Adrenogenitales Syndrom (AGS)
Es handelt sich um eine Stoffwechselerkrankung bzw. einen Enzymdefekt.
Beim AGS liegt eine
Störung bei der Bildung von Hormonen in der Nebenniere vor. In den Nebennieren werden nicht
genug Kortikosteroide hergestellt, so dass die Hormone Kortisol und
Aldosteron nicht ausreichend
gebildet werden. Stattdessen werden mehr Androgene gebildet, so dass von einem
Androgenüberschuss gesprochen wird.
D.h. es gibt mehr Androgene als normal. Dies führt bei
vielen Mädchen mit AGS dazu/ dass die äußeren Geschlechtsorgane bei der Geburt männlich
aussehen (Vermännlichung). Es gibt mehrere Enzymdefekte, die zum AGS führen: 21-Hydroxylase,
36-Hydroxysteroid Dehydrogenase, p450c, 17-Hydroxylase; llß-Hydroxylase. Die häufigste Form
ist der 21-Hydroxylasemangel, der bei über 90% der AGS-Fälle vorliegt. Es werden verschiedene
Formen des AGS unterschieden
Es gibt:
- das klassische AGS ohne Salzverlust:
Bei Mädchen mit dieser Form des AGS fällt vor allem auf, dass die Geschlechtsorgane bei der Geburt vermännlicht aussehen. Es ist genug Aldosteron vorhanden, so dass der Salz- und Wasserhaushalt normal funktioniert. Bei dieser Form muss das lebenswichtige Hormon Kortisol als Medikament ersetzt werden. - das klassische AGS mit Salzverlust:
Bei dieser Form kommt hinzu, dass nicht ausreichend Aldosteron vorhanden ist, so dass viel Wasser und Salz über die Nieren ausgeschieden werden. Bei Neugeborenen mit Salzverlust kommt es in den ersten Lebenstagen zu Erbrechen, Gewichtsverlust und einer Übersäuerung des Blutes, wenn das AGS nicht rechtzeitig entdeckt wird.
Eine solche Salzverlustkrise kann sowohl im Säuglingsalter als auch zu jedem späteren Zeitpunkt - lebensbedrohlich sein. Bei dieser Form des AGS muss deshalb außer Kortisol noch ein Medikament gegen den Salzverlust eingenommen werden. - das nicht-klassische AGS oder auch Late-onset AGS:
Es handelt sich um eine leichtere Form des AGS ohne Salzverlust. Die Störung fällt oft erst später, meistens erst in der Pubertät oder im Erwachsenenalter auf. (Daher auch der engtische Name late onset = spät beginnend/einsetzend.) Die Geschlechtsorgane der betroffenen Mädchen sehen bei der Geburt weiblich aus.
Androgeninsensitivität
Androgenresistenz
Die Androgenresistenz, auch Androgeninsensitivitäts-Syndrom (AIS) genannt, gehört in die Gruppe der 46,XY DSD. Früher wurde sie als testikuläre Feminisierung bezeichnet. Die Hoden befinden sich meistens in der Leiste und produzieren ausreichend männliche Hormone. Aber der Androgenrezeptor funktioniert nicht richtig oder gar nicht, so dass Androgene gar nicht oder nur noch teilweise wirken können (Störung der Androgenwirkung). Je nach dem, wieviel Prozent des Androgenrezeptors nicht funktionieren, werden vor allem zwei Formen der Androgenresistenz unterschieden:
- komplette Androgenresistenz (cAIS),
- partielle Androgenresistenz (pAIS).
- Komplette Androgenresistenz (englisch: complete Androgene Insensitivity Syndrome; cAIS).
Bei dieser Form der Androgenresistenz funktionieren 100% des Androgenrezeptors nicht, so dass an keiner Stelle des Körpers männliche Hormone wirken können. Während der Schwangerschaft entwickeln sich daher keine äußeren männlichen Geschlechtsorgane bei dem Baby, sondern weibliche. Innerlich gibt es männliche Gonaden in der Leiste, jedoch keine Eierstöcke und keine Gebärmutter. Menschen mit kompletter Androgenresistenz sehen weiblich aus und wachsen als Mädchen auf. Wenn die Gonaden nicht vor der Pubertät entfernt werden, entwickelt sich die weibliche Brust von selber, da das Testosteron das nicht wirken kann, in das weibliche Hormon Östradioi umgewandelt wird. Häufig fällt die komplette Androgenzsistenz erst in der Zeit der Pubertät durch das Ausbleiben der Regelblutung (Amenorrhö) auf. - Partielle Androgenresistenz (englisch: partial Androgen Insensitivity Syndrome; pAIS) Bei dieser Form der Androgenresistenz funktioniert nur ein Teil des Androgenrezeptors. Es gibt verschiedene Ausprägungen der partiellen Androgenresistenz. Wenn nur ein kleiner Teil des Androgenrezeptors nicht funktioniert, sehen die äußeren Geschlechtsorgane des neugeborenen Babys eher männlich aus, wenn ein großer Teil nicht funktioniert, sehen die äußeren Geschlechtsorgane eher weiblich aus. Bei einigen Kindern sind die Geschlechtsorgane bei der Geburt uneindeutig. Das Aussehen kann sehr unterschiedlich sein und reicht von sehr leichten Androgenwirkungen bei fast komplett weiblichem Aussehen bis hin zum männlichen Aussehen mit wenig Untervirilisierung. Dieses zeigt sich in einer genitalen Fehlbildung (Hypospadie, kleiner Penis, kleiner Hodensack).
In den meisten Fällen wird die Androgenresistenz über das X-Chromosom (x-chromosomalrezessiv) von der Mutter vererbt.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 11.02. 2018