausbildung dieser Rübe wird verständlich, wenn man berücksichtigt, daß die Möhre eigentlich eine zweijährige Art ist. So bildet sie im l. Jahr eine Rosette aus gefiederten Blättern aus. Während dieser Zeit nutzt sie ihre Hauptwurzel als Speicherorgan, die durch frühzeitig einsetzendes Dickenwachstum ihre typische Form erhält. Wird die Rübe am Ende dieses Jahres nicht geerntet, so wächst der Sproß im 2. Jahr, unter Auflösung der Rosette, zu einem mehrfach verzweigten, beblätterten Stengel heran. Bei diesem Vorgang werden die in der Rübe gespeicherten Nährstoffe verbraucht. Die Möhre gehört in die Familie der Doldengewächse (Apiaceae = Umbelliferae) und bildet somit einen doldigen Blütenstand aus zahlreichen, weißen Einzelblüten aus. Aus diesen entwickeln sich zur Fruchtreife kleine Samen, die als Saatgut Verwendung finden können.

Nähr- und Heilwert

Möhren sind äußerst gehaltvolle Gemüsepflanzen. Unter den Inhaltsstoffen ist neben den Vitaminen aus der Gruppe B und Vitamin C wohl hauptsächlich das Karotin zu nennen, welches auch unter dem Namen Provitamin A bekannt ist. Dieses wird im menschlichen Körper zu Vitamin A gespalten, was besonders für die Sehkraft von Bedeutung ist. Weiterhin enthält die Möhre auch größere Mengen an Kalzium, Magnesium, Jod und Eisen. Für den charakteristischen Geschmack der Möhre sind verschiedene ätherische Öle verantwortlich. Möhren können auf unterschiedliche Weise zubereitet werden. So kann man sie entweder roh als Salat oder gekocht als Gemüse verwenden. Darüber hinaus ist auch Karottensaft recht beliebt. Teilweise wird auch nur das Karotin extrahiert und als natürlicher Farbstoff zur Färbung von beispielsweise Margarine verwendet.
Der schon erwähnte Möhrensaft hilft gegen Magen- und Darmträgheit, und zusammen mit Sirup entsteht ein schleimlösendes Mittel, welches bei Husten und Heiserkeit angewendet werden kann. Als altes Hausmittel können auf schlecht heilende Wunden erhitzte Möhren aufgelegt werden, und bei Brandwunden soll die Hautneubildung durch Behandlung mit geriebenen Möhren gefördert werden.

Arten und Sorten

Die Wilde Möhre (D. carota) ist, wie schon erwähnt, ohne jede wirtschaftliche Bedeutung. Die bis zu 1 m hohe Pflanze bildet einen doldigen, flach gewölbten Blütenstand aus. Zur Fruchtreife neigen sich die Strahlen der Dolden so zusammen, daß in der Mitte eine nestförmige Vertiefung entsteht.
D. gingidium ist eine in Italien verbreitete Art. Sie weist, ebenso wie D. carota, noch einige Unterarten auf. Die Gartenmöhre selbst wird nun in verschiedenen Formen und Sorten angeboten. Dabei faßt man unter dem Begriff Karotte meist die runden, halblangen Sorten zusammen, während mit Möhre die starken, langen Formen bezeichnet werden. Sehr gut zum Einmachen eignet sich die raschwüchsige "Duwicker" mit einer Länge von 4 bis 5 cm. Aufgrund ihrer dunkelroten Farbe ist "Gonsenheimer Treib" auffällig. Diese abgestumpfte, halblange Sorte eignet sich als Treib- und Freilandsorte.
Die "Lange rote stumpfe ohne Herz" ist mit einer Länge von 16 bis 20 cm und einem Durchmesser von 4 bis 5 cm eine ertragreiche Wintermöhre.
Mittellang und etwas zylindrisch ist die "Nantaise" mit einem gleichfarbigen Herz. Bei gutem Wuchs können einzelne Möhren ein Gewicht von 100 g erreichen.
Etwas ausgefallener ist die "Pariser Markt" mit runden Rüben, die bis zu 5 cm im Durchmesser werden können. Sie lassen sich hervorragend ganzfrüchtig konservieren.
Sehr ergiebig ist auch "Rote Riesen" mit 19 bis 22 cm Länge. Sie sind spitz zulaufend und für das Winterlager gut geeignet. "Rotin" ist eine halblange Sorte ohne Herzbildung. Sehr lang und walzenförmig ist die goldgelbe "Lobberichter", die allgemein als beste Futtermöhre gilt.

Anbau

Die Möhren gedeihen am besten in lockeren, tiefgründigen Böden, die kalkhaltig und durchlässig sein sollten. Staunässe ist den Möhren ebensowenig zuträglich wie saure Bedingungen. Dabei ist jedoch zu beachten, daß nicht frisch gedüngt oder gekalkt wird. Denn besonders Überdüngung steigert die Krankheitsanfälligkeit. Ab etwa Mitte März kann mit der Aussaat von Frühmöhren in gut gelockerte Erde begonnen werden, bis Ende Juni können dann die halblangen und langen Sorten nachgesät werden. Das Saatgut wird am besten in flachgezogene Rillen eingebracht, bei den frühen Sorten beträgt der Reihenabstand etwa 15 cm, bei den Wintersorten etwa 20 cm. Die Jungpflanzen müssen auf etwa 2 cm auseinander gepflanzt werden. Die Ernte der frühen Sorte kann ab Mitte Juli erfolgen, bei der späten Sorte muß man bis November warten. Während des Sommers ist es wichtig, die Beete unkrautfrei zu halten und gut zu hakken. Die Lagerung kann in einer Erdmiete auf einem Untergrund von trockenem Sand erfolgen. Für eine Lagerung im Keller eignen sich nur einwandfreie Exemplare, die zuvor leicht abgetrocknet sein müssen, da sie ansonsten faulen.

Schädlinge

Ein Befall durch die Möhrenfliege tritt meistens erst dann zu Tage, wenn sich die Maden dieser Fliege schon tief in die Wurzel eingefressen haben. Jetzt werden die Blätter gelb und welken, und an der Möhre selbst sind rostfleckige Fraßgänge zu erkennen. Hier ist es am besten, befallene Wurzeln sofort zu vernichten. Chemische Mittel haben in den meisten Fällen den Nachteil, daß sie Rückstände hinterlassen. Vorbeugen kann man, indem Möhren zusammen mit Zwiebeln gepflanzt werden, und weiterhin sollte jede Düngung mit frischem Stallmist vermieden werden, da hier die Fliegen oftmals ihre Eier hineinlegen. Sind die Wurzeln von einem violetten Pilz überzogen, so war der Wurzeltöter am Werk. In diesem Fall müssen alle befallenen Wurzeln vernichtet werden. Da die Krankheitserreger 3 Jahre im Boden überleben können, desinfiziert man den Boden mit einem geeigneten Mittel und gibt viel Kalk hinzu. Nach ungefähr 50 Tagen kann ein auf diese Weise behandeltes Beet neu bestellt werden.
Manchmal taucht im Möhrenbeet auch die rotgrüne Raupe des Schwalbenschwanzes auf. Diese Raupe darf auf keinen Fall vernichtet werden, da der sich daraus entwickelnde schöne Schmetterling vom Aussterben bedroht ist.

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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 03.09.2020