Weinrebe
Vitis
Rankendes, sommergrünes Gehölz mit schönem Laub (Zierpflanze) und Beerenfrüchten, die man essen oder zur Weinherstellung verwenden kann.
Standort: Warm, sonnig und geschützt, in kalkhaltigem, tiefgründigem und humosem Boden.
Höhe: Bis zu 10 m.
Blütezeit Juni, Juli.
Vermehrung: Durch Stecklinge, Ableger und Veredlung durch Pfropfen.
Die Gattung Vitis ist die namengebende Gattung der Weinrebengewächse (Vitidaceae).
Sie besteht aus etwa 60 bis 70 Arten, von denen die meisten in der rankenden Wuchsform unserer Rebe entsprechen.
Die Weinrebe ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit und heute noch bedeutungsvoll.
Ihr Anbau läßt sich weit bis in die vorchristliche Zeit hinein zurückverfolgen:
Die Ägypter pflegten Rebstöcke bereits um 3500 vor unserer Zeitrechnung.
Auch bei den Babyloniern, in Griechenland und Indien besaß der Weinbau schon sehr früh größere Bedeutung.
Vermutlich gab es vor den letzten Eiszeiten im europäischen Raum mehrere Vitis-Arten. Als das Klima kühler wurde, überlebte jedoch nur eine Art,
Vitis vinifera, in Südeuropa und im angrenzenden Westasien. Sie wächst noch heute wild als Liane in Auwäldern des östlichen Mittelmeergebietes und ist die Stammpflanze unserer Kulturrebe.
In Mitteleuropa wurde der Wein erst wieder durch die Römer eingeführt, die auf den liebgewordenen Rebensaft auch in den eroberten Gebieten nicht verzichten wollten. Sie brachten die Pflanze sogar über das
Festland hinaus bis nach England. Infolge der sehr unterschiedlichen Wuchsbedingungen in verschiedenen Klimaregionen entwickelte sich nachfolgend eine große Zahl von Rebsorten im europäischen Raum. Nach der
Entdeckung Amerikas wurden zur Verbesserung der Resistenz gegen die Reblaus auch verschiedene neuweltliche Rebenarten eingekreuzt.
Heute wie früher ist der Weinbau vor allem in den Mittelmeerländern zu Hause. Doch auch in vielen von europäischen Einwanderern besiedelten Gebieten der Erde, wie zum Beispiel in Nordamerika und Australien,
wird Wein kultiviert. Die Weintrauben, die im botanischen Sinne Beerenfrüchte darstellen, sind vielseitig verwendbar. Man kann sie frisch als wohlschmeckendes Obst in Form von Tafeltrauben
verzehren. Getrocknet sind sie als Rosinen bekannt. Sultaninen werden aus kernlosen, weißen Trauben gewonnen und sind besonders groß. Korinthen dagegen nennt man schon seit der Antike bekannte Rosinen aus
roten Trauben einer bestimmten Rebsorte, die auf dem Peloponnes und den griechischen Inseln angebaut wird. Der Saft der Weintrauben ist im Rohzustand ein erfrischendes Getränk. Durch verschiedene
Verarbeitungsweisen und mikrobielle Umsetzungsprozesse lassen sich daraus Wein, Branntwein oder
Essig herstellen.
Im Garten kann der Wein ein dekoratives Ziergehölz sein, das mit seinen Ranken Hauswände, Mauern oder Lauben im Sommer begrünt. Gleichzeitig speichern diese Wandflächen tagsüber die Sonnenwärme und geben sie
abends und nachts allmählich wieder an die Umgebung ab. Dadurch wird für die wärmeliebende Weinrebe ein günstiges Kleinklima geschaffen, das die Pflanze besonders gut gedeihen läßt.
Der ästhetische Schmuckwert des Weinstockes wird nicht durch die Blüten bestimmt, sondern durch die dekorativen, drei- oder fünflappigen, grob gezähnten Blätter, die sich im Herbst prächtig goldbraun oder auch
leuchtend karminrot verfärben. Sie sind wechselständig in 2 Reihen an den Trieben angeordnet. Auf der dem Blatt gegenüberliegenden Seite des Stengels findet man fast immer eine Ranke, die einem umgebildeten
Sproßende entspricht. Auch die Blütenstände stehen in gleicher Weise den Blättern gegenüber.
Die holzigen Äste des Weinstockes haben eine kennzeichnende streifige, längsfaserige Rinde. Bei den Wildformen des Weines können die Sprosse einen beachtlichen Umfang erreichen: Sie werden bei alten Exemplaren
so dick wie Baumstämme. Die unscheinbaren Blüten, aus denen später die Weintrauben hervorgehen, stehen in rispigen Blutenständen. Ein Charakteristikum aller Weinrebengewächse ist es, daß die grünliche,
verwachsenblättrige Blütenkrone mit dem Öffnen der Blüte wie ein Deckelchen abfällt. Die Bestäubung der duftenden Blüten erfolgt teilweise durch Insekten, teilweise findet auch Selbstbestäubung statt.
Weinreben gedeihen nur gut in kräftigem, durchlässigem und tiefgründigem Boden, der viel Kalk und Humus enthält. Außerdem ist ein warmer, geschützter Standort wichtig.
Man sollte nur veredelte Topfballenpflanzen setzen. Das Pflanzloch wird etwa 40 cm vom Spalier entfernt ausgehoben, es muß ungefähr 30 cm tief sein. Die Rebe wird schräg gepflanzt, und zwar so, daß die
Wurzelspitze vom Spalier weg, die Sproßspitze jedoch zum Spalier hin gewendet ist. Letztere sollte einige cm aus der Erde herausschauen und auf 2 Augen zurückgeschnitten werden. Die Pflanzstelle wird anschließend
locker angehäufelt, gut gewässert und mit
Kompost umgeben, damit der Rebstock von vornherein gut mit Nährstoffen versorgt ist.
Der beste Monat zum Pflanzen ist der April. Die jungen Sprosse müssen zum Spalier
hingeleitet und anfänglich festgebunden werden.
Man kann den Weinstock einstämmig oder als Fächerspalier ziehen. In jedem Fall muß im Winter ein Rückschnitt erfolgen, um einen schönen Wuchs und guten Fruchtansatz zu erzielen: Die Weinrebe blüht nur aus dem
zweijährigen Holz. Durch den Rückschnitt ist die Pflanze gezwungen, jedes Jahr neue Reiser zu bilden, an denen dann im folgenden Jahr Blütentriebe entstehen können.
Wenn man eine Fläche dicht begrünen will, kann man den Hauptstamm senkrecht nach oben ziehen und jedes Jahr nur je einen Ast nach links und rechts auswachsen lassen. Dazu wird der Hauptstamm jedes Jahr im Januar
oder Februar bis auf 2 Augen über dem obersten Seitentrieb des letzten Jahres zurückgeschnitten. Die beiden Augen wachsen später zu neuen Seitenästen aus. Auch von den bereits vorhandenen Seitenästen entfernt
man die dünnen Endstücke, die dann von kräftigeren Trieben ersetzt werden. Der Schnitt erfolgt immer 1,5 cm über demjenigen Auge, das noch austreiben soll. Bei kürzerem Abstand stirbt das oberste Auge meist ab.
Ein Sommerschnitt kann den winterlichen Formschnitt sinnvoll ergänzen: Man schneidet ab Juni alle nichtblühenden Seitenäste und entspitzt später auch die tragenden Äste 2 Blätter über der letzten Fruchtrispe.
Ab August kann man Blätter, die die Trauben beschatten, entfernen und so den Reifeprozeß etwas beschleunigen.
Außerhalb der typischen Weinbaugebiete mit relativ warmem Klima ist es oft notwendig, besonders frostresistente Sorten zu wählen oder die Pflanzen im Winter zu schützen.
Leider ist der Weinstock recht anfällig für eine Reihe von Pilzkrankheiten und Schadinsekten. Zur notwendigen Pflege gehört daher neben dem regelmäßigen Schnitt auch ein wachsames Auge, das bereits erste
Anzeichen von Schädigung erkennt und wirksame Gegenmaßnahmen einleitet.
Die Reblaus war nach ihrer Einschleppung aus Amerika zunächst eine Katastrophe für die europäischen Weinbauern, da es keine wirksame Bekämpfungsmethode gab. Das Tier befällt hauptsächlich die unterirdischen Organe.
An den Stellen, an denen die Reblaus eine Wurzel angestochen hat, entstehen dicke Schwellungen. Reblausbefall führt meist zum Verlust der Pflanze und muß beim staatlichen Meldedienst angezeigt werden.
Da die amerikanischen Rebenarten gegen den aus ihrer Heimat kommenden Parasiten widerstandsfähig sind, hat man zunächst versucht, durch Kreuzung diese Widerstandsfähigkeit auf die europäischen Reben zu übertragen.
Dabei ging jedoch die geschmackliche Qualität der Trauben stark zurück. Heute beschreitet man einen anderen Weg: Durch Pfropfung werden die heimischen Sorten auf Unterlagen amerikanischer Reben veredelt.
Da die Reblaus nur das Wurzelwerk angreift, wird ihr durch diese Vorgehensweise eine Schädigung der Weinreben unmöglich gemacht.
Weitere tierische Schädlinge sind der Traubenwickler, ein Schmetterling, dessen Raupen Blüten und Beeren verspinnen und fressen, und der Rebenstecher, ein blaugrüner Käfer, der seine Eier in welkende Blätter
einrollt, die er zuvor am Stiel angefressen hat. Seine Larven ernähren sich vom Laub und schwächen dadurch bei stärkerem Befall die Pflanze.
Die beiden wichtigsten Pilzkrankheiten sind der Echte und der
Falsche Mehltau der Rebe. Beide überziehen die grünen Pflanzenteile mit einem weißgrauen Belag.
Der Falsche Mehltau bringt die Trauben zum Platzen. Er wird mit Schwefelpräparaten bekämpft. Der Echte Mehltau führt zur Entstehung von sogenannten Ledertrauben. Gegen den Befall schützt man die Pflanze mit
kupferhaltigen Pilzpräparaten nach dem Laubaustrieb.
Übersicht
Seite zurück
© biancahoegel.de;
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 12.02. 2024