Kraftmessung

Durch Kraftmessung wird die zwischen zwei Körpern wirkende Kraft bestimmt. Die Geräte oder technischen Einrichtungen dazu heißen, falls es sich um Gewichtskräfte handelt, Waagen oder allgemeiner Kraftmesser, Kraftaufnehmer oder Kraftsensor. Aus dem 19. Jahrhundert stammt die gelegentlich noch verwendete Bezeichnung Dynamometer (von griech.: dynamis – Kraft), welche heute im englischen Sprachraum üblich ist.

Dieser Artikel bietet eine Übersicht der Wirkprinzipien der Messung von Kräften zwischen zwei Körpern. Einzelne Sensorarten sind verlinkt. Für Grundlagen der Sensorik siehe Messgerät.

Die Kraft, die von einem Kraftfeld auf einen Körper ausgeübt wird, kann mittels einer Weg-Zeit-Messung durch die verursachte Beschleunigung bestimmt werden.

Federkraftmesser

Anordnungen

Die Kraft ist eine vektorielle Größe, die in alle drei Richtungen des Raumes wirken kann. Deshalb unterscheidet man:

Einkomponenten-Kraftmessung
 
Die meisten Kraftsensoren messen die Kraft in nur einer Richtung. Die Kraftfluss­richtung und Messrichtung des Sensors müssen übereinstimmen, sodass Zug oder Druck gemessen wird.
Mehrkomponenten-Kraftmessung
 
Die Kraft wird in zwei oder drei Raumrichtungen gemessen.

Abhängig vom Einbau unterscheidet man:

Direkte Kraftmessung
 
Der Sensor verbindet zwei Bauteile und übernimmt den gesamten Kraftfluss. Er muss daher den Anforderungen an die Festigkeit und Steifigkeit der Verbindung genügen. Der Messbereich des Sensors muss größer sein als die zu messende Kraft.
Indirekte Kraftmessung
 
Der Sensor wird in ein Bauteil integriert und erfasst nur einen Teil der zu messenden Kraft (Kraftnebenschlussmessung). Der Vorteil sind geringere Anforderungen an den Sensor bezüglich der Festigkeit. Nachteilig ist, dass eine Kalibrierung im eingebauten Zustand notwendig ist.
Drehmomentmessung
 
Bei bekanntem Hebelarm lässt sich ein Drehmoment als Kraft erfassen.
Beschleunigung
 
Falls einer der beiden Körper eine in das Messgerät integrierte Testmasse ist, spricht man von einem Beschleunigungssensor.

Elastische Verformung mit Wegmessung

Ein moderner 6-achsiger Kraft-/Momentensensor, der sowohl Kräfte als auch Drehmomente in allen drei Raumrichtungen erfasst.
Der Sensor ist dazu mit sechs oder mehr Dehnungsmessstreifen ausgestattet, die Verformungen im Mikrometerbereich erfassen. Diese Verformungen werden über eine Kalibrationsmatrix in jeweils drei Kraft- und Drehmoment-Komponenten umgerechnet.

Die meisten Sensoren nutzen die elastische Verformung von Metall und wandeln die Kraft linear in einen Weg um. Das hookesche Gesetz beschreibt den Zusammenhang; vereinfacht gilt:

{\displaystyle F=D\cdot \Delta l}
({\displaystyle F} Federkraft, {\displaystyle D} Federkonstante, {\displaystyle \Delta l} Wegdifferenz nach Krafteinwirkung)

Im Ruhezustand (statische Kraftmessung) ist die Federkraft gleich der zu messenden Kraft. Die Wegdifferenz wird mit den Methoden der Entfernungsmessung für sehr kleine Wege ermittelt und als Kraft angezeigt. Dazu gehören:

Veraltete Verfahren sind:

Elastische Verformung mit Widerstandsmessung

Veraltetes Verfahren:

Magnetoelastischer Effekt

Durch den Einfluss der Kraft wird die magnetische Permeabilität µ verändert (inverse Magnetostriktion). Damit ändert sich der von der primären Spule auf die sekundäre Spule übertragene magnetische Fluss.

{\displaystyle F=f(\mu )}

Die Vorteile dieses Wirkprinzips sind hohe Robustheit gegenüber Überlastungen und hohe Empfindlichkeit.Die Firma Asea Brown Boveri vermarktet unter dem Namen Pressductor® dieses seit 1954 patentierte Messprinzip.[2]

Piezoelektrizität

Hauptartikel: Piezoelektrizität

In einem Piezokeramik-Element entsteht durch Krafteinwirkung eine Ladungsverteilung Q, die proportional zur Kraft ist.

{\displaystyle F\thicksim Q}

Piezoelektrische Kraftaufnehmer können sehr steif ausgelegt werden und auch hochdynamische (bis über 100 kHz) Kräfte messen. Durch das Abfließen der Ladung werden bei statischer und quasistatischer Last keine guten Ergebnisse erzielt. Durch Übereinanderschichten von 3 Scheiben mit unterschiedlicher Messrichtung sind auch Mehrkomponenten-Kraftaufnehmer möglich.

Elektromagnetische Kompensation

Sie arbeiten wie ein elektrodynamischer Lautsprecher. In einem Magnetfeld befindet sich eine bewegliche Spule. Der Strom durch die Spule ist proportional zur Kraft auf die Spule wenn die Auslenkung kompensiert wird. Eine Lageregelung mit Abstandssensor hält die Spule an einer festen Position. Aus der allgemeinen Formel der Lorentzkraft ergibt sich:

{\displaystyle F=B\cdot I\cdot l\quad \mid {\text{wenn}}\ B\perp l}
({\displaystyle B} magnetische Flussdichte, {\displaystyle I} Strom, {\displaystyle l} wirksame Leiterlänge)

Solche Kraftsensoren können nur sehr kleine Kräfte (max. 20…30 N) messen und werden daher u. a. in Präzisionswaagen eingesetzt.

Schwingsaitenprinzip

Die Periodendauer einer gespannten Saite oder eines Riemens ist von der Spannkraft abhängig.

{\displaystyle F=4\cdot m_{\mathrm {b} }\cdot l^{2}\cdot f^{2}}
({\displaystyle F} statische Spannkraft (Trumkraft), {\displaystyle m_{\mathrm {b} }} bezogene Riemenmasse in kg/m, {\displaystyle l} freie Trumlänge, {\displaystyle f} Eigenfrequenz)

Literatur

Quellen

  1. Giebel, Karl-Friedrich: Extern Wellenleitermikroskopie: eine neue Methode zur Kraftmessung in biologischen Systemen. Doktorarbeit Universitätsbibliothek Konstanz, 17. Juli 2003
  2. Extern Pressductor® Festschrift 50 Jahre Pressductor® von Asea Brown Boveri
  3. Extern Riemenspannkraft messen Continental.com
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Basierend auf einem Artikel in: Extern Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 18.07. 2025