Erlkönig

  Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl im Arm,
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.

Ein Denkmal in Jena

"Mein Sohn, was birgst du dein Gesicht?"-
"Siehst,Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlkönig mit Kron und Schweif?"-
"Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif"-

'Du liebes Kind, komm geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;
Manch bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.'

"Mein Vater, mein Vater, und höhrst du nicht,
Was Erlkönig mir leise verspricht?"
"Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind!
In dürren Blättern säuselt der Wind"-

'Wills, feiner Knabe, du mit mir gehen?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.'-

"Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düsteren Ort?"-
"Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau."-

'Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.'-
"Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an.!
Erlkönig hat mir ein Leids getan!"-

Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
Er hält in den Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.


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Datum der letzten Änderung : Jena, den: 18.02.2014