C*-dynamisches System
C*-dynamische Systeme werden im mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis untersucht. Es handelt sich um eine Konstruktion, mit der man aus einer C*-Algebra und einer lokalkompakten Gruppe, die in gewisser Weise auf der C*-Algebra operiert, eine neue C*-Algebra gewinnt. Diese Konstruktion verallgemeinert die klassischen dynamischen Systeme, bei denen die Gruppe der ganzen Zahlen auf einem kompakten Hausdorffraum operiert. Der Prototyp eines C*-dynamischen Systems ist die irrationale Rotationsalgebra.
Definition
Unter einem C*-dynamischen System versteht man ein Tripel
bestehend aus einer C*-Algebra
,
einer lokalkompakten Gruppe
und einem Homomorphismus
von
in die Gruppe der *-Automorphismen
von
,
so dass alle Abbildungen
stetig sind.
(Unter Morphismen auf C*-Algebren versteht man stets solche, die auch die
Involution erhalten; man schreibt nur
,
es sind aber *-Automorphismen gemeint.)
Der einfachste und für viele Anwendungen wichtige Fall ist .
Da die Gruppe
diskret
ist, entfällt die Stetigkeitsbedingung. Ferner ist
bereits durch
festgelegt. Ein C*-dynamisches System mit Gruppe
ist also nichts weiter als eine C*-Algebra mit einem ausgezeichneten
Automorphismus.
Kovariante Darstellungen
Bekanntlich kann man sowohl C*-Algebren als auch lokalkompakte Gruppen auf Hilberträumen darstellen.
Ist
ein C*-dynamisches System und sind
eine Hilbertraum-Darstellung
von
und
eine unitäre
Darstellung von
auf demselben Hilbertraum, so nennt man das Paar
eine kovariante Darstellung, falls
für alle
und
.
Mittels einer kovarianten Darstellung wird also die durch
vermittelte Gruppenoperation
von
auf
durch
unitäre Operatoren dargestellt.
Das Kreuzprodukt
Ist
ein C*-dynamisches System, so definiert man auf dem Raum
der stetigen Funktionen
mit kompaktem
Träger
für
und
:
Dabei ist ,
ein links-Haarsches
Maß auf
und
die modulare
Funktion von
.
Man rechnet nach, dass
durch diese Definitionen zu einer normierten
Algebra mit isometrischer Involution
wird. Das von
abhängige Produkt
nennt man Kreuzprodukt. Die Vervollständigung
ist dann eine Banach-*-Algebra,
die mit
bezeichnet wird.
Ist
eine kovariante Darstellung des C*-dynamischen Systems
auf einem Hilbertraum
,
so wird durch
eine nicht-degenerierte Hilbertraum-Darstellung
von
definiert. Ist umgekehrt eine nicht-degenerierte Hilbertraum-Darstellung von
gegeben, so gibt es genau eine kovariante Darstellung des C*-dynamischen
Systems, so dass sich die gegebene *-Darstellung gemäß obiger Formel ergibt. Die
Kenntnis aller kovarianten Darstellungen des C*-dynamischen Systems entspricht
daher der Kenntnis aller nicht-degenerierten *-Darstellungen der zugehörigen
-Algebra.
Die einhüllende
C*-Algebra von
wird mit
oder
bezeichnet und heißt das Kreuzprodukt des C*-dynamischen Systems.
Die kovarianten Darstellungen eines C*-dynamischen Systems führen somit zu
nicht-degenerierten Hilbertraum-Darstellungen von
und umgekehrt.
Ist speziell ,
so operiert jede lokalkompakte Gruppe
trivial auf
,
das heißt
für alle
,
und obige Konstruktion liefert die Gruppen-C*-Algebra
.
Die Konstruktion des Kreuzproduktes verallgemeinert daher die Konstruktion der
Gruppen-C*-Algebra.
Das reduzierte Kreuzprodukt
Wie im Falle der Gruppen-C*-Algebren betrachtet man auch für C*-dynamische
Systeme
linksreguläre
Darstellungen, allerdings erhält man hier für jede gegebene
Hilbertraum-Darstellung von
eine solche.
Ist
eine Hilbertraum-Darstellung von
,
so konstruiert man eine kovariante Darstellung
auf dem Hilbertraum
aller messbaren Funktionen
mit
durch folgende Formeln:
,
wobei ,
und
.
Man rechnet nach, dass hierdurch tatsächlich eine kovariante Darstellung
definiert ist. Ist nun speziell
die universelle
Darstellung von
,
so heißt der Normabschluss von
in
das reduzierte Kreuzprodukt des C*-dynamischen Systems; dieses wird mit
oder
bezeichnet.
Betrachtet man wieder den Spezialfall
mit der trivialen Operation der Gruppe
,
so liefert die Konstruktion des reduzierten Kreuzproduktes genau die
reduzierte
Gruppen-C*-Algebra.
Da die kovariante Darstellung
zu einer *-Darstellung des Kreuzproduktes
führt, erhält man einen surjektiven Homomorphismus
,
den man ebenfalls die linksreguläre Darstellung nennt. Wie im Falle von
Gruppen-C*-Algebren gilt folgender Satz:
- Ist
ein C*-dynamisches System mit mittelbarer Gruppe
, so ist die linksreguläre Darstellung
ein Isomorphismus.
Speziell für kompakte und für abelsche Gruppen (wichtiger Spezialfall )
muss man also nicht zwischen
und
unterscheiden, denn diese Gruppen sind mittelbar.
Klassische dynamische Systeme
Klassische dynamische
Systeme sind Operationen der Gruppe
auf einem kompakten Hausdorffraum
.
Genauer ist ein Homöomorphismus
gegeben, und dieser definiert die Gruppenoperation
.
definiert auch einen Automorphismus auf der C*-Algebra
der stetigen Funktionen
,
der
auf
abbildet. Damit liegt ein C*-dynamisches System
vor, wobei
>.
Es können dann Beziehungen zwischen dem klassischen dynamischen System
und der C*-Algebra
aufgestellt werden.
Der Prototyp dieser Konstruktion ist die irrationale
Rotationsalgebra.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 09.11. 2020