Eisenverluste
Als Eisenverluste bezeichnet man den Energieverbrauch, der durch den Aufbau und die fortlaufenden Veränderungen des Magnetfeldes in den ferromagnetischen Bauteilen bzw. Eisenkernen von elektrischen Maschinen auftritt, ohne die diese nicht funktionieren würden. Die Eisenverluste sind stark von der Qualität und der Masse bzw. Menge der verwendeten ferromagnetischen Komponenten abhängig. Die Größe individueller Eisenverluste wird in Leerlaufversuchen ermittelt. Die aufgenommene Verlustenergie wird letztlich in Form von Wärme abgeleitet.
Grundlagen
Legt man eine Wechselspannung an eine Spule mit Eisenkern an, dann entstehen Verluste, die man zusammenfassend Ummagnetisierungsverluste nennt. Die Ummagnetisierungsverluste setzen sich zusammen aus den Wirbelstromverlusten, den Hystereseverlusten. Verlusten, die in verschiedenen Veröffentlichungen als Exzessverluste, oder synonym als Zusatzverluste bezeichnet werden, sowie einem weiteren Effekt, der als Nachwirkungsverlust bezeichnet wird. Wirbelstromverluste entstehen im Spulenkern durch Induktionsströme, wenn der Kern aus einem elektrisch leitfähigen Material besteht. Hystereseverluste entstehen durch die Arbeit, die aufgebracht werden muss, um den Spulenkern im Rhythmus der Frequenz umzumagnetisieren.
Hystereseverluste
(Hauptartikel Hysterese)
Als Hystereseverluste bezeichnet man die Verluste, die durch die Arbeit nötig
sind, die Weiss-Bezirke
zu verschieben. Diese Verlustkomponente ist proportional der Fläche der von der
durchlaufenen Hystereseschleife im B-H-Diagramm, gekennzeichnet durch maximale
und minimale Induktion .
Sie ist streng proportional zur Ummagnetisierungsfrequenz
und - in Abwesenheit eines Gleichanteils - näherungsweise proportional zum
Produkt des Achsabschnittes der Feldstärke, der Koerzitivfeldstärke
und der Amplitude der Induktion
:
Hierin ist
ein Formfaktor nahe 1
die Dichte des Werkstoffs
In einer weiteren Näherung aus der Annahme, dass
proportional zu
ist, sind die Hystereseverluste annähernd proportional zu dem Quadrat der
Induktion Bmax.
Die Verschlechterung der Gefügestruktur durch das Stanzen kann durch die
Multiplikation der Hystereseverluste mit einem Faktor ,
dem sogenannten Bearbeitungszuschlag, berücksichtigt werden.
Wirbelstromverluste
Die Wirbelstromverluste sind nach den Maxwell-Gleichungen für parallel zur Blechrichtung durchströmte Eisen berechnet durch
mit
Elektrische Leitfähigkeit des Bleches
Blechdicke
Für höhere Frequenzen muss noch die Stromverdrängung berücksichtigt werden. Der Stromverdrängungseffekt muss bei üblichen Elektroblechen in etwa ab einem Wert
berücksichtigt werden. Die Verluste steigen dann weniger schnell an als
proportional .
Bei sehr hohen Frequenzen steigen Die Wirbelstromverluste proportional zu
Da die Wirbelstromverluste proportional zum Quadrat der Blechdicke sind, werden elektrische Maschinen vorzugsweise mit isolierten Blechen ausgeführt, deren Stärke in Abhängigkeit von der angestrebten Betriebsfrequenz so gewählt ist, dass die Wirbelstromverluste kleiner oder gleich gross sind wie die Hystereseverluste. Für Netzfrequenzen von 50 Hz sind die Wirbelstromverluste bereits bei einer Blechstärke von 0.35 mm gegenüber den Hystereseverlusten vernachlässigbar. Für höhere Frequenzen verwendet man vorzugsweise dünnere Bleche.
Exzess- oder Zusatzverluste
Diese Verluste werden auf den Energiebedarf zurückgeführt, der bei der Verschiebung der Bloch-Wände entsteht. Sie werden durch
beschrieben. Hierin ist
ein materialspezifischer Wert, welcher durch Messungen zu ermitteln ist.
Nachwirkungsverluste
Nachwirkungsverluste erfassen das zeitliche Nacheilen der Induktion hinter einer vorangegangenen Feldänderung. Für hohe Flussdichten sind sie gegenüber den vorstehenden Verlusten (Hysterese- Wirbelstrom- und Exzessverlusten) zu vernachlässigen.
Messung der Verluste
Messung nach DIN EN 10106
Die Verluste werden messtechnisch im sogenannten Epsteinrahmen an genormten Blechproben ermittelt. Dabei wird eine sinusförmige Wechselmagnetisierung mit B=1,5 T und einer Frequenz von 50 Hz eingeprägt.
Messung nach DIN EN 10303
Für Bleche bis zu einer Stärke von 0.35 mm, die für den Einsatz bei Frequenzen am Umrichter bei deutlich über 50 Hz gedacht sind, werden die Verluste ebenfalls im Epsteinrahmen an genormten Blechproben ermittelt. Dabei wird eine sinusförmige Wechselmagnetisierung mit B=1 T und einer Frequenz von 400 Hz eingeprägt.
Messung mit vielen Arbeitspunkten
Zur nicht normativen Spezifizierung der Bleche für verschiedene Arbeitspunkte wird die Messung im Epstein-Rahmen bei verschiedenen Frequenzen und Amplituden gemessen werden.
Identifikation der Parameter aus der Messung
Die Messungen bei tiefen Frequenzen können zur Identifikation der Funktion
herangezogen werden. Der Faktor
kann für Blechstärken bis 0.35 mm aus der Messung bei 400 Hz ermittelt werden.
Da die Funktion
wie auch die zur Berechnung der Stromverdrängung herangezogene
Permeabilitätsfunktion bereits empirisch abzubildende Funktionen sind, ist es
oft einfacher, die Verluste durch eine geeignete Interpolation der Messresultate
direkt zu errechnen.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 06.12. 2021