Kirschen

andere Namen: Süßkirsche, Sauerkirsche, Prunus

Beliebter Obstbaum mit süßen oder sauren, aber immer saftigen Steinfrüchten.
Standort: Sonnig bis halbschattig, je nach Art mit unterschiedlichen Bodenansprüchen.
Höhe: Je nach Art und Sorte baum- oder strauchförmig.
Erntezeit: Ab Juni.

Die Kirsche ist eine alte Nutzpflanze, und ihre saftigen Steinfrüchte werden von Kindern genauso wie von Erwachsenen gerne genascht oder zu Marmelade, Saft, Kuchen oder anderen Köstlichkeiten verarbeitet. Nicht umsonst heißt es, daß Nachbars Kirschen immer am besten schmecken. Denn die leuchtendroten und glänzenden Kirschen laden direkt zum Abpflücken ein. Ein Angebot, von dem auch Vögel nur zu gerne Gebrauch machen. Schon so mancher Gartenfreund hat zur Fruchtzeit nur die Kerne ernten können, wenn zuvor ein Schwärm Vögel den Baum leergeräubert hat. Die Kirsche ist, wie andere Steinobstgewächse auch, ein Rosengewächs (Rosaceae). Eng verwandt sind mit ihr beispielsweise Pflaume, Aprikose, Mandel, Pfirsich und Schlehe. Süßkirsche.

Sämtliche Kulturarten unserer Süßkirsche lassen sich von der auch heute noch bekannten Wildform der Vogelkirsche (Prunus avium) ableiten. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Westasien bis in weite Teile von Europa. Die Vogelkirsche bildet 10 mm dicke, dunkelrote, süße Steinfrüchte aus, die als Wildobst sehr zu empfehlen sind. Aus ihr haben wahrscheinlich schon die Alemannen eine Kulturform gewonnen. Die Früchte der heutigen Kulturformen erreichen eine Durchmesser von 20 mm und haben einen relativ größeren Fruchtfleischanteil.
Häufig findet der Kirschbaum aber auch als Zierpflanze Verwendung. Denn noch vor dem Laubaustrieb im April und Mai schmückt sich der ganze Baum mit zahlreichen weißen Blüten. Des weiteren wird das harte, rötlichbraune Holz auch gerne zum Bau von Musikinstrumenten benutzt.

Sorten

Beim Anpflanzen von Kirschbäumen unterschiedlicher Sorten muß unbedingt berücksichtigt werden, daß die Befruchtungsverhältnisse recht kompliziert sind. So verlangen einige Sorten zur Befruchtung unbedingt Fremdpollen anderer Sorten. Eine Übersicht darüber ist in jedem Fachhandel einzusehen. (eine Auswahl)
Um die große Sortenvielfalt ein wenig übersichtlicher zu gestalten, werden die einzelnen Sorten ihrer Reifezeit entsprechend in Kirschenwochen eingeteilt. Eine Kirschenwoche umfaßt 14 Tage, und die erste Wochenperiode reicht vom 1. bis 15. Mai, die 6. Kirschenwoche vom 15. bis 31. Juli. Die Reifezeiten sind darüber hinaus natürlich noch vom Klima, der Witterung, den Bodenverhältnissen usw. abhängig.
Eine weitere Unterteilung läßt sich in Herzkirsche (var. juliana), mit weichem, leicht verderblichem Fruchtfleisch, und in Knorpelkirsche (var. duracina), mit festem Fleisch und daher besseren Transporteigenschaften, vornehmen.

Schon in der 1. oder 2. Kirschenwoche reift "Kassins Frühe"-Herzkirsche heran. Ihre dunkelroten Früchte sind weich und saftig und haben ein ausgezeichnetes Aroma. Sie lassen sich sehr gut im Haushalt verwenden. Die Sorte ist sicher eine der besten Frühsorten.
Nicht ganz so aromatisch, aber dafür um so süßer ist "Fromms Herzkirsche", die in der 3. Kirschenwoche heranreift. Ihre violetten Früchte eignen sich hervorragend als Tafel- und Wirtschaftsobst. Als spätblühender Baum und guter Frosthärte hat diese Sorte einen reichen und sicheren Ertragswert.

Von großer wirtschaftlicher Bedeutung ist die "Hedelfinger Riesenkirsche"-Knorpelkirsche. Diese schon seit Jahrhunderten bekannte Sorte trägt in der 4. bis 5. Kirschenwoche dunkle, feste und feinwürzige Früchte. Aufgrund der reichlich vorhandenen Früchte ist diese Sorte in vielen Gärten weit verbreitet. Die Kirschen sind sowohl als Einmachfrucht als auch in der Konservenindustrie sehr geschätzt.
"Dönissens Gelbe Knorpelkirsche" ist wegen ihrer hellgelben Früchte eine recht auffällige Sorte. Diese gelbe Farbe schützt sie aber auch vor allzu starkem Vogelfraß. Obwohl die Früchte keinen ganz so hohen Aromagehalt aufweisen, sind sie doch recht wohlschmeckend. Die Fruchtreife erfolgt in der 4. bis 5. Kirschenwoche, und während dieser Zeit sind sie auch besonders anfällig gegenüber Wind und Regen. Große wirtschaftliche Bedeutung haben sie nicht, sie eignen sich am besten zum baldigen Verzehr.

Eine wertvolle Marktsorte ist dagegen die "Große Schwarze Knorpelkirsche", eine der ältesten Sorten in Deutschland. Die großen, schon fast schwarzbraun gefärbten Früchte haben ein rötliches Fruchtfleisch und sind von vorzüglichem Geschmack. Die Ernte kann in der 4. bis 5. Kirschenwoche erfolgen und liefert Früchte mit einem hohen Marktwert. Im eigenen Garten locken die Früchte zum Frischverzehr, aber auch zum Einmachen sind sie sehr gut geeignet.

Standort und Pflege

Die Süßkirsche ist recht anspruchslos gegenüber Bodenverhältnissen. Am liebsten sind ihr aber Böden mit einem höheren Lehmanteil, der gleichbleibend feucht gehalten wird. Sie gedeiht nicht auf Sandböden oder allzu schweren Böden, die zu Staunässe neigen. Für gute und reichhaltige Ernten eignet sich am besten ein warmes, ausgeglichenes Klima. Ihre Verbreitung wird sowohl durch allzu starke Winterfröste als auch durch hohe Sommertemperaturen begrenzt. Die Blüten sind bei Spätfrösten recht anfällig.
Ein geringer Ernteertrag kann bei älteren Exemplaren durch eine einmalige mineralische und organische Düngung im Jahr behoben werden.
In späteren Jahren sollte regelmäßig ein Auslichten der Krone erfolgen.

Sauerkirsche

Im Jahre 64 v. Chr. soll die wild im Kaukasus und in Kleinasien vorkommende Sauerkirsche (Prunus cerasus) aus Cerasunt nach Italien eingeführt worden sein. Ihr Name entstand aus Cerasa-Kirasa-Kirsa-Kirsche. Die roten Früchte enthalten im Fruchtfleisch fast 3 mal so viel Fruchtsäuren wie die Süßkirschen. Sie werden hauptsächlich als Einmachobst genutzt oder zu Marmelade oder Saft verarbeitet. Außerdem können die Früchte natürlich verwendet werden, um so Köstliches wie Kuchen, Torten, Fruchtsalate, Liköre und Weine herzustellen. Die Blüten der Sauerkirsche öffnen sich später als die der Süßkirsche und sind deshalb auch nicht so anfällig bei Spätfrösten.

Auch die Sauerkirschen lassen sich in verschiedene Gruppen einordnen:
Die Amarellen sind dunkelfarbige, saure Früchte mit nicht färbendem Saft;
die Weichselkirschen mit sauren, roten Früchten und färbendem Saft;
die Süßweichselkirschen sind Bastardkirschen mit färbendem Saft, und die Glaskirschen sind Bastardkirschen mit nicht färbendem Saft.

Sorten

Die größte Bedeutung bei den Sauerkirschen kommt sicherlich der "Schattenmorelle"-Weichselkirsche zu. Ihre schwarzroten, leicht herben Früchte, die aber trotzdem einen hohen Zuckergehalt aufweisen, reifen in der 6. bis 7. Kirschenwoche heran. Sie werden wirtschaftlich vor allem zur Herstellung von Konfitüre und Konserven verwendet. Um eine reiche Ernte zu erhalten, ist es wichtig, die stärkeren Seitentriebe schon kurz nach der Ernte zu kürzen.
"Morellenfeuer"-Weichselkirsche hat sehr saftige und aromatische Früchte, die bereits, für Sauerkirschen sehr früh, in der 5. bis 6. Kirschenwoche heranreifen. Die wohlschmeckenden Früchte sind vielseitig verwendbar.
Sehr zu empfehlen ist auch "Heimanns Rubin"-Weichselkirsche. Diese dunkle, schwarzbraune Sorte ist sehr aromatisch und säurereich und zählt mit zu den wertvollen Sorten, die sowohl zur industriellen Saftgewinnung und Konservierung als auch zum Hausgebrauch hervorragend geeignet sind.

Um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen, werden kaum noch Hochstammbäume zum erwerbsmäßigen Anbau verwendet. Vielmehr werden Buschbäume verwendet, die sich besser pflegen und abernten lassen. Diese ertragreichen Sorten erhalten dann jedoch keinen scharfen Rückschnitt mehr, sondern werden ausgelichtet, indem die dünnen und nach innen wachsenden Triebe entfernt werden. Dadurch wird erreicht, daß die Krone von Beginn an nach außen drückt.

Standort und Pflege

Die äußerst genügsame und anspruchslost Sauerkirsche gedeiht auch noch auf armen Sandböden, so daß sie für jeden Garten geeignet ist. Das einzige, was sie nicht mag, sind staunasse Böden oder ein hoher Grundwasserspiegel. Extreme Temperaturen im Winter und Sommer sind für die Sauerkirsche genausowenig ein Problem wie Fröste, die der Süßkirsche doch zusetzen können.

Die Schattenmorelle trägt an vorjährigem Holz, das sich nur ausreichend bei regelmäßigem Schnitt bildet. Der Schnitt erfolgt am besten im Herbst nach der Ernte, wobei man darauf achten sollte, die Stammrinde nicht allzu stark zu verletzen. Geschnitten wird fast bis zur Basis (einige Knospen sollten erhalten bleiben).
Ein Verjüngungsschnitt sollte im zeitigen Frühjahr mit dem Neuaustrieb erfolgen. Die Krone wird um etwa zwei Drittel eingekürzt. Dabei müssen immer junge Triebe erhalten bleiben. Im Herbst ist dann der Neuaustrieb kräftig zu lichten.
Negative Nachricht: Kirschen gibt es erst im folgenden Jahr.

Krankheiten und Schädlinge

Besonders die Sauerkirschen sind für die Monilia-Fruchtfäule, eine Pilzerkrankung, anfällig. Der Befall äußert sich, indem die heranreifenden Früchte Faulstellen aufweisen, an denen später gelbbrauner Polsterschimmel entsteht, außerdem fangen die Zweige an zu vertrocknen. Die befallenen Früchte müssen sowohl vom Baum als auch vom Boden sorgfältig abgesammelt werden, damit sich die Pilzsporen nicht weiterverbreiten können. Ebenfalls müssen befallene Zweige abgeschnitten werden. In ganz starken Fällen kann man auch spezielle Pilzbekämpfungsmittel (Fungizide) einsetzten. Auf jeden Fall sollten aber biologische Präparate verwendet werden, um die blütenbesuchenden Bienen nicht zu gefährden.

Tritt der Gummifluß bei Kirschen auf, so handelt es sich um Wachstumsstörungen, die verschiedene Ursachen haben können: zu geringe Kali- oder Phosphorzufuhr, Kalkmangel oder Staunässe. Es erscheinen auf den Ästen und am Stamm zunächst flüssige, später gummiartige Saftklumpen. Diese Stellen werden herausgeschnitten und mit Baumwachs dick überstrichen. Natürlich muß auch der Krankheitsgrund beseitigt werden.

Einer der ärgsten Schädlinge ist aber die Kirschfruchtfliege, erkennbar an den durchsichtigen Flügeln mit dunklen Bändern und einem gelben Rückenfleck. Dieses Insekt legt seine Eier Ende Mai in die heranreifenden Kirschen. Die sich dort entwickelnden Larven ernähren sich von dem Fruchtfleisch und verlassen nach ungefähr 1 Monat die Kirsche, um sich im Erdboden zu verpuppen. Der Befall wird an fauligen Fruchtstellen, zumeist in Stielnähe, deutlich. Zur Bekämpfung werden die befallenen Früchte vom Baum gepflückt und vernichtet. Es ist nicht nötig, direkt mit Insektiziden zu arbeiten, da auch biologische Bekämpfungsmittel im Handel sind, die die nützlichen Insekten verschonen.

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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 26.02. 2024