Reich (Biologie)

Hierarchie der Rangstufen innerhalb des Systems der Lebewesen (ohne Zwischenstufen)

Das Reich (Regnum, englisch kingdom) ist eine Rangstufe innerhalb des Systems der Lebewesen. Es ist nach der Domäne (bzw. dem Realm bei Viren) die zweithöchste Rangstufe, sie gilt aber nur innerhalb der Eukaryoten und Viren. Innerhalb der Prokaryoten (Bakterien und Archaeen) wird traditionell nicht in Reiche eingeteilt, sondern unmittelbar in die nächstniedrigere Rangordnung, den Stamm (Phylum), es wurden hier aber inzwischen verschiedene „Superphyla“ („Überstämme“) vorgeschlagen. In der Botanik ist die nächstniedrigere Rangstufe die Abteilung (Division).

Das Reich kann noch in Unterreiche (Subregna), und diese wiederum in Infrareiche (Infraregna) untergliedert werden.

Geschichte

Das Reich war lange Zeit die höchste Rangstufe der Lebewesen.

Tabellarischer Vergleich verschiedener vorgeschlagener Taxonomien
Haeckel Whittaker Woese et al. Cavalier-Smith Ruggiero et al.
(1866)

Drei Reiche
(1969)

Fünf Reiche
(1977)

Sechs Reiche
(1990)
Drei Domänen
(1998)
Zwei Domänen
und sechs Reiche
(2015)
Drei Domänen
und sieben Reiche
Animalia Animalia Animalia Eucarya Eukaryota Animalia Eukaryota Animalia
Plantae Fungi Fungi Fungi Fungi
Plantae Plantae Plantae Plantae
Protista Protista
(Eukaryota)
Protista
(Eukaryota)
Chromista Chromista
Protozoaveraltet Protozoaveraltet
Monera
(Prokaryota)
Archaebacteria Archaea Prokaryota Bacteria Archaea
Eubacteria Bacteria Bacteria

Sonderstatus der Viren

Virus-Taxonomie
ICTV
(Juni 2022)
Sechs Realms (+ weitere Taxa incertae sedis),
insges. elf Reiche
Adnaviria Zilligvirae
Duplodnaviria Heunggongvirae
Monodnaviria Loebvirae
Sangervirae
Shotokuvirae
Trapavirae
Riboviria Orthornavirae Pararnavirae
Ribozyviria Kolmioviridae
Varidnaviria Bamfordvirae Helvetiavirae
incertae sedis 1 Klasse, 19 Familien, 2 Gattungen

Was Viren angeht, so ist man sich weitgehend darüber einig, dass sie nicht zu den Lebewesen zählen, man sie aber als „dem Leben nahestehend“ betrachten kann. Sie haben keinen eigenen Stoffwechsel, und sie können sich nicht selbständig fortpflanzen, sondern brauchen dafür einen Wirt. Das gilt erst recht für Satellitenviren, die für ihre Fortpflanzung zusätzlich zur Wirtszelle noch ein Helfervirus benötigen. Auch Viriforme und Viroide werden nicht zu den Lebewesen gezählt. Viren inklusive Satellitenviren, Viriforme, Viroide sowie künftig evtl. auch Prionen unterliegen einer eigenen Taxonomie. Die Namensendungen bei Viren sind -virae bei Reichen und -virites bei Unterreichen. Da nicht davon auszugehen ist, dass Viren insgesamt einen gemeinsamen Vorfahren haben, fasst man die Verwandtschaftsbereiche jeweils zu (mit Stand Juli 2022) sechs Realms (englisch realms) zusammen (die in Subrealms, en. subrealms, unterteilt sein können – derzeit nicht realisiert). Unter diesen folgt direkt die Rangstufe der Reiche (Domänen gibt es nicht).

Aussicht

Neben der klassisch evolutionären Klassifikation (aus der der Begriff Reich kommt), existieren heute drei weitere Taxonomie-Konzepte: die numerische Taxonomie, die Kladistik und die Taxonomie aufgrund von DNA-Basensequenzen. Nicht immer können die traditionell gebräuchlichen Einteilungseinheiten in eine moderne Systematik übernommen werden.

Eukaryoten

Das als anerkannt geltende System von Adl et al. 2005 (neueste Ausgabe 2019) für Eukaryoten basiert vornehmlich auf phylogenetischen Untersuchungen (Kladistik) und ist entsprechend aufgebaut. Es enthält keine Kategoriebezeichnungen der verschiedenen Taxa und benennt auf gleicher Ranghöhe Organismengruppen, die entsprechend der klassischen Systematik auf unterschiedlichen taxonomischen Ebenen angesiedelt werden. Dabei hat sich eine neuere Gruppierung durchgesetzt, die die klassischen Reiche der Tiere, Pilze und Pflanzen ihren jeweiligen verwandten Gruppen innerhalb der früheren Protisten zuordnet. Sie werden meist als supergroups (Supergruppen) bezeichnet. Streng genommen gehört sie damit nicht zur Taxonomie, da sie den Rang „Reich“ überspringt. Die sechs Taxa sind:

Prokaryoten

Für zwei weitere Supergruppen wird die Einteilung der Domänen von Woese, Kandler und Wheelis (1990) bevorzugt:

Als Referenz für die klassische Taxonomie dieser beiden Domänen gilt die List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature (LPSN), für die Taxonomie aufgrund von DNA-Basensequenzen ist dies die Genome Taxonomy Database (GTDB).

Siehe auch

Literatur

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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 16.10. 2024