Rudolf Ludwig Karl Virchow

deutscher Arzt, Pathologe

geboren: 13. Oktober 1821 in Schivelbein/Pommern
gestorben: 5. September 1902 in Berlin

1888 - Roter Adlerorden II. Klasse mit Stern und Eichenlaub
1898 - Helmholtz-Medaille der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften
1901 - Pour le Mérite

Rudolf Virchow besuchte ab 1828 die Stadtschule in Schivelbein und erhielt zusätzlich bei Geistlichen fremdsprachlichen Unterricht. Ab Mai 1835 besuchte er das Gymnasium in Köslin, wo er im Frühjahr 1839 seine Reifeprüfung bestand.

Vom 26. Oktober 1839 bis zum 1. April 1843 studierte Virchow, dessen finanzielle Verhältnisse kein Studium an einer Universität zuließen, nach erfolgreicher Bewerbung um einen Ausbildungsplatz Medizin am Medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelm-Institut (der berühmten militärärztlichen Akademie „Pépinière“) in Berlin. Anschließend wurde er als Unterarzt der Chirurgie an der Charité klinisch tätig, versorgte im April 1843 als Militärarzt chirurgische Patienten und führte unter anderem chemische und mikroskopische Forschungsarbeiten durch. Mit einer pathologischen Doktorarbeit bei Johannes Müller wurde er im Oktober 1843 von der Friedrich-Wilhelms-Universität mit seiner Dissertation über Rheuma, vor allem der Hornhaut, zum Dr. med. promoviert. Anschließend setzte Virchow eine begonnene militärärztliche Ausbildung fort und arbeitete danach als Assistent von Robert Froriep in der Prosektur der Charité.

Im Mai 1846 erhielt Virchow, der als 24-Jähriger bereits Privatvorlesungen hielt, die freigewordene Stelle des Prosektors an der Charité. Nachdem er auf eigenen Wunsch aus dem militärärztlichen Dienst ausgeschieden war, habilitierte er sich im November 1847, wurde (statt nach den üblichen drei Jahren nach dem Staatsexamen) sofort danach Privatdozent und begann, auch um seine Ansichten in Form einer Zeitschrift zu verbreiten, mit seinem Freund Benno Reinhardt das Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medicin herauszugeben, das bis heute, inzwischen als Virchows Archiv, in über 450 Bänden erschienen ist.

Im Jahr 1848 war Virchow durch Teilnahme am Barrikadenbau in die Märzrevolution verwickelt, überwarf sich aber auch durch seine Sozialanalyse der Fleckfieber-Epidemie in Oberschlesien, wo er bis zum 10. März tätig war, mit der preußischen Regierung, die ihn dorthin gesandt hatte und deren Politik er als ursächlich für die schlechten hygienischen und sozialen Verhältnisse ansah. Dadurch wurde seine Stellung in Berlin unhaltbar, und er verlor im März 1849 schließlich seine Wohnung sowie die Stelle als Prosektor. Mehrere Universitäten, darunter die ETH Zürich, boten ihm einen Lehrstuhl an.

Rudolf Virchow nahm zum Wintersemester 1849/50 den Ruf der Julius-Maximilians-Universität Würzburg auf den seit 1845 bestehenden Lehrstuhl für Pathologische Anatomie am Juliusspital an. Im Hinblick auf Virchows Forschung und seine medizinischen Publikationen war Würzburg seine produktivste Zeit. Er entwickelte seine Lehre von der Zellularpathologie, die er zunächst in einem Aufsatz formulierte. Darüber hinaus publizierte er zu einer Fülle weiterer Themen: Tumoren, Entzündungen, Thrombosen, Bindegewebe, Amyloide, Myelin, Knorpel, Schädelwachstum, Rachitis, Osteomalazie, der Bandwurm Echinococcus und noch anderes.

Rudolf Virchow starb am 5. September 1902 um 13 Uhr in seiner Wohnung in der Schellingstraße 10 in der Friedrichsvorstadt. Das Grab befindet sich auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof an der Großgörschenstraße in Berlin-Schöneberg.

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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 15.08. 2024