TN-System

Ein TN-System (französisch terre neutre ‚neutrale Erde‘) ist eine bestimmte Realisierungsart eines Niederspannungsnetzes in der elektrischen Energieversorgung. Wichtigstes Merkmal ist die Art der Erdverbindung dieses Stromversorgungssystems an der Stromquelle und der elektrischen Betriebsmittel innerhalb der Gebäudeinstallation. Weitere Netz-Systeme sind das TT-System und das IT-System.

Allgemeines

Im Gegensatz zu einem IT-System ist in einem TN-System wie in einem TT-System der Sternpunkt auf Unterspannungsseite der speisenden Transformatorenstation geerdet. Im Unterschied zu einem TT-System erfolgt in einem TN-System eine Nullung des Stromkreises mit der Verbraucheranlage. Im TN-System besteht eine Verbindung zwischen Betriebserdung und Anlagenerdung.

Nach der Ausführung des Schutzleiters werden TN-Systeme unterschieden in TN-C-Systeme, TN-C-S-Systeme und TN-S-Systeme.

Erdschlüsse in TN-Netzen führen bei ausreichender Niederohmigkeit zu Erdschlussströmen, die die vorgeschaltete Sicherung zum Ansprechen bringen. Bei einem hochohmigen Erdschluss dagegen ist der Erdschlussstrom oftmals zu gering, um die Sicherung ansprechen zu lassen. Diese Erdströme, auch Fehlerströme genannt, sind besonders gefährlich, da sie zu Stromunfällen oder zu Anlagenbränden führen können. Um dieses Risiko zu vermindern, werden zur Erkennung hochohmiger Erdschlüsse Fehlerstromschutzschalter verwendet.

TN-C-System

TN-C-System

In einem TN-C-System (französisch terre neutre combiné ‚kombinierte neutrale Erde‘ wird ein PEN-Leiter eingesetzt, der gleichzeitig Schutzleiter (PE) und Neutralleiter (N) ist.

Infolge der Doppelfunktion des PEN-Leiters liegt dabei schon im normalen Betrieb an den Gehäusen geerdeter Geräte eine (geringe) Spannung gegen Erde an, da der durch den PEN-Leiter fließende Strom nach dem Ohmschen Gesetz einen Spannungsabfall verursacht. In mehrphasigen Installationen kommt es außerdem bei ungleichmäßiger Belastung der Außenleiter zu Nullpunktverschiebungen, und in ungünstigen Fällen kann nahezu die volle Spannung zwischen Außenleitern (bis zu 400 V) am Gerät anliegen, was in den allermeisten Fällen zur elektrischen Zerstörung der betroffenen Geräte führt. Wird gar ein PEN-Leiter in einer Installation unterbrochen, dann liegt an den leitfähigen Gehäusen der vor der Unterbrechungsstelle angeschlossenen Geräte – bedingt durch die Verbindung vom Außenleiter zum PEN-Leiter im Gerät – die volle Außenleiterspannung gegen Erde an, also in der Regel 230 V. Daher stellt ein TN-C-System im Haushalt eine erhebliche potentielle Gefahrenquelle dar.

Dennoch wurde das TN-C-System als „Klassische Nullung“ lange Zeit in der gesamten Hausinstallation eingesetzt – Vorteil ist vor allem der geringere Verkabelungsaufwand (bei einphasigen Stromkreisen reichen zweiadrige Leitungen aus). Seit 1973 ist das TN-C-System nur noch bei Leitern mit einem Querschnitt von mindestens 10 mm² Kupfer bzw. 16 mm² Aluminium zulässig. Dadurch soll das Risiko eines unterbrochenen PEN-Leiters mit den oben beschriebenen Folgen gering gehalten werden. Für Altinstallationen mit geringerem Querschnitt besteht Bestandsschutz .

Im TN-C Netz können Fehlerstromschutzschalter in der Niederspannungsverteilung nur unter der Voraussetzung einer fachgerechten Anlageninstallation (der PEN-Leiter darf nur einmal am Einspeisepunkt und nicht noch zusätzlich außerhalb der Niederspannungsverteilung geerdet sein) – und da nur mit wesentlichen Einschränkungen – verwendet werden. Im Gegensatz zur österreichischen Elektrotechnikverordnung ist allerdings für Deutschland in der DIN VDE 0100-410:2007-06 unter Punkt 411.4.5 der Einsatz von Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCD) in TN-C-Systemen ausdrücklich untersagt.

Es ist nur Zusatzschutz bei Berührung von Außenleitern gegen Erdpotential, aber nicht gegen PEN (z.B. geerdete Gehäuse) gegeben. Sogenannte RCD-Steckdosen dagegen bieten auch im TN-C Netz uneingeschränkten Schutz.

Die österreichische Elektrotechnikverordnung ETV schreibt (erstmals mit der Ausgabe 2002/A2) im neuen § 7a die Nachrüstung auch in Altwohnungen vor, wenn diese neu vermietet werden. Die Anordnung in § 7a lautet sinngemäß: Bei Neuvermietung einer Wohnung, die über keinen Zusatzschutz verfügt, ist, „unbeschadet des vorhandenen Anlagenzustandes“, der „Einbau mindestens eines Fehlerstrom-Schutzschalters mit einem Nennfehlerstrom von nicht mehr als 30 mA, unmittelbar vor den in der Wohnung befindlichen Leitungsschutzeinrichtungen, sicherzustellen.“

TN-C-S-System

TN-C-S-System

Ein TN-C-S-System (Abk. von französisch terre neutre combiné séparé ‚separate kombinierte neutrale Erde‘) setzt sich aus einem TN-C-System vorzugsweise für das Verteilungsnetz des Energieversorgers und einem TN-S-System in der Kundenanlage zusammen.

Die Aufteilung des PEN Leiters erfolgt in einen Schutzleiter „PE“ und einen Neutralleiter „N“ möglichst im Hauptstromversorgungssystem (in Deutschland gemäß TAB 2007 Punkt 6.1 (10)). Dieser Punkt kennzeichnet den Übergang vom TN-C-System zum TN-C-S-System. Ab dem Übergang zum TN-C-S-System werden Schutzleiter (PE) und Neutralleiter (N) im weiteren Leitungsverlauf strikt getrennt geführt, es ist nicht zulässig, den Neutralleiter im weiteren Leitungsverlauf mit irgendeinem anderen geerdeten Teil der Anlage zu verbinden oder wieder mit dem Schutzleiter zusammenzuführen (Deutschland: gemäß DIN VDE 0100-540:2007-06 (Punkt 543.4.3)).

Dieses System ist bei Gebäudeversorgungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz weit verbreitet und wird von vielen Netzbetreibern als Standard für Neuinstallationen vorgegeben.

In den bisherigen VDE-Normen gab es keine explizite Forderung einer möglichst frühen PEN-Aufteilung. PEN-Leiter verursachen jedoch erhebliche Streuströme und -felder und sind extrem ungünstig für die EMV. Die DIN VDE 0100-444 „Schutz gegen elektromagnetische Störungen (EMI) in Anlagen von Gebäuden“ fordert „in Gebäuden, die in bedeutendem Umfang Betriebsmittel der Informationstechnik aufweisen oder von denen dies für die Zukunft zu erwarten ist“ in Abschnitt 444.3.12 die Auftrennung des PEN Leiters in PE und N ab Gebäudeeintritt.

Gemäß DIN VDE 0100-410 müssen Niederspannungsanlagen (dazu zählen auch übliche Kundenanlagen) den Anforderungen an den Fehlerschutz entsprechen. Gemäß Punkt 411.3 sind damit die Maßnahmen „Schutzerdung und Potentialausgleich“, „Schutzpotentialausgleich über die Haupterdungsschiene“ und „Automatische Abschaltung im Fehlerfall“ gemeint.

Als „zusätzlichen Schutz für Endstromkreise für den Außenbereich und für Steckdosen“ fordert die DIN-VDE 0100-410 für Neuanlagen seit der Ausgabe Juni 2007 (mit Übergangsfrist bis Ende Januar 2009) für alle Steckdosen-Stromkreise, welche durch elektrotechnische Laien genutzt werden, einen Fehlerstromschutzschalter (RCD) mit einem Bemessungsdifferenzstrom von maximal 30 mA (in Innenräumen Stromkreise bis 25 A, im Außenbereich für alle Endstromkreise bis 32 A). Für Räume mit Duschen oder Badewannen in Neubauten fordert die DIN VDE 0100-701 (siehe Vortrag: DIN VDE 0100-701) bereits seit 1984 für alle Stromkreise (ausgenommen fest angeschlossene Warmwasserbereiter) einen RCD wie oben beschrieben.

TN-S-System

TN-S-System

In einem TN-S-System (Abk. für französisch terre neutre séparé ‚separate neutrale Erde‘) sind separate Neutralleiter und Schutzleiter vom Transformator bis zu den Verbrauchsmitteln geführt.

Ein TN-S-System ist sicherer als das TN-C- bzw. TN-C-S-System. Die Probleme, die dort aus einem unterbrochenen PEN-Leiter resultieren können, treten hier nicht auf, der Schutz ist erheblich besser gewährleistet. Der Einsatz ist jedoch nicht sehr häufig und erfolgt vorwiegend in größeren gewerblichen Anlagen, die üblicherweise mit Mittelspannung versorgt werden und mit eigenen Transformatoren ausgestattet sind (entspricht dann einem TN-C-S-System). Auch ältere Stadt- und Vorstadthäuser in Großbritannien werden häufig per TN-S-System versorgt.

Ab dem Übergang von einem TN-C- zu einem TN-S-System taucht eine blaue zusätzliche Leitung – der Nullleiter – auf. Nur dieser führt den Betriebsstrom.

Erdung in TN-Systemen

Beim möglichen Erdschluss eines Außenleiters können andere Leiter wie PEN- und PE-Leiter eine Spannung gegen Erde annehmen, welche die zulässige Berührungsspannung von 50 V übersteigt. Um diese Spannungsüberhöhung zu verhindern, wird durch mehrere Erder, also Betriebserder (RB) am Netztransformator und Anlagenerder (RA) in den Verbraucheranlagen, der Gesamterdungswiderstand im Niederspannungsnetz verkleinert.

Siehe auch

Normen

Literatur

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Basierend auf einem Artikel in: Extern Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 23.12. 2021