Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim

getauft: Theophrastus Bombastus von Hohenheim
genannt Paracelsus
Philippus Theophrastus Aureolus Bombast von Hohenheim


 

Arzt, Alchemist, Astrologe, Mystiker, Laientheologe und Philosoph

geboren: vermutlich 1493 in Egg, Kanton Schwyz
gestorben: 24. September 1541 in Salzburg

Paracelsus 1540. Kupferstich von Augustin Hirschvogel

Geboren wurde Paracelsus bei der Teufelsbrücke an der Sihl, in der Nähe des Ortes Einsiedeln in Schwyz. Seine Schweizer Mutter war Intendantin des Hospizes zu Einsiedeln. Sein Vater war der aus Schwaben stammende Arzt, Naturforscher und Alchemist Wilhelm Bombast von Hohenheim.
Nach dem frühen Tod der Mutter zog der Vater mit seinem Sohn 1502 nach Villach in Kärnten, wo er eine stadt- und werksärztliche Praxis aufbaute und führte. Durch seinen Vater erhielt Paracelsus erste Einblicke in Medizin, Bergbau und Scheidekunst. Im Alter von 16 Jahren nahm er das Studium der Medizin an der Universität Basel auf.

Er ließ sich 1524/25 in Salzburg nieder, machte sich durch seine Unterstützung der Aufständischen im Deutschen Bauernkrieg beim Erzbischof von Salzburg namens Matthäus Lang von Wellenburg unbeliebt und verließ Salzburg daraufhin fluchtartig.

Erste bemerkenswerte streitbare Auftritte im akademischen Umfeld sind um 1525 an der Universität von Freiburg im Breisgau und der Universität Straßburg nachgewiesen. Die in diese Zeit fallende nachfolgende Berufung zum Konsil von Basel ermöglichte den regelmäßigen Umgang und Gedankenaustausch mit Humanisten wie Erasmus von Rotterdam, Wolfgang Lachner und Johannes Oekolampad.

In den Jahren 1527 bis 1528 hielt Paracelsus als Arzt in Basel und mit Berechtigung, an der medizinischen Fakultät zu lehren, erstmals Vorlesungen – entgegen damaligen Gepflogenheiten in deutscher Sprache statt Latein. Er öffnete seine Vorlesungen auch für die Allgemeinheit, denn: „Die Wahrheit müsse nur deutsch gelehrt werden“ und „Nun ist hie mein Fürnemmen zu erkleren, was ein Arzt seyn soll, und das auff Teutsch, damit das in die gemein gebracht werde“. Dieser Umstand und die während seiner Lehrzeit vorgebrachten heftigen Kritiken an der Ärzte- und Apothekerschaft resultierten in Schmähschriften gegen Paracelsus bis hin zu offen vorgebrachten Bedrohungen gegen Leib und Leben. Um zu zeigen, wie sehr Paracelsus gegen die rein theoretische Mediziner-Ausbildung der damaligen Zeit eingestellt war, verbrannte er in Basel öffentlich die Bücher von Galenos und Avicenna. Vor einem drohenden aussichtslosen Gerichtsverfahren floh er im Februar 1528 in das Elsass.

Es schlossen sich abermals Wanderjahre an; erste Schüler traten in das Leben des Paracelsus. 1529 stellte er die Bücher Paramirum und Paragranum sowie eine Reihe weiterer kleinerer Schriften medizinischen Inhalts fertig, die jedoch nicht veröffentlicht wurden. 1530 hielt er sich in Beratzhausen in der Oberpfalz auf. Die Krönung seiner Bemühungen ist das im Jahre 1537 vollendete Schriftwerk Astronomia Magna (auch bekannt als Philosophia Sagax).
Vermutlich von Fürst Ernst von Bayern berufen, zog Paracelsus 1541 nach Salzburg, wo er am 24. September 1541 im Alter von 47 Jahren starb. Er wurde auf dem Sebastiansfriedhof in Salzburg beigesetzt und 1752 in die Kirche St. Sebastian umgebettet.

Die medizinischen Lehren des Paracelsus

Die Medizin nach Paracelsus hat auf Natur- und Gotteserkenntnis zu fußen. Zum Verständnis der Dinge und damit auch der Krankheiten und ihrer richtigen Behandlung seien einerseits empirische Befunde, andererseits – und weitaus wichtiger – die Betrachtung des Großen und Ganzen notwendig: „Denn der Mensch kann nur vom Makrokosmos aus erfasst werden, nicht aus sich selbst heraus. Erst das Wissen um diese Übereinstimmung vollendet den Arzt“ (Opus Paramirum).

Über die Ursachen der Krankheiten

Die Lehren und Ausführungen des Paracelsus zu den Ursachen der Krankheiten sprechen von fünf Hauptarten von Krankheitseinflüssen (auch als Entia bezeichnet):

Nach Paracelsus lässt sich jede Krankheit auf eine oder mehrere dieser Ursachen zurückführen. So kann die Wirkung eines Giftes (Ens Veneni) beispielsweise verstärkt werden, wenn es auf eine schwache Konstitution (Ens Naturale) trifft. Zum Erstellen einer korrekten Diagnose muss der Arzt daher die Gesamtheit aller fünf Entia berücksichtigen.

Oft zitiert wird sein bekannter Ausspruch: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei.“[1]

Über die Behandlung und Heilung der Krankheiten

Die genannten Ursachen bewirken nach Paracelsus ein Ungleichgewicht von drei fundamentalen, den Körper ausmachenden Grundsubstanzen: Schwefel (Sulphur), Quecksilber (Merkurius) und Salz (Sal).[2] Die Heilung erfolgt durch die Wiederherstellung dieses Gleichgewichts, beispielsweise durch die Verabreichung der jeweiligen Mittel mit den benötigten Eigenschaften.[3]

Neben der Inanspruchnahme und Verfeinerung überlieferter Heilmethoden bediente sich Paracelsus der Signaturenlehre zum Auffinden von Heilmittelträgern und alchemistischer Techniken zur Extraktion der darin enthaltenen Wirkstoffe. Dabei greift Paracelsus auf das grundlegende hermetische Prinzip der wechselseitigen Übereinstimmungen zwischen dem Menschen als Mikrokosmos und der Welt als Makrokosmos zurück. So würden bereits äußere Eigenschaften wie Form und Farbe von Pflanzen Rückschlüsse auf deren Wirkung zulassen. Beispielsweise sollen herzförmige Blüten gegen Herzkrankheiten, höckrige Wurzeln gegen die Geschwülste des Aussatzes und stachelige Disteln gegen Stechen in der Brust wirken.

Die Heilmittel sollen den Geschlechtern entsprechend zubereitet werden. Bis auf wenige Ausnahmen seien Männern und Frauen daher geschlechterspezifische Arzneien zu verabreichen.

Anmerkungen

  1. Paracelsus: Die dritte Defension wegen des Schreibens der neuen Rezepte. In: Septem Defensiones 1538. Werke Bd. 2, Darmstadt 1965, S. 510. Extern zeno.org
  2. Alle materiellen Erscheinungen sind Ausdruck einer Kombination dieser drei deutlich voneinander verschiedenen Ursubstanzen: „Nun will ich wieder auf ein Beispiel mit dem Holze zurückgreifen. Dieses Holz ist ein Körper. Wenn Du es verbrennst, so ist das, was brennt, der Schwefel, der Rauch das Quecksilber, und was zur Asche wird, ist Salz.“ und „Man findet also da genau 3 Stoffe, die deutlich voneinander geschieden sind. Jeder Körper zerfällt in diese 3 Stoffe, und wenn sie sich auch nicht alle drei deutlich dem Auge darbieten, so gibt es doch künstliche Methoden, um das zu bewirken.“ (Opus Paramirum, Erstes Buch, Kap. 2)
  3. Kurt Goldammer: Zur philosophischen und religiösen Sinngebung von Heilung und Heilmittel bei Paracelsus, in: Perspektiven der Pharmaziegeschichte. Festschrift Rudolf Schmitz, hrsg. von Peter Dilg zusammen mit Guido Jüttner, Wolf-Dieter Müller-Jahncke und Paul Ulrich Unschuld, Graz 1983
Seitenende
Übersicht
Seite zurück
© biancahoegel.de; 
Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 04.06. 2025