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Nachdem der amerikanische Präsident Mitte Juni 1945 Churchill und Stalin telegraphisch mitgeteilt hatte, daß er die amerikanischen Truppen aus dem Gebiet abziehen werde, das der UdSSR zugesprochen worden war, erließ das Alliierte Oberkommando in Abstimmung mit der militärischen Führung am 18. und 19. Juni 1945 den geheimen Befehl, beim Rückzug der amerikanischen Verbände aus Sachsen, der Provinz Sachsen und Thüringen alle Wissenschaftler und Techniker zu evakuieren, die den USA und Großbritannien nützlich sein können.
Diesen Befehl brachte eine Gruppe von Offizieren aus dem Hauptquartier am
Nachmittag des 18. Juni 1945 nach Jena. Daraufhin wurden die Geschäftsleiter
der Stiftungsunternehmen für den späten Abend des 18. Juni 1945 im Verwaltungshochhaus zusammengerufen. In Anwesenheit mehrerer amerikanischer
Offiziere eröffneten Colonel Zempke und Colonel Stone den Geschäftsleitern,
daß, wie Heinrich Rüppenbender später notierte, „keine Zeit mehr zur Durchführung der früher geplanten Verlagerung zur Verfügung stehe. Man müsse sich
deshalb auf die wichtigsten Menschen, Geräte und Maschinen beschränken. Col.
Zempke brauchte hierbei den mir in Erinnerung gebliebenen Satz: ,We take the
brain'".
Colonel Zempke gab ferner bekannt, daß die Geschäftsleiter auf einer
Sonderliste des alliierten Hauptquartiers stehen und als erste abtransportiert
werden. Obwohl Walther Bauersfeld nicht erwähnt worden war, stand er am folgenden Tag auf der Liste der Geschäftsleiter.
Von den Geschäftsleitern wurde verlangt, daß sie aus ihren Verantwortungsbereichen die wichtigsten Mitarbeiter
auflisten. Prof. Dr. Georg Joos sollte 50 bis 55 Wissenschaftler und Prof. Dr. Walther
Bauersfeld 20 Konstrukteure nennen. Die Personallisten von Joos und Bauersfeld
erhielten die Amerikaner am 19. Juni 1945. Heinrich Küppenbender und Paul
Henrichs unterließen die Abgabe ihrer Listen. Die in der Nachtsitzung von den
amerikanischen Offizieren vorgetragenen Namen entsprachen allerdings nicht
dem aktuellen Personalstand.
Von den Geschäftsleitern wurde verlangt, daß sie aus ihren Verantwortungsbereichen die wichtigsten Mitarbeiter auflisten. Prof. Dr. Georg Joos sollte 50 bis 55 Wissenschaftler und Prof. Dr. Walther Bauersfeld 20 Konstrukteure nennen. Die Personallisten von Joos und Bauersfeld erhielten die Amerikaner am 19. Juni 1945.
„In der erwähnten Nachtsitzung führte Bfd (Betriebsinternes Kürzel für Bauersfeld d. V.) in eindrucksvollen Darlegungen aus, die von den Amerikanern befohlenen Maßnahmen kämen einer Trennung des Kopfes vom Bumpf gleich. Sie führten zu einer Zerschlagung des Zeiss-Werkes und damit zu einer Vernichtung des Werkes unseres Stifters Abbe".35 Über diese Zusammenkunft vermerkt Colonel Stone in seinem Geheimen Bericht:33 BACZ Nr. 19159 (Heinrich Küppenbender: Notiz betr. Verpacken von Vorrichtungen und Werkzeugen am 20. Juni 1945 vom 16. April 1946).
„Es wurde ein Treffen der Direktoren des Carl-Zeiss-Werkes einberufen und der mündliche Auftrag erteilt, mit dem Zusammenstellen und Verpacken der Geräte auf den Listen zu beginnen, die mit den Originalplänen eingereicht worden waren.
Den Direktoren wurde gesagt, daß das keine Bitte, sondern ein Befehl ist. Und wenn kein Fortschritt beim Zusammenstellen und Verpacken innerhalb von 24 Stunden sichtbar wird, würden amerikanische Truppen ins Werk gebracht, um die Arbeiten abzuschließen. Des Weiteren wurden die Direktoren darüber informiert, daß, wenn kein sichtbarer Erfolg innerhalb von 24 Stunden zu sehen ist, sie den örtlichen Militärbehörden wegen Befehlsverweigerung übergeben werden. Diese Aktion zeigte Wirkung, so daß das Zusammenstellen und Packen der Schlüsselgeräte begann."34
Des Weiteren stellt Stone fest, daß man als „Richtlinie für die Auswahl des zu evakuierenden Personals" die „Liste des Forschungspersonals, so wie sie von den Direktoren des Carl-Zeiss-Werkes bzw. der Schott-Glaswerke eingereicht worden waren," genutzt habe. 35