Birnengitterrost / Wacholderrost
Gymnosporangium sabinae

Zwei Wirtspflanzen und ein Pilz

Gymnosporangium sabinae, ein obligat wirtswechselnder Rostpilz, welcher in den letzten Jahren immer häufiger auftritt.

 

Einführung

Die Rostpilze bilden eine große - aber auch sehr heterogene - Gruppe phytopathogener Pilze, die z. T. von großer wirtschaftlicher Bedeutung sind.

Gymnosporangium sabinae ist ein Pilz, welcher in seinem Entwicklungszyklus Wacholder und Birne befällt. Weil in vielen (Heim-)Gärten Birne und Wacholderarten nebeneinander gepflanzt sind oder in mittelbarer Nachbarschaft vorkommen, ist der Befall in den letzten Jahren weiter fortgeschritten. Heute kann man an fast allen anfälligen Birnen- und Juniperus-Arten den Pilz in seinem jeweiligen Entwicklungsstadium vorfinden.

In diesem Fokus werden zunächst die Symptome an Wacholder beschrieben, anschließend das Krankheitsbild an der Birne. Im letzten Abschnitt soll die interessante Biologie des Pilzes beschrieben werden.

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...an Juniperus-Arten


Wacholder


Bild 1


Bild 2


Bild 3


Bild 4

... an Juniperus-Arten

Anfällige Arten: Juniperus-Arten (Wacholder, Sadebaum), vor allem J. sabina, J. chinensis oder J. virginiana
Infektion: über Aecidio-Sporen von der Birne im Sommer bis Herbst
Auftreten: im Frühjahr (März bis Mai), dann Wirtswechsel zur Birne mittels Basidiosporen
Kennzeichen: Stammanschwellungen, gallertartige Auswüchse

Nach der Infektion im Herbst überdauert der Pilz als Myzel in den befallenen Pflanzen. Im Frühjahr treten an anfälligen Juniperus-Arten - vor allem bei feuchter Witterung - Ast- und Stammanschwellungen auf. An diesen bilden sich gelbbraune bis orangene, gallertarige, zapfen- bis zungenförmige, 1-2cm große Auswüchse (Bilder 1 bis 3). Diese Auswüchse sind die Teleutolager des Pilzes. Hier werden die Teleutosporen gebildet, welche nach Keimung Basidien und Basidiosporen bilden. Die Basidiosporen werden durch Wind, Regen oder im trockenen Zustand durch Insekten auf Birne übertragen, keimen auf den Blättern und infizieren die Birne. Ab Mai bleiben die Anschwellungen auf Juniperus-Arten weiterhin zu erkennen. Der Befall kann zum Absterben der Äste oder ganzer Pflanzeteile führen (Bild 4).

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...an der Birne


Bild 5


Bild 6


Bild 7


Bild 8


Bild 9

... an der Birne

Anfällige Arten: Anfälligkeit hängt von der Birnensorte ab
Infektion: über Basidio-Sporen vom Wacholder im Frühjahr
Auftreten: ab Mai bis Laubfall
Kennzeichen: Orange-rote Blattflecke,
Aecidien-Lager auf Blattunterseite im Sommer

Etwa ab Mai kommt es zur Infektion der Birne durch Basidiosporen. Man erkennt auf der Blattoberseite zunächst kleine, orangene, glänzende Flecke, die im Verlauf größer und dunkler werden (Bild 5 und 6). Später bilden sich auf diesen dann mittlerweile roten Flecken schwarze Pünktchen (Spermogonien des Pilzes, Bild 7), auf der Blattunterseite kommt es zu Anschwellungen (Aecidienanlagen) und im Sommer werden hier die Aecidien gebildet (Bild 8). Der Name Birnen-Gitter-Rost leitet sich aus der gitterförmigen Struktur der Aecidien (genauer: der Peridie, Bild 9) ab. Die hier gebildeten Aecidiosporen werden mit Wind, Regen oder durch Insekten auf Wachholder übertragen.

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Biologie und Bekämpfung


Bild 10

Biologie

Gymnosporangium sabinae gehört zu den obligat-wirtswechselnden Rostpilzen. Um seinen Entwicklungszyklus vollständig zu durchlaufen ist er deshalb auf beide Wirte (Birne und Wacholder) angewiesen. Da keine Uredosporen gebildet werden (Opsis-Typ), wie es bei vielen anderen Rostpilzen der Fall ist, kann durch eine Vermeidung des Wirtswechsels die Entwicklung des Pilze wirkungsvoll unterdrückt werden. In der Regel führen nämlich gerade die Uredosporen bei anderen Rostpilzen zu einer Epidemie. Da sie zudem zu einem gewissen Grad auch den Winter überdauern können und weit mit Wind verbreitet werden (z.T. über 300km), ist eine Infektion des gleichen Wirtes möglich. Dies ist beim Birnengitterrost NICHT der Fall.

Die Aecidiosporen werden über kurze Strecken von der Birne auf Wacholder übertragen. Nach der Keimung werden die Äste infiziert und durch Myzel durchwuchert. Der Pilz überwintert in diesem Stadium an Juniperus-Arten. Im Frühjahr kommte es dann zu den Anschwellungen und zur Bildung von Teleutolagen.

In diesen werden die dikaryotischen Teleutosporen gebildet. Die Teleutosporen keimen auf der Pflanze, infizieren diese aber nicht erneut, sondern bilden nach Karyogamie und Meiose Basidien und hier die monokaryotischen Basidiosporen. Die Basidiosporen können dann nur noch die Birne infizieren. Nach kurzer Myzelphase werden auf der Blattoberseite die monkaryotischen Spermogonien gebildet und auf der Blattunterseite die ebenfalls monokaryotischen Aecidienanlagen.

Nach Plasmogamie werden Aecidienlager gebildet. In diesen entstehen die dikaryotischen Acidiopsoren, welche nicht mehr die Birne infizieren können, sondern nur noch Wacholder.

Die Juniperus-Arten werden als Diplonten- oder Hauptwirt bezeichnet, da hier alle dikaryotischen Stadien des Pilzes infektiös sind.

Die Birne ist der Haplonten- oder Zwischenwirt, da hier nur die monokaryotischen Stadien infektiös sind. Die Teleutosporen werden auch als Wintersporen bezeichnet, da sie durch dicke Zellwände auch niedrige Temepraturen überdauern können. Beim Birnengitterrost sind sie 2-zellig (Bild 10).

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Bekämpfung

Eine effektive Methode wäre die Beseitigung entweder der Birne oder des Wacholders aus der Nachbarschaft des zweiten Wirtes. Dadurch würde der Entwicklungskreislauf unterbrochen. In Heimgärten ist dies durch die Nähe zu anderen Gärten aber kaum zu bewerkstelligen. Die Schäden am Wacholder sind meist stärker. Bei der Birne kann noch ein höherer Befall ohne deutliche Auswirkungen auf den "Ertrag" bleiben.
Beim Wacholder müssen befallenen Pflanzenteile entfernt werden. Bei der Birnen können bei sehr geringem Befall die Blätter entfernt werden, um die Übertragung auf Wacholder zu vermeiden.
Im Birnenanbau oder Gärtnereien Behandlung mit zugelassenen Fungiziden und Vermeidung der Pflanzung des zweiten Wirtes in der Nähe der Anlage.



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Unter Verwendung von Materialien des Phytomedizinischen Lehrgartens des Institutes für Pflanzenkrankheiten der Universität Bonn
Datum der letzten Änderung: Jena, den : 18.04.2014